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Bubb, setz die  Sonnebrülln auf

Bubb, setz die Sonnebrülln auf

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Bubb, setz die Sonnebrülln auf

War wieder einmal so eine Zufallsgeschichte. Als ich mich letzte Woche entschloss, mich den Unbilden des Herbstes auszusetzen, dieser grellen Farbigkeit, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und tat das auch. Ich packte meine Fotosachen und Augentropfen ein und machte mich auf den Weg. Es war noch so vor dem Sonnenaufgang und dachte so bei mir "geht ja noch, ganz so schlymm kann es ja nicht werden ! Aber als die Sonne über die Hügel des Odenwaldes kroch, merkte ich, wie sich meine Bindehäute meldeten, diese lästigen Herbstfarben verstärkten sich immer mehr...

Besonders diese Gelbtöne, einfach widerlich, das Rot geht ja noch. In meiner Not zog ich meine Übergangsjacke über den Kopf, was zur Folge hatte, dass mein empfindsamer Bauchnabel fror. Wie man es macht, macht man es verkehrt.

Auf einmal hörte ich aus der Ferne das Jammern eines Kindes "Pabba, Pabba, des tut so weh, meine augn tun so weh". Dieses Kind im Alter von vielleicht 7 3/4 Jahren saß neben seinem Vater auf dem Traktor, den der Vater mit etwa 16,78 kmh heimwärts steuerte. Der Vater war erstaunlich ruhig und gelassen, was mich über die Maßen wunderte. Der Bubb winselte "Pabba, Pabba, ieh holt*s nimmer aus, mach wos !"

Auf einmal schien dem Vater der Gaul, obwohl er auf einem Traktor saß, durchzugehen. Er schrie den Bubben an "Bubb, setzt holt die Sonnebrülln auf." Offensichtlich war der Vater ein österreichischer Emigrant, der bei uns Obdach gefunden hat. Ein Einheimischer würde in dem hier ansässigen Dialekt rufen " Buhh, setz die Sunnebrill uff !" So erfährt man schon früh morgens die Umsetzung der europäischen Idee, ich fand das so klasse, dass mir einige Zähren an meinen Wangen herunterliefen und sich auf dem taubenetzten Gras sich mit dem Tau vermischten.

Jedenfalls setzt der Bubb die Sonnebrülln auf und bedankte sich artig bei seinem Vater, wie sich das gehört, wenn man eine gute erziehung genoss.

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