Berg-Scheintarantel, Männchen (Alopecosa inquilina)
Auch wenn der Name den Anschein erwecken mag, die Vorkommen der Berg-Scheintarantel (Alopecosa inquilina) sind keineswegs auf die Gebirge beschränkt. Die auf Grund ihrer Größe und ihrer Zeichnung unverwechselbare Wolfsspinne hat zwar im Bergland Europas und Asiens ihren Verbreitungsschwerpunkt, besiedelt aber auch trockene und wärmebegünstigte, vegetationsarme Magerrasen, Heiden und Vorwaldstadien mit lichter Bestockung im Flachland. Sie ist in Deutschland überall ziemlich selten, in allen Bundesländern auf den Roten Listen (in M-V stark gefährdet); mit der aktuellen Roten Liste Deutschland (2016) wird eine Vorwarnung ausgesprochen. Trotz eines langfristig mäßigen Rückgangs wurde die Einstufung gegenüber der vorherigen Roten Liste verbessert. Das hängt damit zusammenhängen, dass sich Deutschland am nordwestlichen Arealrand der Art befindet und sie daher aus natürlichen Gründen selten ist. Trotz verbesserte Datenlage ist diese aber immer noch ungenügend, womit verlässliche Aussagen momentan nicht möglich sind.
Während Jungtiere und Männchen (Bild) tagsüber angetroffen werden können, verbringen die Weibchen den Großteil ihres Lebens in selbstgegrabenen und mit Spinnenseide ausgekleideten Röhren unterirdisch. Ab und zu erscheinen sie auch am Tage am Eingang ihrer Röhren, um sich aufzuwärmen. In der Dämmerung machen sie Jagd auf Insekten und andere Gliederfüßer, bleiben aber grundsätzlich in der Nähe ihrer Wohnröhre. Dort empfangen sie auch ihre Partner, legen ihre Eier ab und bewachen den Nachwuchs, der nach dem Schlüpfen aus dem an den Spinnwarzen angehefteten Kokon auf den Hinterleib der Mütter klettert und sich die ersten Tage herumtragen lassen.
Bekanntermaßen sind die Geschlechtsorgane der Spinnen – die primären der Weibchen (Epigyne/Vulva), die sekundären der Männchen (Pedipalpus) als Spermaübertragungsorgan – extrem komplex nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip konstruiert, womit eine Bastardierung weitestgehend ausgeschlossen wird. Obendrein kommt aber noch ein artspezifisches Balzverhalten v.a. der Männchen hinzu, von dem man bei den europäischen Alopecosa-Arten 17 Komponenten, bestehend aus Körper-, Bein- und Pedipalpen-Bewegungen, identifizieren kann. Bei der Berg-Scheintarantel hat man beobachtet, dass das Männchen, wenn es ein Weibchen erkannt hat, etwa 10 min Orientierungs- und Vorbereitungszeit braucht, dann ein etwa 15-minütiges Balzritual abarbeitet, um anschließend, wenn das Weibchen in eine kataleptische Starre verfallen ist, die Kopulation mit einer mehrmaligen Insertion innerhalb einer Minute zu vollziehen.
W. Ewen 19/12/2021 12:46
Super !