Biike 2016
Gestern war es wieder so weit.
Wie jedes Jahr am 21. Februar wird auf Sylt und den anderen Nordfriesischen Insel die Biike gefeiert.
Meine Tochter kam extra deswegen vom Festland auf die Insel und wir sind gemeinsam zur Biike gelaufen.
Meine Tochter zündete sich die traditionelle Biikefackel an und ist damit zur Biike gelaufen, wie es viele Insulaner immer noch machen.
Wenn wir zur Biike gehen, dann gehen wir immer nach Tinnum, es ist für uns zu Fuß erreichbar und es sind dort überwiegend Insulaner anzutreffen.
Wie so oft, ist das letzte Stück des Weges durch Regen und Nässe total aufgeweicht.
Auch dieses Mal sind wir teilweise bis zum Knöchel im Schlamm versunken :-)
Das macht aber einem Insulaner nichts aus. Man zieht sich dementsprechend an, also nix mit Sonntagsklamotten!
Was ist nun die Biike? Ich versuche es zu erklären:
Das Biike brennen, ein altfriesisches Brauchtum und findet jedes Jahr am 21. Februar statt.
Auf den Nordfriesischen Inseln Amrum, Föhr und Sylt lodern dann die großen Feuer.
Fast jede Gemeinde hat ihr eigenes Feuer und den Ehrgeiz das höchste, größte Feuer zu haben.
Zunehmend wird dieses Fest auch an der Nordfriesischen Küste auf dem Festland gefeiert.
Es war früher unter der Dorfjugend Sitte zu versuchen den Biikehaufen des Nachbardorfes vorzeitig zu entzünden. Diese Streiche waren so etwas wie eine Mutprobe.
Die älteren Bürger berichten immer noch gerne von "ihrer" Biike, wie
sie früher "ihre" Biike verteidigt haben und Biikewachen aufstellten, um "ihre" Biike zu verteidigen.
Inzwischen ist es nicht mehr so, die Tradition wird nicht mehr so gepflegt, wie fast überall. Außerdem ist es auch fast eine Touristenattraktion geworden.
Ein wenig hat sich das allerdings in den letzten Jahren geändert.
Die Jugend zeigt wieder mehr Interesse an alte Brauchtümer.
So ist auch geplant, daß Schüler wieder aktiv mitmachen und unter anderem Biikewachen übernehmen.
So hielt dieses Jahr in dem Ort Tinnum ein 10jähriger Schüler auch eine kleine Ansprache auf Sölring-Friesisch.
Diese alte friesische Sprache, die vor allem in Nordfriesland und auf den Inseln gesprochen wurde, ist eine eigene Sprache und kein Dialekt.
In den Schulen wird diese Sprache als freiwilliges Fach unterrichtet.
Inzwischen ist diese Sprache auch offiziell als Minderheitensprachen als ein Bestandteil des kulturellen Erbes Europas anerkannt.
Auch heute treffen sich noch die Bewohner, um noch einmal vor dem Touristenansturm im Frühjahr gemeinsam zu feiern.
Es ist auch Tradition, nach der Biike zum großen Grünkohl-Essen sich zu treffen. Selbst in den gehobenen Restaurationen kommt an diesen Tag, das "einfache" Gericht Grünkohl mit dem dazugehörigen, meist sehr fetten Fleisch und Grünkohlwurst auf den Tisch.
Über die Herkunft dieses Biikebrennens gibt es eine große Anzahl verschiedener Interpretationen. Seinen Ursprung hat es wahrscheinlich aus dem Heidnischen. Möglich, daß man hiermit die Geister und den Winter vertreiben wollte.
Ab ca. dem 17./18. Jahrhundert verabschiedete man hiermit die Seeleute, die um diese Zeit zum Walfischfang Richtung Grönland fuhren. Sie konnten so noch weit auf dem Meer ihre Feuer erkennen.
Am nächsten Tag, den 22. Februar wird der Petrietag gefeiert. Es wird berichtet, daß ab dem 17./18. Jahrhundert sich an diesem Tag der Rest der zurück gebliebenen Bewohner zum Tanze sammelte, sich dabei ihre schönsten Kleider anzogen und ausgelassen feierten. Es war noch einmal eine Gelegenheit unbeschwert zu feiern. Danach begann dann so allmählich das große Bangen, ob ihre Angehörigen von diesem gefahrvollen Walfischfang auch wieder zurückkehren.
Auch heute finden noch verschiedene Tanzveranstaltungen statt, nachmittags für Kinder und abends für die Jugendlichen und Erwachsenen.
Um einen Einblick in die Sölring-Friesische Sprache zu bekommen, hier die erste Strophe und der Refrain des Liedes Üüs Söl’ring Lön, der inoffiziellen Sylter Hymne, von Christian Peter Christiansen.
