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Michael Wolta


Premium (World), Magdeburg

Dala weint

Im Deutschen und Anglo-Amerikanischen sagt man ja "die Wölfe heulen". Das hat irgendwie ein negatives Stigma, finde ich. In anderen Ländern, wo der Wolf ein fester Bestandteil der jeweiligen Kultur ist, sagt man auch etwas freundlicher "sie singen". Mit diesem Foto eines vier Monate alten Hudson Bay-Wolfswelpen aus dem Wolfcenter Dörverden und dem Bildtitel möchte ich auf einen Fall besonders brutaler Wilderei aufmerksam machen. Am 7. August 2014 wurde im Naturschutzgebiet "Lieberoser Endmoräne" nördlich von Cottbus ein toter junger Wolfsrüde gefunden. Er war erschossen und anschließend enthauptet worden. Aufgrund der Spurenlage am Fundort wird vermutet, dass der Rüde an anderer Stelle getötet und geköpft wurde. Zur Provokation hat man ihn dann direkt an einem Naturschutzschild an der B 168 in den Straßengraben geworfen. Dieses Beispiel zeigt mal wieder eines: Die Bestie ist nicht der Wolf. Nur der Mensch tötet zum Vergnügen.

In Brandenburg handelt es sich laut NABU damit schon um den sechsten Fall seit der Rückkehr der Wölfe im Jahr 2000, in dem ein Wolf von Menschen illegal getötet wurde. Bundesweit seien bereits zwölf Tiere illegal getötet worden. Nur in drei Fällen sei ein Täter ermittelt worden.

Wer heute einen Wolf tötet, macht sich strafbar und begeht ein Verbrechen. Denn das heimische Raubtier steht unter Naturschutz und bekommt neben Umweltorganisationen auch Unterstützung von der Polizei. Zwar fallen die meisten Wölfe in Brandenburg Verkehrsunfällen zum Opfer, doch die interessanten Tiere werden jetzt immer mehr zur Zielscheibe. Unter insgesamt 75 tot aufgefundenen Wölfen seit 1999 sind ein Dutzend illegal getötete Tiere. Die Dunkelziffer liegt noch viel höher. Deshalb wird das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) mit den Landeskriminalämtern zusammenarbeiten. Heißt: Hat ein Wolf Schusswunden, werden die Forscher zu Forensikern. Sie ermitteln Schmauchspuren, Schussrichtungen und verwendete Munition. Der Kadaver wird zerlegt und fotografiert – ähnlich wie bei einem Mord (Quelle: Berliner Kurier, 13.08.2014). Die Konsequenzen sind bisher nicht geklärt. In Polen wurde für die Tötung von zwei Wölfen durch zwei Jäger aus Belgien eine Geldstrafe in Höhe von je 20.000 Zloty (ca. 5.000 Euro) verhängt. Hinzu kam der Spott in den Medien über die Unfähigkeit der Schützen, einen Wolf anzusprechen. In Deutschland sind die Pro forma-Regelungen noch strenger. Eine vorsätzliche oder fahrlässige Tötung eines Wolfes ist nach Bundesnaturschutzgesetz als Ordnungswidrigkeit mit bis zu 50.000 Euro Geldbuße zu ahnden. Bei vorsätzlicher Tötung eines streng geschützten Tieres kann eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren, bei Fahrlässigkeit bis zu sechs Monaten ausgesprochen werden. Die Praxis sieht aber anders aus. Im Falle eines am 6. Juni 2009 in Sachsen-Anhalt bei Tucheim erschossenen Wolfsrüden vom Truppenübungsplatz Altengrabow hat ein Magdeburger Richter den Schützen freigesprochen. Dessen Kenntnisse in der Wildtierkunde waren so grottenschlecht, dass er den Wolf mit einem wildernden Hund verwechselt haben will. Man darf heute also auf alles schießen, was sich bewegt, ohne zu wissen, auf was man schießt, urteilte das Gericht. So verwundert es nicht, dass gelegentlich auch Kühe, Pferde, Jagdkameraden, Touristen oder Naturfotografen zur Strecke kommen. Waidmannsheil! Das Urteil der Juristen aus Sachsen-Anhalt ist aber wohl nicht repräsentativ für die deutsche Bevölkerung. In Sachsen haben NABU, WWF, die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe und der Freundeskreis freilebender Wölfe 10.000 Euro Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zur Ermittlung der Täter von Wolfsabschüssen führen. Fakt ist damit zumindest eines: der Wolf polarisiert in Deutschland. Das erkennt man auch an den Kommentaren im Online-Chat zu dem geköpften Jungwolf aus der Lieberoser Heide. "Ich glaube zwar nicht daran, aber ich hoffe es zumindest, dass auch ein deutsches Gericht einmal einen der Täter zu einer empfindlichen Strafe verurteilt" schrieb ein anonymer User. Ein anderer hingegen meinte "Schade, dass sie nur diesen einen Wolf erwischt haben". Letzterer hat wohl die größere Lobby hinter sich.

