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Premium (Complete), Coburg

Benes Denkmal

Aufgrund der geschichtlichen Bedeutung für die vor dem 2. Weltkrieg in Tschechen angesiedelten Deutschen muss ich hier etwas weiter ausholen. Auch meine Großeltern mütterlicherseits waren davon betroffen.Wer daran kein Interesse hat, einfach überblättern, bzw. den Text nicht beachten.

Hier abgelichtet ist das Denkmal des ehemaligen tschechischen Präsidenten Edvard Benes am Loreto-Platz (Loretánské námestí).

Teil 2:
Infolge seiner Enttäuschung über die 1938 ausgebliebene Unterstützung durch die Westmächte näherte sich Benes ab 1943 zunehmend an die Sowjetunion als dem wichtigsten Garanten für eine Wiedererrichtung des tschechoslowakischen Staates an. Nachdem die Niederlage Deutschlands im Osten absehbar wurde, unterzeichnete er am 12. Dezember 1943 in Moskau mit Stalin einen tschechoslowakisch-sowjetischen Beistandsvertrag, der auch eine enge Zusammenarbeit in der Nachkriegszeit festlegte. Bei diesem Treffen stimmte Stalin den Plänen Benes’ zur Vertreibung der Sudeten- und Karpatendeutschen sowie einer teilweisen Vertreibung und Enteignung der 720.000 Ungarn in der Südslowakei zu. Nachfolgend wurde Benes zu einem der deutlichsten Befürworter von Stalins Absichten einer Expansion der Sowjetunion nach Westen. Er begrüßte die polnische Westverschiebung, da dadurch Deutschland verkleinert wurde, und sicherte Stalin die Karpatenukraine zu. In Moskau vereinbarte Benes mit den Kommunisten und Linkssozialisten unter Klement Gottwald die Errichtung einer Nationalen Front, bei der die anderen Parteien der Ersten Republik ausgeschlossen blieben. Im März 1945 reiste er erneut nach Moskau und führte Verhandlungen mit Gottwald über eine Beteiligung der Moskauer Gruppe an seiner Regierung, bei denen er umfangreiche Zugeständnisse machte.

Das im Ergebnis seiner Moskauer Verhandlungen erarbeitete Kaschauer Programm wurde am 5. April 1945 in Kosice, dem provisorischen Sitz der Regierung der Nationalen Front, durch den Ministerpräsidenten Zdenek Fierlinger verkündet. Darin wurden unter anderem das Verbot der konservativen Parteien der Ersten Republik, eine Wiederangliederung der Slowakei unter Wahrung von Autonomie, die Aussiedlung von Bürgern deutscher und ungarischer Nationalität, die die Nationalsozialisten unterstützt hatten, die Verstaatlichung des Großgrundbesitzes und von Industrieunternehmen und Banken, die Bestrafung von Kollaborateuren und eine Zusammenarbeit mit der Sowjetunion erklärt.

Im Mai 1945 kehrte Benes aus der Sowjetunion in seine Heimat zurück und übernahm wieder das Amt des Staatspräsidenten. Die Schaffung eines einheitlichen tschechoslowakischen Nationalstaates blieb der Dreh- und Angelpunkt seines politischen Programms. Am 29. Juni 1945 unterzeichnete Edvard Benes die Abtretung der Karpatenukraine an die Sowjetunion.

Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Prag am 16. Mai 1945 verkündete er einer begeisterten Menge auf dem Altstädter Ring:

„Es wird notwendig sein …, insbesondere kompromisslos die Deutschen in den tschechischen Ländern und die Ungarn in der Slowakei völlig zu liquidieren, soweit diese Liquidierung im Interesse des einheitlichen Nationalstaates der Tschechen und Slowaken überhaupt nur möglich ist. Unsere Losung muss es sein, unser Land kulturell, wirtschaftlich und politisch endgültig zu entgermanisieren.“

In seiner Rede in Melník am 14. Oktober 1945 hat Benes jedoch andererseits dann erklärt:

„In letzter Zeit werden wir jedoch in der internationalen Presse kritisiert, dass der Transfer der Deutschen in einer unwürdigen, unzulässigen Weise durchgeführt würde. Wir tun angeblich dasselbe, was die Deutschen uns angetan haben; wir greifen angeblich unsere eigene nationale Tradition und unseren bisher moralisch unangetasteten Ruf an. Wir machen angeblich einfach die Nationalsozialisten in ihren grausamen unzivilisierten Methoden nach.

