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* barriere.frei [kraftlos im leben(?)] *

* barriere.frei [kraftlos im leben(?)] *

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Peter Purgar


Premium (Pro), Graz

* barriere.frei [kraftlos im leben(?)] *

Vorwort:
Egal ob mit oder ohne Behinderung versucht der Mensch ein barrierefreies Leben zu führen, er ist ständig darum bemüht Barrieren zu vermeiden oder diese mit dem geringsten Aufwand zu überwinden. Ohne sie wäre sein Leben uninteressant, diese Hindernisse gehören dazu und jeder meistert seine Barrieren mehr oder weniger gut, auf alle Fälle meistert sie ein jeder anders.
Jede geistige oder körperliche Behinderung stellt zusätzliche Barrieren dar die vom Betroffenen mit oder ohne fremde Hilfe zu überwinden sind.
Diese Bilderserie soll einen Einblick in ein scheinbar kraftloses Leben geben, denn abseits der baulichen Barrieren sind auch zwischenmenschlichen Barrieren zu berücksichtigen, diese können genauso schmerzen wie Gehsteigkanten, Eingangsstufen oder Pflastersteine.
Das Leben geht weiter wenn man seine Barrieren überwindet, sie sollten aber niemals unbezwingbar sein.

In einem Gespräch mit meinem Hauptdarsteller möchte ich einen Blick hinter seine Kulisse wagen.

Deine Behinderung nennt sich Muskelschwund – kannst du sie kurz beschreiben?
„Muskeldystrophie nennt sie sich und ist genetisch bedingt. Meinen Muskelzellen fehlt ein Protein das der menschlichen Zellenhülle die notwendige Stabilität gibt. Bei Belastung wird das Zellskelett instabil, es zerfällt quasi und wird in Bindegewebe umgewandelt, dadurch verliere ich immer mehr an Kraft. Das löst meine Behinderung aus.“

Seit wann ist diese Behinderung ein Teil deines Lebens?
„Meine Eltern erzählten mir, dass ich im 3. Lebensjahr Dinge, die ich bereits konnte, plötzlich wieder „verlernte“. So konnte ich z.B. plötzlich nicht mehr sitzen und bin öfters umgefallen, obwohl ich das Sitzen bereits erlernt hatte. Es ist ein schleichender Prozess und ab dem 7. Lebensjahr brauchte ich einen Rollstuhl. Seit ungefähr dieser Zeit benötige ich auch eine 24-Stunden Betreuung.“

Wie bist du als Kind bzw. Jugendlicher damit umgegangen?
„Ich war sehr introvertiert und traute mich als Kind kaum vor die Türe, meine Schüchternheit hinderte mich vor Bekanntschaften und Freundschaften. Ich hab mich z.B. hinter meiner Mutter versteckt wenn fremde Menschen zugegen waren, Smalltalk zu führen ist auch heute noch schwierig für mich. Offensichtlich habe ich aber die Gabe diese Situationen so zu überspielen, dass dieses Problem nur meine engsten Vertrauten wahrnehmen. Sicherlich bin ich auch sehr behütet aufgewachsen und meine Familie hat mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Diese Situation war auch für manche Familienmitglieder nicht leicht.“

Du bist im Murtal geboren und aufgewachsen, ich kann mir vorstellen, dass der Schulalltag damals Mitte der 1970er Jahre nicht so einfach war?
„Ab dem 6. Lebensjahr ging ich in Graz zur Schule, in einem Heim für behinderte Kinder hab ich meine Pflichtschuljahre absolviert. Integrationsklassen gab es damals nicht und somit waren Menschen mit Behinderungen meist in Heimen untergebracht und somit auch unter sich. Nur zu den Wochenenden bzw. in den Ferien konnte ich damals nach Hause fahren. Das Heimweh war für mich kaum auszuhalten und es flossen jahrelang viele Tränen auf der Fahrt nach Graz.“

barriere.frei [kraftlos im leben(?)]
barriere.frei [kraftlos im leben(?)]
Peter Purgar

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