Commentaire 15

  • Monika Drobez 25/08/2014 20:57

    WUNDERBAR und der Text sehr, sehr gut und interessant! Ich liebe Wölfe sehr!
    L.G.
    Moni
  • Rufi 19/08/2014 21:00

    Kleiner Mann ganz gross! Supertolle Szene!

    Gruss Rufi
  • K. Buchmann 19/08/2014 17:15

    Ein schöner Kerl, ein klasse Wolfbild ! Traurig allerdings dein ausführlicher Kommentar, man kann´s kaum glauben. Aber der Mensch macht ja vor nicht´s halt, ich habe für die „Ballerei“ einfach kein Verständnis …. Kopf abtrennen, was muss so eine Bestie im Kopf haben …. wahrscheinlich ein Gehirn in der Größe einer Erbse ….
    LG
  • kunnor pictures 19/08/2014 14:50

    ein wunderschönes Tier
    KLASSE gezeigt hier

    vg
    kunnor
  • Gaby Harig 19/08/2014 13:43

    ein wundnerschönes " Heul " foto und eine super BQ lg gaby
  • Chris 59 19/08/2014 11:09

    ja klasse das Foto, es ist zum weinen (heulen) was diesen Tieren wiederfährt. Ich finde es lobenswert solchen Text an zubringen.
    und diesen Wolf-Mördern gehört schlicht die Lizenz lebenslang entzogen!! MINDESTENS ! !
    MeG
  • Norbert Kappenstein 19/08/2014 10:51

    Eine sehr gut gelungene Aufnahme und eine bewegende Info.
    LG Norbert
  • Katrin Windszus 19/08/2014 9:18

    Als Sachsen-Anhaltinerin freue ich mich, dass sich diese scheuen Tiere langsam wieder wohl fühlen. Aber ich kapiere nicht, warum Menschen so etwas machen, warum sie Tiere zum Spaß abschlachten.

    Gestern hatte ich auch von der Wildschweinhatz gelesen (Siehe Günter´s Link). Da fragt man sich wirklich, was mit den Leuten schief gelaufen ist.

    Dein Foto ist wundervoll und es zeigt wie wunderschön die Natur ist.

    LG Katrin
  • dorographie 19/08/2014 8:37

    Wunderbar weich, fast elegant. Die Farben sind sehr schön. Der Wolf sieht anmutig aus. Sehr schön, dass du nicht von Heulen, sondern von Gesang sprichst.
    Danke für den Text, macht nachdenklich...
    Liebe Grüsse, Doro
  • Günter Mahrenholz 19/08/2014 7:59

    Ein sehr schönes Bild und ein Text, der sehr nachdenklich stimmt.
    Gesetze schaffen und sie anwenden sind eben verschiedene Sachen. Wenn die Entwicklung so weiter geht, wird man sich einmal nur noch in einer orangenen Weste in den Wald wagen können. Da kann man dann tatsächlich hoffen, dass das "Wild" richtig angesprochen wird.
    Über ein anderes erschreckendes Ereignis berichtet heute die Volkstimme. http://www.volksstimme.de/nachrichten/sachsen_anhalt/7_tage_news/1327547_Polizei-ermittelt-nach-Schweine-Hatz.html
    Jagd auf Wildschweine mit einem Auto, 13 tote Tiere. Wieder eine Straftat und ein Jäger der hilft die Straftat zu vertuschen. Bin gespannt ob der Fall vor Gericht landet und ob es mehr als einen erhobenen Zeigefinger vom Richter gibt.

    VG Günter
  • FotoSistaMarina 19/08/2014 0:26

    Erst einmal ist deine Aufnahme einfach wunderschön...!!!*
    Deine Doku find ich oberklasse...denn es ist doch sooo wichtig das viele Menschen solche Dinge auch wissen. Furchtbar und unverzeihlich die Taten der Wolfsmörder...unendlich traurig was der Mensch so alles in der Lage ist zu tun...
    Und was heißt...ich dachte es wär ein Hund...auch diese lieben Gesellen sind ja wohl nicht zum Abschuss frei...Gesetze...Richter und co....naja...Gerechtigkeit ist das Nicht. Die armen gerichteten Wölfe...
    LG*Marina*
  • Christin Renner 18/08/2014 23:16

    Danke für das schöne Wolfsfoto nebst dem sehr interesanten Artikel!
    Ich hoffe dass sich die Wölfe trotz aller Umstände weiter bei uns ansiedeln werden.
    LG Tina
  • Inken Hantz 18/08/2014 22:46

    Wunderschönes Foto dieser Schönheit!
    Und was deinen Gerichtsfall angeht, so habe ich vor einer Weile von einem Fall gelesen, in dem ein Jäger ein Pferd (auf der Koppel!!) erschossen hat weil er es angeblich für ein Wildschwein gehalten hat. Solchen Leuten einen Waffe zu erlauben ist an sich schon fahrlässig!
    LG; Inken
  • steff-77 18/08/2014 22:04

    Einfach herrlich, eine klasse Aufnahme von dem kleinen :-)
    Gefällt mir sehr gut.

    Gruß Steffen

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