...bambang...
ein Freund von mir, Bambang, 42 Jahre alt. Ein Diplom in Islamischer Theologie. Seit 15 Jahre ist sein Beruf Müllsammler, da er keine Einstellung im Bereich Islamischer Theologie bekommen hat, sei es als Lehrer oder als administrativen Angestellten. Er sammelt Müll, dann verkauft er den gesammelten Müll an grösseren Sammler, damit dieser dann an noch grössere oder direkt an Müll-Recycle Industrie weiterverkaufen kann . Normalerweiser sammelt er Plastik oder Papier. Für ein Kilogramm Plastik, bekommt er von Rp 700 bis Rp 3500, umgerechnet zu Euro etwa 6cents bis 30cents. Wenn er Glück hat, kann er bis zu 15tausend Rupiah (etwa 1,10 Euro) am Tag sammeln. Um 5 uhr morgen muss er schon aufstehen und dann bis abend arbeiten. Er hat einen motoriesierten Becak (rikscha), den er gebraucht gekauft hat. Ein Haus hat er nicht, er schläft auch unter einer Füssgängerbrücke am Grossmarkt von Jogja. Eine Familie hat er nicht. aber er muss einen kleinen Jungen und dessen mutter versorgen, obwohl die beiden nicht sein eigenes Kind und Frau sind....
Hier sehen wir ihn bei seinem Mittagsessen, in Müllplatz gefundene Mangos, die weggeworfen wurden. Trotz alles ist er froh darüber, dass er noch leben kann...und dass jemand Mangos weggeworfen hat.
Helge Volkening 24/06/2006 8:58
Danke für Deine Erklärung ;.-) Hat mich sehr gefreut etwas mehr über die Hintergründe zu erfahren!VLG
Helge
Suryo Wibowo 24/06/2006 5:56
@Helge: Antworten zu deiner frage...1. es gibt einige gruende dafuer...
- ich habe auch nicht soviel Geld. ich verdiene auch nicht viel im Jahr. Kamera und Objektiv waren ausgeliehene Sachen...der Film, den ich verwende, ist der billigste Film auf dem Markt. kostet 8000 Rupiah pro Stueck...Entwicklung auch mit billigsten Preis....selbst fuer Scannen muss ich 2-3 Monaten warten, bis ein Freund von mir, der einen Scanner besitzt, Zeit hat.Und ich kann bei ihm auch erst um 12uhr nacht bis morgengrauen scannen... und fuer die Bearbeitung habe ich auch keinen eigenen Komputer...ich muss dazu zu einem anderen freund gehen...
- ein anderer Grund ist, dass Geldgeben nicht so einfach ist. erstens, es kann aus kulturellen Gruenden den Stolz der Person verletzen, zweitens, bei vielen Leuten kann es jedoch zum Faulsein treiben. und dann wird jedes Foto sozusagen gestellt...bzw, touristisch.
- Verdiene ich mit meinen Bildern? nein. wollte ich die Bilder verkaufen, dann sollte ich ihm etwas geben. Ich wollte schon die Bilder verkaufen. Aber es geht bislang nicht. Wenn ich die Bilder verkaufen koennte, dann wuerde ich ihm auch einen Teil davon geben. Meine Hilfe bis jetzt ist nur Muell aus meinem eigenen Haus zu ihm nehmen, sodass er diese verkaufen kann.
2. Studium kostet hier auch einiges. warum besteht keine Chance mehr auf Hilfe zum Aufbau einer besseren Existenz? KORRUPTION. Hilfe vom In- und Ausland fliessen staendig. jedoch viele korrupten Beamten nehmen staendig fuer sich selbst. In der indonesischen Konstitution steht eigentlich geschrieben, dass der Staat fuer die armen Leuten, die Waisenkinder, die Obdachlosen verantwortlich ist. und dass der Staat gibt jedem das Recht auf eine gerechte Arbeit und gerechte Bezahlung. Doch wie ist das auch moeglich, wenn man fuer einen Job irgendwo auch "kaufen" muss...Man muss 40millionen Rupiah (3800 Euro) zahlen, wenn man einen Polizisten sein will...und das nur als Streifenpolizist...und als Beamten, Lehrer oder andere...weiss ich nicht wieviel.
Leute wie Bambang, die auf der Strasse leben muessen, werden dann oft Opfer der Ordnungsrazzien. Die werden in Zellen gesteckt, genau wie verbrechen. die werden klar nach einigen Tagen wieder entlassen, aber all ihr Besitz (vor allem mitgenommenes Geld) werden dann - in der indonesischen amtlichen sprache - "beschlagtnahmt". Haben sie kein Geld, so kann ihnen auch nichts helfen.
