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Charakter...

... Charakterköpfe und das Reichstagsufer.

Es gibt Menschen, die sehen in dem kleinen schwarzen Fleck auf blütenreinen weissen Grund keinen Makel und nichts, was es zu beseitigen gilt, sondern machen es zu ihrem Markenzeichen. Er ist so einer.

Da unter meinem anderen Bild Pepe auch Fragen des Charakters, des selbstständigen Denkens, Redens und Handelns diskutiert wurden, jetzt hier Dirk Albi Dirk Albi , der genau das macht und kann - die Flecken Flecken sein lassen, sie neu zu deklarieren und zufrieden zu sein. Mainstream oder Schönheitsideale hin oder her. Wer will schon sein Markenzeichen verlieren oder vielleicht gar keines haben?

Und wenn wir schon am Reichstagsufer bei unserem ziellosen Streifen durch die Straßen Berlins landeten, dann passt soviel Unabhängigkeit auch gut an diesem Ort ins Profil - im Bild und das Bild dann natürlich auch in mein Profil. Das ist wahrscheinlich der eigentliche Sinn von Profilbildern.

Was diesen Foto-Walk durch Berlin anbelangt, kann ich immer noch lächeln ... wer läuft nicht gern im Dunkeln mit Google zurück durch den Tiergarten? ;))

Augen in der Großstadt
Augen in der Großstadt
Per Anhalter 42

Commentaire 6

  • Tiefdunkelblau 25/11/2023 9:35

    Deine Charakterköpfe sind beMERKensWERT.
    Klasse Portrait!
    Karl

    Und bei so starken Gedanken über den Stadtspaziergang am Reichstagsufer entlang spendiere ich noch ein Berliner Gedicht von Tucholsky, ein Berliner noch und noch. Er wählte 1935 im Dritten Reich den konsequentesten Weg raus aus der damaligen Misere, auch diese ist Berlin in unserer Geschichte.

    Berliner Drehorgellied

    Ich stehe hier am Leipziger Platz
    wohl hinter meinem Kasten.
    Wer mich in Feldgrau sieht, den hats
    bedrückt mir schweren Lasten.
    Seht auch das ganze Reich kaputt,
    ich dreh die Kurbel rum –
    Didel nut, nut, nut, didel nut, nut, nut,
    didi nutnut, nutnut –
    Schrumm!

    Der Spartakus, der Spartakus,
    der möcht uns gern regieren;
    er will bei diesem Friedensschluß
    die Leut noch kujonieren.
    Im ganzen Kriege schoß er nicht
    soviel um sich herum
    wie hier, nut, nut, an einem Tag –
    Didel nut, nut, nut – Schrumm! schrumm!

    Kamerad weißt du noch? im August?
    Man trieb uns in den Graben.
    Glüht euch die Freiheit in der Brust?
    Ich will Moneten haben.
    Was achtundvierzig heilig war,
    ist heut Spektakulum.
    Ich will den Umsturz gleich in bar –
    Didi nutnut, nutnut – Schrumm!

    So steh ich hier am Leipziger Platz
    und laß die Walzer klingen.
    Wer mich in Feldgrau sah, den hats
    gepackt: wer steht in Bingen?
    Liegt auch mein Vaterland in Schutt,
    bekümmert ihr euch drum? –
    Didel nut, nut, nut, didel nut, nut, nut,
    didi nutnut, nutnut –
    Schrumm!
    • Per Anhalter 42 25/11/2023 15:00

      Danke Dir. Das kannte ich bislang gar nicht. Da unser Weg in der Nähe vom Potsdamer Platz begann, war der Leipziger Platz nicht weit weg.

      Tucholsky zynisch, satirisch, bitter... dann vielleicht doch besser Wanda... und näher am Thema Porträt und Street:

      "Was bleibt von uns, wenn wir gehen
      Wer kennt uns ehrlich, wer kann uns sehen
      Was bleibt von uns, wenn wir gehen
      Wer kennt uns ehrlich, wer kann uns sehen
      Was bleibt, sind
      Orte, an denen wir waren
      Orte, an denen wir waren
      Orte auf deiner Haut
      Wo meine Finger uns ein Haus bauen
      Keiner, der dem ander'n traut
      Du stellst den Kragen auf
      Du gehst weit hinaus, in den Regen rein
      Baby, geh deine letzten Meter ganz allein... "

      Das ist dann noch zeitloser als Tucholsky... 


      Lieben Gruß zu Dir, Anke
  • susanna-ka 03/11/2023 16:20

    schönes lichtes Großstadtportrait...
    LG, Susanna
  • Fotoarbeiter 03/11/2023 12:09

    Bild und Text machen neugierig auf diesen "Typen.