Üüs Söl’ring Lön’
Üüs Söl’ring Lön’, dü best üüs helig;
Dü blefst üüs ain, dü best üüs Lek!
Din Wiis tö hual’en, sen wü welig;
Di Söl’ring Spraak auriit wü ek.
Wü bliiv me di ark Tir forbün’en,
Sa lung üs wü üp Warel’ sen.
Uk diar jaar Uuning bütlön’ fün’en,
Ja leng dach altert tö di hen.
Kumt Riin,
Kumt Senenskiin,
Kum junk of lekelk Tiren,
Tö Söl' wü hual'
Aural;
Wü bliiv truu Söl’ring Liren!
Übersetzung:
Unser Sylter Land
Unser Sylter Land, du bist uns heilig,
du bist unser Eigen, du bist unser Glück.
Deine Art zu halten, sind wir willig.
Die Sylter Sprache vergessen wir nicht.
Wir bleiben mit Dir jederzeit verbunden,
solange wir auf der Welt sind.
Auch jene, die ihr Zuhause außerhalb fanden,
sie sehnen sich doch immer zu dir hin.
Kommt Regen,
kommt Sonnenschein,
kommen dunkle oder glückliche Zeiten
Zu Sylt halten wir
Immer
Wir bleiben treue Sylter Leute.
Thomas R 20/02/2017 17:27
Das ist ja wirklich ein schöner Brauch und wie Clara schon schrieb unserem Osterfeuer gleich. Es ist immer ein gemütliches Zusammentreffen von Menschen.Deinen Text dazu finde ich super, so weiß man woher dieser Brauch kommt.
LG Thomas
Clara Hase 20/02/2017 11:48
ich habe doch jedes Wort gelesen - der Brauch ähnlich den Osterfeuern auf dem FestlandNur, um diese Jahreszeit haben sich in die Haufen wohl noch keine Nestbauenden Vögel verirrt.
Feuer immer höher, da gruselts mich - hoch ok..
Im unteren Bild die Flammen sehr schön - die Schatten der Menschen
irgendwie war heute ein foto im Abendblatt?
Traditionen sollten hochgehalten werden - finde ich gut. Ob man nun jedesmal mit zur Feier eilt steht auf einem anderen Blatt
* :-) Grünkohl "sehr fett" - wenns da so kalt ist, oder der Korn oder was auch immer so üppig dann muss es sehr fett sein.
G D 20/02/2017 11:36
Sehr interessant dein Beitrag zu dem Biike brennen. Für meinen Geschmack viel besser als Karneval ;)).Schöne Bilder zu diesem Spektakel.
HG GD
Mypix 04/03/2016 17:45
Ein mächtiges Feuerspektakel. Immer wieder sehenswert.Danke für's Zeigen und die erklärende Info.
LG Uwe
Wolfgang Vonier 02/03/2016 15:54
Top Collage und Top Erklärung dazu.Du hast recht, dass man nur alte Klamotten zur Bike anziehen sollte. Hätte ich das damals gewusst, hätte ich meine neue GoreTex Jacke zuhause gelassen. Aus Schaden wird man klug!
Liebe Grüße
Wolfgang
Stefan.Pauels 28/02/2016 20:36
Das muss ja beeindruckend sein, eine klasse Beschreibung dazu !LG Stefan
ulla hOlbein 28/02/2016 8:02
Schön präsentiert als Collage, ich kenne das auch allzu gut!...Ein schöner alter Brauch!
LG...Ulla und Bolle
xyz 27/02/2016 19:03
Schönes Spektake und eine Hommage an die Bräuche auf der Insell...Gruß, Ulf
Trautel R. 26/02/2016 23:27
eine sehr interessante aufnahme mit einer ebensolchen information. davon war mir noch nichts bekannt. ich finde es gut, dass die tradition noch besteht.lg trautel
Kirsten G. 26/02/2016 23:18
Ein beeindruckendes Spektakel. Wunderbar festgehalten diese alte Tradition.Lg
Kirsten
Hanne L. 25/02/2016 17:23
Das muss wirklich sehr beeindruckend sein. Dein Foto gibt einen guten Eindruck über das riesige Feuer.Herzliche Grüße, Hanne
Gerhard Busch 23/02/2016 22:37
Ein interessantes und informatives Thema.Gruß Gerhard
Karl-Heinz Klein 23/02/2016 11:32
starke Bilder von dieser Feier, selbst habe ich so ein Fest auf den Inseln nicht nicht erlebt aber im TV gesehen...da war so ziemlich alles versammelt was Rang und Namen hatte...eine informative Präsentation von dir.
liebs Grüßle
Karl-Heinz
Willy Brüchle 23/02/2016 8:39
Da wäre ich mit Begeisterung dabei. MfG, w.b.Jopi 23/02/2016 8:30
Na Du!Jut eh!