Ein anderer Grund kommen von den Leuten selbst. viele Leute sind einfach Faul. Irgend ein Anthropolog hatte schon mal gesagt, dass Kultur eigentlich der Weg, damit der Mensch seine Umwelt beherrschen kann. Indonesien ist seit ewig reich an natuerlichen Resourcen. und dieses Reichtum an natuerlichen Ressourcen machen die Kultur hier. Und unbewusst steckt eine Mentalitaet zum Faulsein in dieser Kultur. In Europa, da musst man im Sommer hart arbeiten, damit man im Winter genugen Vorrat hat. Hier gibts keinen Sommer und keinen Winter.
laut seiner Aussage bin ich die erste Person, die ihn fotografiert hat. und war sehr froh darueber. irgendwann, als ich mit ihm gewesen war, hat jemand gesehen,dass ich ihn fotografiert habe. und diese person hat ihn nach mir fotografiert. und weil er Kohle hat, macht er eine eigene Ausstellung darueber...so?
eigentlich wollte ich meine Fotos quasi als Publikation damit solche Personen wie Bambang geholfen werden koennen.
Helge Volkening 23/06/2006 13:44
Tolles Bild, Tolle Serie...2 Fragen hab ich dann aber doch noch:
1. Wenn er vor jemand mit einer Kamera fotografiert wird, die weit über seinem "Jahreslohn" liegt, warum muss dein Kumpel Bambang dann an solchen Tagen weggeworfene Mangos essen, anstatt dass Du Ihm ein paar Euros für die Fotos gibst ?
2. Ich nehm mal ein Studium kostet auch dort einiges an Kohle. Die hat entweder er oder seine Familie ja aufgebracht und wieso besteht da jetzt keine Chance mehr auf Hilfe zum Aufbau einer besseren Existenz ?
VLG
Helge
Monika Brand 20/04/2006 19:18
beeindruckend und nachdenklich stimmend....sehr gut!Felix Rachor 14/04/2006 10:30
na das nenn ich mal tuning vom Feinsten!Helmut Schadt 07/03/2006 23:43
ein sehr eindrückliches sozialkritisches und ausgezeichnet gestaltetes bild.liebe grüße, helmut
stefan.ansorge 19/01/2006 3:10
@OliverWar mir auch klar, dass die Aufnahme nicht heimlich war...;-) Ohne Suryo's Erklaerung haette der Schluss aber nahegelegen.
Gruesse, stefan
bedav 18/01/2006 21:52
vielleicht liegt's am Titel, wie wäre: "Bambangs Habseligkeiten", damit würde gleich im Titel auf das Becak mit all seiner Ladung hingewiesen werden.ndherek nepangaken kula Bettina (mit 2 t, hehehe) saking Hamburg
stefan.ansorge 18/01/2006 3:40
Sehe ich nicht so. Der Wagen ist wichtig, weil er faktisch die Quintessenz des Lebens dieses Mannes auszumachen scheint. Das ganze Leben stapelt sich auf vier Raedern.Die Perspektive ist zwar "von oben herab". Das laesst die Person aber klein erscheinen und passt m.E. zum Thema "kleine Existenz". Ob man darin eine Herabwuerdigung sehen kann, ist Interpretationssache.
Armut zu photographieren ist immer heikel, weil oft Dinge in das Bild hineininterpretiert werden koennen, die entweder nicht der Absicht des Photographen, oder auch gar nicht der Realitaet entsprechen.
Ob man mit so einem Shot, der heimlich gemacht zu sein scheint, Probleme hat, ist etwas anderes. Da gebe ich Margit Recht.
lg, stefan
ps
Mir fehlt bei der Nachbearbeitung etwas Weisskontrast. Hier ist alles zu grau!
Margit Haider 17/01/2006 12:00
ich finde das bild nicht so gut!das becak ist zu dominant, und bambang tritt zu sehr in den hintergrund.. es macht irgendwie den eindruck, als hättest du so getan als würdest du nur das becak fotografieren, und hast ihn heimlich mit aufs bild genommen.. ich weiß dass das nicht der fall ist.. aber so würde ich das bild interpretieren wenn ich die geschichte zu dem bild nicht kennen würde.. zu der geschichte würde ich mir ein bild wünschen, auf dem bambang selbst ins zentrum rückt! ich finde das bild ausserdem zu sehr "von oben herab" fotografiert.. hmm.. ich glaube du kannst das besser! :)
Helle MH 17/01/2006 11:33
Da fehlen mir die worte.stefan.ansorge 17/01/2006 4:46
Gutes Bild, interessante Geschichte. Kommt mir sehr bekannt vor!lg, stefan
Spezifisc H 17/01/2006 0:06
!! ach wie krass....Setia Nugraha 16/01/2006 20:18
ein tolles fotos... so ist IndonesienKlaus Kettner 16/01/2006 20:18
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