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Bw Mainz anno ´70 - V -

Bw Mainz anno ´70 - V -

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Thomas Reitzel


Premium (World), Fountain, RP

Bw Mainz anno ´70 - V -

Fortsetzung meiner kleinen Serie zur legendären Fahrzeugausstellung im Bw Mainz am 17.4.1970:

Bw Mainz anno ´70 - IV -
Bw Mainz anno ´70 - IV -
Thomas Reitzel


Die gezeigten Loks werden immer kleiner;

das kleinste, gleichzeitig älteste und exotischste Exemplar war dieses:

88 7306, eine pfälzische T 2, Baujahr 1875, die als Werklok in Kaiserslautern überlebte!

Hier steht sie, die ungefähr vielleicht 60 PS auf die Schienen bringt,

vor einem neuzeitlichen Giganten, der es auf mehr als 6000 PS brachte: 150 090, Bw Bebra.

Dahinter das Verwaltungsgebäude des Bw Mainz aus den späten 60ern,

das auch heute noch steht, während andere Bauten gechleift wurden.

Zum Werdegang der kleinen Lok schrieb Freund Wolfgang Löckel:

Die kleine Lok – als eine der letzten Überlebenden von der früheren Pfalzbahn - war ursprünglich die PB-Lok Nr. 186 „Schaidt“.
Sie wurde bei Krauss & Co in München 1892 unter der Fabr.-Nr 2636 erbaut und nach Abnahme dem Bw Ludwigshafen zugeteilt.

Es ist eine pfälz. T1 (Bn2t) der Gattung Gt 22.14. Über ihre Einsätze in Ludwigshafen ist nur bekannt, dass sie vorwiegend im Bereich des Bahnbetriebswerkes als Verschub-Lok eingesetzt war.
Mit Übergang auf die Reichsbahn erhielt die Lok nach dem 1925-er Nummernplan die Lok-Nr. 88 7306 und wurde bereits mit Wirkung vom 31.10.1936 ausgemustert.

Sie blieb aber auch danach weiterhin das, was sie wohl offensichtlich schon all die Jahre zuvor war: „Hofdame“ im Bw LU. Hier war sie später mit an der frontseitigen Pufferbohle
mit kleinen Distanzhaltern (Püfferkes“) ausgerüstet worden, weil die zweite Drehscheibe beim
Bw LU etwas kleiner im Durchmesser, wie die am Rundschuppen 1 war. Und da kam es beim Verfahren von kalten Lokomotiven über die Drehscheibe auf jeden Zentimeter an,damit diese mit der zu rangierenden Lok
auf der Scheibe so Platz fand, dass eine gefahrlose Drehung der Scheibe gerade noch so möglich war.


Nach der Ausmusterung durch die alte RBD Ludwigshafen (ein Überbleibsel von der alten PB-Verwaltung) am 31.10.1936 (übrigens dem Tag des Beschlusses zur deren Auflösung im Jahre 1937)
wurde die Lok „Gerät“ mit der Inventar-Nummer 805.8001.
Sie überlebte so auch die Wirren des zweiten Weltkrieges und fand sich in gleicher Eigenschaft bei der SWDE (Südwestdeutsche Eisenbahnen der französischen Zone) wieder und gelangte damit
unverändert in den Gerätebestand der Deutschen Bundesbahn (ab 1949).

Erst im April 1961 wurde das Teil (auch als Gerät) ausgemustert und stand zum Abtransport zur Zerlegung bereit. Ein findiger Eisenbahner – womöglich der Chef des Bw LU ? – erkannte
den Wert der alten Lok und ließ diese – nach drei Jahren Standzeit im Bw LU – im Verlauf des
Jahres 1964 in den Schuppen des alten Lokbahnhofes von Grünstadt überführen.

Nach weiteren vier Jahren Hinterstellung im hintersten Eck des Schuppens, dessen Räumlichkeiten noch für Übernachtungen von Lokpersonalen in den alljährlichen Rübenkampagnen
genutzt wurde, überführte man die Lok Ende 1968 in den Schuppen des alten Bw Worms.
Dort wurde diese für eine Ausstellung anlässlich eines „Tag der offenen Tür“ im Bw Mainz (am 19.04.1970) hergerichtet und mit neuem Anstrich (nach DB-Muster) versehen. Eine
betriebsfähige Aufarbeitung wurde jedoch unterlassen.

So gelangte die Lok, die offenbar ab jenem Zeitpunkt im Eigentum des Verkehrsmuseum (DB-Museum) stand, im Februar 1971 als Denkmal nach Stegen bei Freiburg im Breisgau,
wo sie neben einer Gehörlosen-Schule aufgestellt wurde und – ganz im Gegensatz
ihrer früheren Vergangenheit – jetzt den Unbilden der Witterung ausgesetzt war.

Seit 1997 steht die Lok nun da, wo sie am Besten hingehört: Im DGEG-Eisenbahnmuseum Neustadt (Weinstr), wo sie seitdem gut und überdacht untergebracht ist.

Die kleine Maschine hat Treibräder mit einem Durchmesser von 985 mm und eine Rostfläche von 0,99m2 .
Bei einem Kesseldruck von 10 atü. war die Lok für eine größte Geschwindigkeit von 45km/h zugelassen und wies ein Dienstgewicht von 29 to. auf. Der Achstand misst 2438 mm
und der Kohlevorrat war auf 1 to. beschränkt. Der Wasservorrat mißt 3,5 m3.

Es bleibt zu hoffen, dass diese alte Pfälzische Lokomotive eines hoffentlich nicht allzu fernen Tages wieder erhaltend restauriert wird.
Die Lok war – entgegen der Annahme vieler Eisenbahnfreunde - nicht als Schiffsbrücken-Lokomotive im Einsatz.

Wolfgang Löckel


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