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Karl-W. Koch


Premium (Basic), Mehren

Cajon-Pass 1

Cajon
Kurz vor der Passhöhe, über die Straße "138" nach Hesperia nach ca. 7 km erreicht, hat man von einer kleinen Anhöhe links neben der Straße einen guten Blicke auf die 3 Gleise nach Victorville. Die etwas oberhalb verlaufende Strecke der UP nach Palmdale ist von hier nur schlecht zu fotografieren, das wiederum geht wenige Kilometer weiter besser. Hier kreuzen sich 2 Containerzüge - der talfahrende im Vordergrund. Der Bergfahrer ist auch hinten im Bild noch erkennbar. Etwas oberhalb ist ein weiterer UP-Containerzug nach Palmdale unterwegs. 3 oder auch mal 4 Züge gleichzeitig sind durchaus nicht selten, eine Stunde Leerlauf kann allerdings auch mal vorkommen. Doof, wenn einem dann ein Zug "falsch" ins Bild fährt. Hier hat es optimal gepasst. Insgesamt dürfte der Cajon-Pass die am stärksten befahrene Passstrecke Amerikas sein. Nicht nur Nordamerika, der Südteil kann mit dieser Betriebsdichte beim besten Willen nirgends mithalten, auf den wenigen Passstrecke durch die Anden, die heute noch befahren werden, schon garnicht!

Hintergrundinfo Cajon:
Im Gegensatz zu den normalen Passstrecken gilt, dass hier auf der Westseite jeweils der wesentlich größere Höhenunterschied zu überwinden ist. Grund ist die sich östlich anschließende Hochebene zwischen der Sierra Nevada und den Rocky Mountains mit einem durchschnittlichen Niveau von etwa 700 – 1.000 m über NN. Auch beim Cajon-Pass (gesprochen: Kachon, das „ch“ wie in Nacht, zu Deutsch: „Schlucht“) gibt es auf der „Ost“-Seite, die hier genauer gesehen eigentlich die Nordseite ist, fast überhaupt keinen erkennbaren Abstieg, mit Erreichen der Hochebene ist die Passfahrt scheinbar beendet. Betrachtet man die tatsächlichen Zahlen, so korrigiert sich dieser Eindruck.
Denn zwischen der Passhöhe von 1.737 m und dem etwa 30 km entfernt Städtchen Victorville mit 828 m liegen doch immerhin 900 Höhenmeter, die sich auf der sanft abfallenden Hochebene allerdings perfekt getarnt verteilen. Auf der L.A. zugewandten Seite geht es wesentlich „wilder“ zu. Von San Bernadino kommend, bemühten sich die Trassenbauer der UP, der AT&SF und der SP im engen Tal des Cajon Canyon zunächst recht einfallslos den zugegebenermaßen knappen Platz in etwa gerecht verteilen.
War doch auf engstem Raum die mittlerweile teilweise zehnspurige Schnellstraße und auch noch das Flüsschen unterzubringen. Im unteren Teil ist immerhin noch Platz für die mittlerweile stillgelegte - aber noch befahrbare - ehemals vierspurige „Route 66“, die gute Fotomöglichkeiten eröffnet. Der aktuelle Highway tut dies zwar auch, aber der Autor hat noch nicht ausprobiert, was wohl die Highway-Patrouille zu einem Fotostopp auf dem Standstreifen sagen würde …
Bei Cajon Junction verlassen die Strecken das Tal des Freeways, nachdem sie sich auf den letzten Metern durch malerische, von Urzeitgletschern rund geschliffene, gelbe Felsmassen gewunden haben. Im Abschnitt unterhalb von Sullivans Curve quert die Trasse übrigens die San-Andreas-Spalte, deutlich zu erkennen an Rissen in den Felswänden und an der anderen Farbe des Gesteins
Scheinbar planlos haben sich hier die Eisenbahnbauer in den Fels gefressen. Teilweise mehrere hundert Meter liegen jetzt zwischen den einzelnen Trassen.
Erst kurz vor dem Gipfel wird es wieder enger, auf der Passhöhe müssen sich die Santa Fe und die UP sogar eine Trasse teilen, wenngleich der Verkehr hier dreigleisig geführt wird. Die ehemalige SP-Strecke wurde etwas dazu höhenversetzt mit einigen Dutzend Meter Entfernung installiert, entfernt sich nach der Passhöhe dann allerdings auch mit dem Ziel Palmdale. Die BNSF/UP-Strecken führen über Victorville nach Barstow.
Hier auf der Passhöhe ist der Blick auf die Strecken mit den eisbedeckten Dreitausender der Gabriel Mountains im Hintergrund und hellem Sandgestein neben den Schienen besonders fotogen.
Mittlerweile werden die Gleise von BNSF und UP nach Absprache gemeinsam genutzt. Aufgrund der hohen Verkehrsdichte wurde sogar ein durchgehendes drittes Gleis verlegt. Von den Pass-Strecken in Kalifornien ist der Cajon heute mit Abstand die am stärksten genutzte Strecke.
Die Bewegungsfreiheit im Gelände ist nach der Terrorhysterie der letzten Jahre wieder sehr entspannt. Auf Befragung der Bahnpolizei (gerade mit der Vernehmung etwas zu übermütiger Quadfahrer beschäftigt) wurde bestätigt, dass alle nicht mit „No Trespassing“ beschilderten Wege befahrbar und erst recht begehbar seien. Lediglich von den „Wash-outs“ wurde gewarnt, weil sich die normalen Pkws dort leicht festfahren würden. Damit war ein großer Teil der Wege ab der Abzweigung der „138“ befahrbar. Google Maps bietet hier übrigens gute Hilfe, die Bahnstrecken sind bei entsprechender Vergrößerung eingetragen! Bei einem anderen netten Gespräch mit einem Special Agent des BNSF Police Department, der mich immerhin einige Meter auf verbotenen Terrain „erwischte“, gab es freundliche Hinweise auf weitere Fotomöglichkeiten und schließlich kamen wir noch ins Plaudern über den Tehachapi-Loop. Der gute Mann war basserstaunt, dass immer wieder Fans aus Übersee auftauchen, die diesen nicht kennen: Dazu demnächst die nächste Folge hier …

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