Bemalte Holzdecke Michaeliskirche
Bemalte Holzdecke des Mittelschiffs
Detail: Sündenfall im Paradies
Die bemalte Holzdecke im Mittelschiff des Langhauses, die im 13. Jahrhundert entstand, ist einzigartig nördlich der Alpen. Johannes Sommer datierte 1966 die Deckenmalerei zeitgleich mit den Westchor-Erweiterungen in die Jahre gegen 1200 und begründet dies hauptsächlich damit, dass es nach dem 1204 resignierten Abt Theoderich II. im Kloster keine Persönlichkeit mehr gegeben hätte, die zu solchen Leistungen fähig gewesen wäre.[26] Die dendrochronologischen Untersuchungen im Jahre 1999 weisen auf ein Fälldatum der für die Decke verwendeten Eichenhölzer zwischen 1190 und 1220 hin.[27][28]
Neben den Deckengemälden in St. Martin in Zillis (Schweiz) und in Dädesjö (Schweden) ist diese Deckenmalerei das einzige monumentale Tafelgemälde des hohen Mittelalters, das bis in unsere Zeit erhalten geblieben ist. Sie misst 27,6 × 8,7 Meter und besteht aus 1300 Eichenbohlen, die aus dem Holzstamm gespalten wurden; gesägte Bretter konnten noch nicht hergestellt werden. Dadurch ergibt sich eine strukturierte Darstellung im Vergleich zu den später beim Austausch schadhafter Bohlen eingesetzten Brettern.
Abgebildet ist der sogenannte Jessebaum, der die Abstammung Jesu darstellt. Die Malerei besteht aus acht Hauptfeldern.
Das erste Hauptfeld zeigt den Sündenfall im Paradies. In dieser für den Jessebaum ungewöhnlichen Darstellung stehen Adam und Eva neben dem Baum der Erkenntnis. In der Krone des daneben stehenden Baumes ist der segnende Christus zu erkennen. Das zweite Hauptbild zeigt Jesse, aus dessen Lende ein Baum entspringt, der sich durch die folgenden Hauptbilder rankt (Jessebaum). Die weiteren Felder sind sozusagen die Etagen dieses Baumes. Sie zeigen mit David, Salomo, Hiskia und Josia Könige Israels; sie umgeben jeweils vier weitere nicht benannte Könige. Das siebte Feld zeigt Maria umgeben von den vier Kardinaltugenden. Sie hält eine Spindel mit rotem Garn in der Hand. Nach dem Protevangelium des Jakobus gehörte sie zu den sieben Jungfrauen, die den Tempelvorhang anfertigten. Ihre Handhaltung erinnert an die der Eva im ersten Hauptbild; dies unterstreicht ihre Stellung als neue Eva. Das achte Hauptfeld wurde 1650 bei einem Einsturz des östlichen Vierungsturms zerstört. Seit dem Wiedereinbau der Holzdecke 1960 wurde es durch ein Bild Christi als Weltenrichter auf dem Thron ersetzt, das nach einer Vorlage aus dem 19. Jahrhundert entstand.
Das Paradiesbild ist von den vier Paradiesflüssen sowie den Evangelisten Markus und Lukas umgeben. Das Christusbild wird umrahmt von den Erzengeln Raphael, Uriel, Gabriel und Michael sowie den Evangelisten Matthäus und Johannes. Jedes der anderen Hauptbilder ist auf jeder Seite von zwei rechteckigen Darstellungen (hauptsächlich Propheten) flankiert; neben Maria befinden sich rechts der Verkündungsengel und Jesaja, oben links Johannes der Täufer; das vierte Bild kann nicht eindeutig identifiziert werden (Aaron oder Zacharias). In den vier Eckbildern werden die Symbole der Evangelisten dargestellt.
Weiterhin befinden sich an der Decke 42 Medaillons mit den Vorfahren Christi. Nach dem Matthäusevangelium sind dies die Generationen von Abraham (der sich in einem der Medaillons befindet, aber keine Sonderstellung einnimmt) bis Jesus (Mt 1,17 EU). Die Darstellung der Vorfahren ist jedoch dem Lukasevangelium entnommen, das 78 Vorfahren erwähnt und von David nicht über Salomo, sondern dessen Bruder Natan (2 Sam 5,14 EU) – nicht zu verwechseln mit dem Propheten – weiterführt (Lk 2,23–38 EU). Damit sind sowohl die königliche als auch die genealogische Abstammung dokumentiert.
Ursprünglich befand sich unter dem obersten Hauptbild der Kreuzaltar mit dem Bernwardskreuz, direkt dahinter stand die Christussäule.
Die Decke wurde 1943 ausgebaut und an verschiedenen Orten eingelagert. Die nach dem Einsturz des östlichen Vierungsturms ersetzten Bretter verblieben in der Kirche. Die ursprünglich verwendeten Bohlen überdauerten so den Zweiten Weltkrieg. Vor dem Wiedereinbau im Jahr 1960 sind alle Teile der Malerei sorgfältig gereinigt und restauriert worden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Michaeliskirche_(Hildesheim)
Inga H. 14/11/2024 19:49
Danke für das tolle Foto und die sehr interessante Information. Wie hast du das Foto augenommen? Hast du Kamera auf den Boden gelegt oder ein Stativ benutzt?H. Fabian 23/10/2024 19:46
Sehr interessant! Und Du hast die Decke auch bestens ins Bild gesetzt.VG Hans
skalare 44 18/10/2024 19:55
sehr gut zeigst Du diese so schöne Decke...die man sich wirklich ausgiebig ansehen sollte!!!Lg Ursula
Eifelpixel 18/10/2024 11:59
Eine ganz wunderbare Decke entdecktJoachim
Blende10 17/10/2024 23:06
Die Decke hast du perfekt ins Bild gebracht. Klasse.VG Ralf
W.H. Baumann 17/10/2024 21:22
Ein fantastisches und bis ins Detail symbolträchtiges Deckengemälde, das wohl maßgeblich zum Weltkulturerbe-Status beigetragen hat. Perfekt präsentiert!VG Werner
HageFoto 17/10/2024 19:50
Eine wunderbare Ansicht dieser einzigartigen mittelalterlichen Deckengemälde!LG Hans-Georg
Rainey 16/10/2024 19:54
Ein sehr beeindruckender Blick nach oben, ganz besonders!VG Verena
Eberhard Kuch 16/10/2024 19:54
Sehr gut aufgenommen, wirkt wie ein gewobener Teppich.Gruß Eberhard
sualk747 16/10/2024 19:36
Ein Kleinod der Kirchenkunst, großartig von dir gezeigt!LG Klaus
Michel Seitz 16/10/2024 19:09
In der Vergrößerung kann man einige Motive erkennen. Aber vor allem faszinieren mich die Farben.lg Michel
Vitória Castelo Santos 16/10/2024 18:42
sehr gut !LeBreton 16/10/2024 18:25
Fast ein Wunder, dass diese Kostbarkeit über die vielen Jahrhunderte erhalten blieb, so dass wir uns heute daran erfreuen können. Einfach faszinierend.VG Klaus