Burkhard Bartel


Premium (World), Stuttgart

Aufgespießt

Das Vegetarian-Festival der chinesischstämmigen Bevölkerung gilt als das skurrilste Fest in Südostasien (Thailand, Malaysia, Singapur). Es wird neun Tage lang gefeiert und beginnt immer am Vollmondtag des 9. Monats des chinesischen Mond-Kalenders.

Die Mah Song sind die Auserwählten, die während der Feierlichkeiten die göttlichen Geister in sich tragen. Sie leiden stellvertretend, durch bizarre Piercings, um damit Glück und Gesundheit für die Gemeinschaft zu erwirken. Andere schneiden sich mit großen Sägen in die Zunge, hacken sich mit scharfen Äxten in den Rücken, laufen über glühende Kohlen oder lassen sich hunderte Spritzennadeln in die Haut stechen. All das geschieht in Trance und ohne Betäubung.

Die Mah Song bereiten sich wochenlang vor, sie fasten, verzichten auf Fleisch, auf Alkohol und Sex. Sie werden von der Gemeinschaft sehr verehrt.

Während der Straßenprozession werden die 9 Götter, die für die Zeit des Festivals auf der Erde weilen, durch die Straßen getragen. Und dann wird es sehr laut, tausende von China-Böllern werden gezündet. Viele laufen mit nacktem Oberkörper und barfuß durch die Böller-Hölle.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kamen viele Chinesen nach Phuket. In dieser Zeit blühte der Abbau und der Handel von Zinn. 1825 begann das Vegetarian-Festival.

Ich habe im Jui-Tui-Tempelschrein dem Stechen der Piercings zugesehen. Die Menschen werden dazu in Trance versetzt und empfinden so keine Schmerzen. Sie werden zu Medien der Geister. Nach der Rückkehr von der Prozession werden die Piercings entfernt und der Träger aus dem Trance-Zustand wieder ins Leben zurückgebracht. Das dauert oft bis zu einer halben Stunde. Dann werden die eingesetzten Gegenstände entfernt. Die teilweise sehr großen Schnittwunden werden nicht genäht. Sie bluten kaum und heilen sehr schnell. Die Teilnehmer an der Prozession und auch die Zuschauer tragen weiße Kleider. Begleitet wird die Prozession von Feuerwerk und Musik.

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