Mögen diese Vorwürfe im Einzelnen wahr sein oder nicht, ich erkläre ganz kategorisch: Unsere Deutschen müssen ins Reich fortgehen und sie werden auf alle Fälle fortgehen. Sie werden aufgrund ihrer eigenen horrenden Moralschuld, aufgrund ihrer Taten bei uns vor dem Krieg und aufgrund ihrer ganzen Kriegspolitik gegen unseren Staat und unser Volk fortgehen. Die, die als unserer Republik treugebliebene Antifaschisten anerkannt werden, können bei uns bleiben. Aber unser ganzes Vorgehen in der Angelegenheit ihrer Abschiebung ins Reich muss human, anständig, richtig, moralisch begründet sein. […] Alle untergeordneten Organe, die dagegen verstoßen, werden sehr entschieden zur Ordnung gerufen werden. Die Regierung wird in keinem Fall erlauben, dass der gute Ruf der Republik durch unverantwortliche Elemente zerstört wird.“

Auf der Potsdamer Konferenz (Abschluss am 2. August 1945) stimmten die drei alliierten Siegermächte USA, Großbritannien und UdSSR der Überführung („Transfer“) der Ost- und Sudetendeutschen in „ordnungsgemäßer und humaner Weise“ zu. Auch sollten die Sudetendeutschen wie auch die Ungarn als „Kollaboranten und Verräter“ und unerwünschte Ethnien entschädigungslos enteignet werden. Deutsche, die während der deutschen Besatzung als Bürger loyal zur Tschechoslowakei gestanden hatten, sollten nach dem Kaschauer Programm von der Enteignung und anderen Repressionsmaßnahmen unbehelligt bleiben. Ein Teil der im Oktober 1945 erlassenen Benes-Dekrete bestimmte nicht nur die teilweise Verstaatlichung der tschechoslowakischen Wirtschaft, sondern auch eine über das Kaschauer Programm hinausgehende generelle Enteignung und Vertreibung der Deutschen bis auf wenige Ausnahmen.

Am 25. Februar 1948, bereits schwer krank, nahm Benes unter Druck das Rücktrittsangebot der nichtkommunistischen Minister an und ermöglichte damit die Machtergreifung durch die Kommunisten. Im Mai 1948 verweigerte er noch die Unterschrift unter die neue kommunistische Verfassung, am 7. Juni 1948 trat er zurück.

Sein Nachfolger wurde Klement Gottwald.
Quelle: Wikipedia

Commentaire 6

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  • Granny Smith 01/08/2020 23:25

    Die Benes Dekrete wurden als  Vergeltung für die Kollaboration vor allem der deutschen Minderheit mit den Nazis und die Annexion des Staatsgebietes durch Hitler-Deutschland angesehen. Insgesamt wurden etwa 3,2 Millionen Sudetendeutsche meist gewaltsam (Todesmärsche) vertrieben. Unrecht wurde mit Unrecht vergolten. LG Martha
  • W.H. Baumann 28/07/2020 21:33

    Das eine Unrecht hat das nächste zur Folge. Viele ausgebürgerte und enteignete Sudetendeutsche haben in unserer Gegend, nahe der alten Heimat, neue Wurzeln geschlagen.
    VG Werner
  • † smokeybaer 28/07/2020 18:30

    Schön doe Statue ins Bild gesetzt gr smokey
  • LW92 28/07/2020 18:14

    Mäßig gut abgelichtet, Rot zu sehr reduziert. Ich hab alles gelesen, was willst du uns damit sagen?
    • homwico 29/07/2020 23:19

      Du bist fast 50 Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs geboren, zumal in Schweden, das während des Krieges zumindest offiziell neutral geblieben ist. Also weit weg von den schlimmen Geschehnissen der damaligen Zeit. Deswegen nehme ich Dir die Frage nicht übel.
      Bei mir schaut es mit Baujahr etwas 1957 anders aus. Ich will versuchen es Dir zu erklären:
      Wir waren bei uns im Coburger Raum fast 40 Jahre lang bis zur Innerdeutschen Grenzöffnung, 1989,also 3 Jahre, bevor Du geboren wurdest, geographisch gesehen in einem Sack gefangen. Im Westen, Norden und im Osten lagen wir direkt an der damaligen "Zonengrenze" die als "Eiserner Vorhang" nicht auf normalem Wege passierbar war, nur nach Süden hatten wir eine Öffnung zur damaligen "westlichen" Welt. Dies hat sich für die gesamte Region negativ ausgewirkt.
      Verantwortlich waren dafür maßgeblich die unter den beiden Bildern geschilderten Geschehnisse, da die "Siegermächte" Deutschland in Besatzungszonen und Sektoren aufteilten. Erst später, als  zwischen diesen Mächten (USA, UDSSR, Großbritannien und Frankreich) Unstimmigkeiten bezüglich territorialen Ansprüchen und dem Gerangel um politische Vorherrschaften, Macht und der generellen politischen Ausrichtung aufkamen, orientierten sich die USA, Großbritannien und Frankreich auf einen geordneten Wiederaufbau Deutschlands mit dem Resultat das sich unter der Protektion der "Westalliierten" im Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland mit ihrem Grundgesetzen etablierte.
      Doch das kam für die Besatzungszone der UDSSR (Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken) zu spät: Diese wurde zur DDR, die dann unter Walter Ulbricht im August 1961 die "Mauer" bauen ließ.
      Soviel zur damaligen Situation.

