Böse Geschichten - van Helsing
Eigentlich hatte sich der Vampirjäger van Helsing für diese kalte Herbstnacht vorgenommen etwa hundert von ihm eigenhändig aufgebrochene Särge mit dem Güterwaggon zu einem entlegenen Recyclinghof zu fahren, um sie dort zu entsorgen. Ein unerwarteter Zwischenfall verzögerte jedoch sein Vorhaben.
Der Mond warf als bleiche Sichel bizarre Schatten auf die verwelkten Felder die rasend schnell an ihm vorbei flogen. Van Helsing hielt seien Kopf aus dem Fenster der Lock hinaus und sein langes weißes Haar wehte hinter im her wie Nebelschwaden. Mit geschlossenen Augen genoss er den erfrischenden Nieselregen der seine erhitzte Stirn kühlte.
Hätte er nur einige Sekunden später seine Augen geöffnet um den belebenden Genuss zu beenden, so wäre die schöne Nacht in einer alptraumhaften Katastrophe geendet, die sich van Helsing nur sehr schwer hätte verzeihen können.
Auf den rostigen Schienen, nicht weit von dem sich rasend nähernden Zug, erblickte van Helsing mit seinen Adleraugen eine Gestalt. Entsetzt zog er den Kopf herein und griff nach dem Bremshebel. Die Räder sprühten Funken und erzeugten ein grässliches Kreischen, welches sich mit den verzweifelten Schreien der auf den Schienen gefesselten Gestalt in dem Schwarz der Nacht vereinte.
Knapp einen Meter vor der Gestalt kam der Zug zum stehen. Van Helsing sprang auf das Gleis und eilte zu dem wimmernden Geschöpf, dass soeben dank seiner schnellen Handlungsfähigkeit einem grausamen Tode entgangen war. Vor ihm lag eine junge Frau auf den Schienen, gefesselt und halbnackt. Van Helsing stockte der Atem. Der Schock und verzweifelte Angst verzerrten ihr Engelsgesicht. „Wie zart und liebreizend sie war“. „Hilflose blaue Augen, umrahmt mit goldfarbenen langen Wimpern blickten bittend zu ihm empor“.
„Binde mich los, bitte!“ - ihre Stimme klang flehend. Vorsichtig kniete sich van Helsing über das vor Kälte bibbernde, schöne Ding, welches er gefunden, und befreite es von den Fesseln. Noch etwas schwankend auf den Beinen schmiegte sie sich in seine starken Arme. Ihr seidiges blondes Haar streifte seine Hand und spitze Fingernägel suchten wie die Krallen einer kleinen Katze schützenden Halt in seinen breiten Schultern.
„Wie hübsch sie doch ist“ dachte sich van Helsing und genoss mit einem Lächeln ihre dankenden Küsse auf seiner Haut. Doch als eine Wolke sich für einen kurzen Moment vor den Mond schob um den Ort der sich Liebkosenden in tiefe Schatten zu hüllen, spürte van Helsing plötzlich einen stechenden Schmerz an seinem Hals der ihn aufschrecken und in die Realität zurückwarf.
Er fühlte wie warmes Blut über seinen Hals lief und ungewollt eine starke Erregung in ihm aufstieg. Dieser Biss kam so unerwartet und war so berauschend und qualvoll zugleich. Van Helsing war verwirrt über diese neuen Empfindungen.
Er, der bekannteste und gefürchteste Vampirjäger der Geschichte verfällt den verlockenden Reizen einer Vampirdame? Er, der tausende dieser verfluchten Brut vernichtet hat, erliegt dem Biss eines Strigoi!! Welch Schande durch sie auf seinen Namen fiel!!
Die Gefahr, nun selbst durch den ewiges Leben schenkenden Kuss zu einer Kreatur der Nacht zu werden ließ Wut und Zorn in dem sonst so gelassenen van Helsing aufsteigen.
Emerson 1 05/09/2014 10:55
auch dieses oto ist ausgesprochen stark gestaltet, passt auch zu dem text, Du bist ja Schriftstellerin und Fotografin in einem, eione tolle Sängerin sowieso.Lg. Emerson 1
Insulaire 04/09/2014 14:23
Sarah, Du hast eine wunderbare Stimme ***https://www.youtube.com/watch?v=tWgg7w6I8Rg
Passende Bilder zu Deinen Texten kann ich mir
sehr gut vorstellen.
LG Insu
Marc Prager 24/08/2014 13:01
Hey Sarah,Du hast ja eine wilde Fantasie! Schon bei den 'spitzen Fingernaegeln' ahnte ich nichts Gutes....
Allerdings muss ich ein paar Ungereimtheiten hinweisen:
1. Die Fesseln haetten sie nicht am wegkommen gehindert - Van Helsing haette das sofort durchschaut!
2. Es ist gar nicht dunkel auf dem Bild, bzw. die Vampirin ist gar nicht lichtempfindlich, folglich muss sich Van Helsing gar nicht aergern.
Selbstportrait. Du bist ja drauf....!
Du haettest allerdings ruhig etwas mit Photoshop spielen koennen um eine atmosphaerische Anpassung vorzunehmen, wenn Du Dich schon bei Nacht nicht raustraust... Wegen dem (C) kann ich da keinen Vorschlag machen.
Oder aber bissl reizendere Klamotten einsetzen - im STYLEPLANET wird sich doch was finden ;-)
Oder beides. Oder alle 3 (Nacht, Klamotten, Photoshop).
Dein Stil inspiriert mich. Allerdings will ich mal behaupten, dass bei mir der Schwerpunkt sehr viel staerker auf dem Bild und Bildinhalt liegt und auch mein Held wird ein ganz anderer sein (ein gewisser 'Alfred N.' anno 1865 vermutlich...) und meine Richtung eher (grotesk/schwarz-)humorvoll als gruselig. So eine absurde Geschichte zu 'nem Bild hat was!
Allerdings brauch ich noch mindestens (geschaetzte) 2 Wochen, bis die Utensilien und die Technik soweit sind fuer mein Bild...
P.S. Kannst mich auch mal beissen? Dann muss ich bei meinen Experimenten nicht mehr so auf mich aufpassen ;)
Obwohl? Ewiges Leben hilft auch nicht gegen kaputte Knochen, oder?? Aber gegen einen Stromschlag schon!