Corona Hamburg 29

Corona Hamburg 29

Heute mal keine Lesung vor dem roten Vorhang, aber großartige Deko für ihn, zum Wohlfühlen beim hinter mich schauen.

Es ist anstrengend. Immer mehr Diskussionen gehen in die Richtung: wenn die das dann dürfen, dann müssen wir das aber auch dürfen. Las heute, wie viele Leute in Deutsche Theater gehen und wie viele in die 1. Fußballbundesliga. Ergebnis, es gehen mehr zum Fußball, weil nicht 9, sondern 80 000 Fußballspiele jedes Wochenende in der Saison stattfinden. Also Frauen, Mädchen, Herren, Knaben. Aber es gibt eben auch mehr Kultur, als nur Kultur in deutschen Theatern. Vielleicht sollte einem in diesem Zusammenhang mal klar sein, dass die Bedürfnisfrage keine quantitative, sondern eine qualitative ist. Will sagen, wer zum Theater geht und nichts versteht, der ist eben nicht besser als der, der zum Fußball geht und kein Theater versteht. Oder anders: in „normalen“ Zeiten haben wir die Freiheit dort hinzugehen, wo wir hingehen wollen. Und das richtet sich eben nicht nach unserem Verstand, sondern nach unserem Interesse.

Noch ein anderer Punkt: wir alle die im weitesten Sinn im Gesundheitswesen, im pflegerischen, im assistierenden und betreuenden und begleitenden Bereich mit Menschen tätig sind, haben die Aufgabe gesünder zu machen, zu heilen, zu ermöglichen, erträglicher zu machen im Sinne von Pro Leben. Keiner von uns hat die Aufgabe zu vernachlässigen, krank zu machen und angeblich wenige Tote nicht ernst zu nehmen. Wer uns allen vermitteln will, dass wegen unserer jeweils kleinen Gruppen, die besonders gefährdet sind, keine Rücksicht auf diese Menschen genommen werden soll, der ist auf dem Holzweg.
Ihr seid nicht das Volk und schon gar nicht wir sind es nicht.

Habe heute eine Überweisung beim Hausarzt rausgeholt, auf der Balkonschleuse von der Sprechstundenhilfe rausgereicht. Die war so freundlich, dass man ihr schönes Lächeln durch den weißen Nasenmundschutz strahlen sah.

4. Mai 2020







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