Beim Barbier von Transsilvanien
Und so war das wirklich dort in Transsilvanien:
Es war im Juli. In welchem, dazu schweigt standhaft das Gedächtnis.
Das Weihnachtsfest stand ziemlich nah vor der Tür und würde schon
bald erbarmungslos über die Menschheit herfallen. Unser alter
Peugeot 403 blubberte brav die schmale Landstraße von Petrosani
nach Cimpulung, und das Schwarze Meer winkte bereits aus der
Ferne schlitzäugig mit falschen Versprechungen. Das zerschlissene
Dach des offenen Wagens flatterte vertraut und mutig im Wind, und
die fahle Mitternachtssonne schickte bläuliche Strahlen in die dichte
Dunkelheit. Ein schwarzer Schatten folgte uns mit aufdringlicher
Beständigkeit, hüpfte von Baum zu Baum der knorrigen Allee, um
sich immer wieder im blassen Wiesenschaumkraut zu verbergen.
Und dann geschah es. Schaurige Stille kroch vom Himmel herab,
erstickte jedes Geräusch, lähmte jede Bewegung. Das trübe Licht
unseres Autos verlosch, der Motor starb einen plötzlichen Tod. Das
Radio wisperte krächzend noch ein kaum hörbares „Weiter zu Fuß,
weiter zu Fuß...“, bevor es sich der Stille ergab. Widerspruchslos
kamen wir der ungeduldigen Aufforderung nach, ein eisiger Hauch
fuhr uns kaum spürbar durch das Gesicht – fremder Atem einer
unsichtbaren Kreatur, während draußen im finstren Feld der
wogenden Wiese ein morscher Galgen aus dem Boden wuchs.
Der winkte uns mit seinen tödlichen Armen freundlich herbei: „Kommt
her, kommt her!“
Kaltes Grausen ergriff uns, und gemeinsam mit ihm wandten wir uns
ungehorsam ab – dem Wald entgegen, der schwarz und schweigend
im Hintergrund stand. Vergeblich! Ein rauschendes Flattern kam näher
und näher, ergriff Besitz von der Luft, von der Nacht, von uns.
Und dann?
Ich weiß es nicht mehr! Unzuverlässig wie stets machte sich die
Erinnerung aus dem Staub, Hand in Hand mit ihrer kleinen, undurch-
sichtigen Schwester, der Zukunft. Nur das blieb: Gefühle wie
Weihnachten breiteten sich in uns aus, und ein Bild brannte sich
unauslöschlich im Gedächtnis ein – bis heute. Mit ihren knöchernen
Klauen umklammerte die Erinnerung einen todbringenden Holzpflock,
von dessen Spitze blutroter Lebenssaft tropfte...
Paperina 25/11/2014 15:06
bella foto....sapore antico ... +++Sensor am Rande des Nervenzusammenbruchs 22/10/2014 13:10
Klasse Outfit.Klasse Posing.
Klasse Belichtung.
Klasse Bildaufbau.
Das Bild ist nicht nur dokumentarisch gut.
Antigone44 10/10/2014 19:01
Mit Deinen Zeilen müsstest Du jetzt eigentlich auf der Buchmesse vertreten sein, oder ?mond.rose 01/10/2014 16:56
Oh wie gut, erinnert mich an meine Kindheit auf dem Balkan...die Geschichte - wunderbar - spannend und sehr gute Sprache - wenn aus deiner Feder. Hut ab!
Tolles Bild..
LG
Brigitte Specht 25/09/2014 18:45
...ein herrliches altes Foto....!Ich mag solche Erinnerungen sehr!
L.G.Brigitte
† Sabine Suess 21/09/2014 11:41
+++LG
Sabine
Marie Laqua 16/09/2014 18:27
... da erstaunt mich dass es so eine Sektion gibt :-))lg Marie
Frederick Mann 15/09/2014 13:24
I remember when
Marina Luise 12/09/2014 18:11
Nicht wirklich 'kleinkariert'! ;))Tolles Zeitdokument!
SabineC 11/09/2014 17:56
Ziemlich flott die Leute da in Transsilvanien...hab mir die alle in dunklen Umhängen vorgestellt ;-)LG Sabine
DagmarAusKöln 11/09/2014 9:09
1a-Saturday Night Fever-Körperhaltung.:-)) Dagmar
MissNeugier 10/09/2014 22:15
Yeah.....die Schlaghosen kenne ich noch gut von meiner älteren Schwester ;-)))Ruth U. 10/09/2014 19:38
Das ist ja schaurich und gruselich .. Mannomann, das muss ja ein schlimmes Erlebnis gewesen sein, ich hab ja allein beim Lesen ne Gänsehaut bekommen und ich bezweifele, dass ich heute Nacht schlafen kann .... aber so ganz hab ich das Ende nicht verstanden, der Holzpflock hat ja ganze Arbeit geleistet, aber vorher hatte der (ich mag es nicht aussprechen) Euch irgendwie gebissen, oder? Oh Gott, ich hol mir lieber gleich ne Knobiknolle.Frau Ke 10/09/2014 18:52
whow! :-)Claudy B. 10/09/2014 18:19
eine herrlich authentische Stimmung kommt hier rüber...