      Die Tschechei, insbesondere Prag war schon immer ein Dreh-und Angelpunkt der europäischen Politik.
       In diesem Fall war sie mit ihrem damaligen Staatsoberhaupt Benes sozusagen das "Zünglein an der Waage", denn hätten die Westalliierten anders gehandelt und hätte Benes hier in der Vergangenheit mehr Unterstützung erhalten., hätte er sich wohl nicht so bedingungslos und eng der damaligen sozialistischen Maxime unterworfen.
      Du sieht also, das hier damals die Weichen für eine Politik gestellt wurde, die den mitteleuropäischen Raum für ein halbes Jahrhundert geprägt hat.
      Das ist der eine, der geschichtliche Aspekt.

      Der andere Aspekt ist, dass die damalige Zeit viel Leid über die Menschen gebracht hat. Weiß Du, wie viele Menschen für Politik und Machtansprüche der Politiker, allen voran Adolf Hitler, gestorben sind ?
      Ich sage es Dir: Durch direkte Kriegseinwirkung schätzt man die Zahlen auf 60-65 Millionen Menschen, mit den Kriegsfolgen und daraus resultierenden Verbrechen reichen die Schätzungen auf bis zu 80 Millionen Menschen !
      Da ist Corona ein laues Lüftchen dagegen.
      Auch meine Familie ist davon betroffen.
      Mein Großvater, er hat beide Weltkriege als Soldat durch- und überlebt, konnte Anfang der 50er Jahre sein Resumée ziehen:
      Ein durchschossener Oberarm, ein paar Jahre Kriegsgefangenschaft in Russland und als er endlich wieder frei war, mittellos. Sein Haus und Grundstück wurde enteignet. Heimatlos, weil er nicht mehr in sein zu Hause zurückkehren konnte, bzw. durfte. Von der Psyche ganz zu schweigen. Er hat nie mit uns über die Ereignisse gesprochen.
      Aber: man kann auch sarkastisch sagen: Glück gehabt -  er lebte noch.
      Das ist der zweite Aspekt. Der humanitäre, der menschliche Aspekt.

      Was will ich damit sagen:

      Meine persönliche Meinung ist:
      Man darf niemals vergessen was damals geschehen ist.
      Und man muss immer, wir alle, daran arbeiten, dass so etwas nie wieder geschehen kann.
      Ich maße mir nicht an, zu sagen: ich stehe über den Dingen. Ich sehe sicherlich vieles subjektiv und habe nicht den nötigen Abstand zur Sache.
      Aber ich glaube, wir müssen diese Spirale gegenseitiger Schuldzuweisungen und die Versuche, andere zu übervorteilen, egal auf welcher Ebene (politisch, sozial etc.), aufbrechen. Wenn wir es nicht fertig bringen zu sagen: ich verzichte im Nachgang auf Schadensersatz oder auf Reparationsleistungen für Dinge die mehr als ein halbes Jahrhundert oder noch länger zurückliegen,werden wir es nicht schaffen.
      Und dieser Verzicht muss für  a l l e Seiten,  ob im privaten oder im öffentlichen Bereich, gelten.

      Ich versuche hier mit manchen meinen Bildern auf friedliche Weise gegen die Dummheit und den Größenwahn vieler sich gerade an der Macht befindlichen Politiker zu demonstrieren. Dazu gehört eben auch manchmal ein längerer Text, der die Hintergründe aufzeigt. Und die Location "Prag" mit ihrem geschichtlichen Hintergrund ist prädestiniert für solche Einlagen.
      Vielleicht ist es aber auch nur eine Hommage an meinen in den 80ern verstorbenen Großvater..........
      LG Wilhelm