Damit Ihr Euch die Sache mit Tante Madda besser vorstellen könnt.
Damit Ihr Euch die Sache mit Tante Madda besser vorstellen könnt, hier nun die Bilder dazu.
Sie entstammen dem Skizzenbuch eines meiner Vorfahren.
Die Beschriftung ist selbsterklärend.
Hinter dem Haus verlief ein Bach, die Heilbach (Bäche sind bei uns weiblich, während Mädchen und Frauen sächlich sind, aber das ist eine andere Geschichte.), die in jedem anständigen Frühjahr über die Ufer trat. Auch waren hinter dem Haus noch die Werkstatt, die Schweineställe, in den Fels gehauen, und der Hingelhinrichtungsplatz, klasse Sache, manchmal rannte ein Hingel noch ein bißchen rum, während der Kopf schon auf den Hackklotz lag, sachte aber nix mehr. Das war lustig. Jenseits der Heilbach hatte meine Oma einen riesigen Garten mit Obst, Gemüse, Blumen und einem riesigen Nußbaum.
Die Puddellgrubb (phon.) ist die mit dem Misthaufen verbundene Jauchegrube, in die Richard, Sohn von Tante Madda, am ersten Tach seines Motorrades mit diesem fuhr. Mein Bruder fiel mal rein, da hatte man ihn gerade zur Hochzeit meiner Tante Henni herausgeputzt. Er sollte mit den Schleier tragen. Geile Sache, ich kann Euch sagen!
Das Fanny war das Pferd meines Opas, auf dem ich reiten durfte, während es den Pflug zog. Die anderen Pferde kannte ich nicht mehr. Kühe hat er mehrere gehabt.
Am rechten Rand das Scheune eins war noch der Ziegenstall. Scheune drei war über der Straße (wo besagter Bus wartete), Scheune vier war im Heilbachgrund, wo es auch einen Kartoffelacker gab, wo wir im Frühjahr immer die Kartoffelkäfer einsammelten und verquetschten.
Der Hof war ein wahrer Abenteuerspielplatz für uns Kinder, auch wenn ich dort so manche Enttäuschung erlebte.
Wenn wir länger dort waren, meine Mutter war manchmal so lange krank, daß wir Kinder dort nicht nur die Ferien verbrachten, wir gingen dort auch in den Kindergarten und ich ein halbes Jahr in die Schule, da war meine Patentante meine Lehrerin, aber zurück zum Kindergarten. Wir hatten da so ein großes Klo, das eigentlich nur aus einem gaaanz langen Holzkasten an der Wand links und rechts und mehreren Löchern für die Hintern bestand. Da schiß mal ein Junge auf den Rand, und alle standen um ihn und bestaunten die Sache, nur ich war der kleinste und sah nix. Da mußte ich ganz arg heulen. Das hat mir nen Schlach fürs Leben versetzt.
Ein anderes Mal verkloppte mich ein böser Bube und warf mein kleines Täschken mit dem Butterbrot drin in eine Baugrube. Das war der zweite Schlach.
Da schwor ich mir:
Mit mir nicht, nie, nie mehr!
Wer sonst noch Fragen hat, möge sie stellen.
Hier noch ein Bild aus anderer Perspektive
Commentaire
72
La photo ne se trouve pas dans la discussion. De ce fait elle ne peut pas être commentée .
Heide G. 10/03/2019 14:59
heute wollte ich im Flämig so einen Hof in echt fotografieren, nämlich, es gibt sie noch. Allerdings sind sie alle sichtversperrt von einem hohen Hoftor.Aber ich bleibe dran -
Corry DeLaan 09/03/2019 13:05
So ähnlich sah der Bauernhof meiner Tante Martha (Tante Marthchen) in der ehemaligen DDR aus. In der Mitte des Hofes ein Misthaufen, viele Hühner und Gänse liefen herum. Die Gänse waren aggressiv und schnappten immer nach uns Kindern. Noch heute habe ich großen Respekt vor Gänsen!Im Wohnhaus gab es für viele, viele Leute genau ein Klo. Ein Plumpsklo im 1. Stock. Vermutlich war es im 1. Stock deshalb, damit alles auch ordentlich weit nach unten direkt auf einen Misthaufen plumpsen konnte.
Wir waren dort nicht oft; aber mit zu den bleibenden Erinnerungen gehört, dass es dort am Nachmittag immer Kuchen gab: riesige, flache Blechkuchen. Der leckerste war einer mit viel Schokolade und Sauerrahm zubereitet.
Trotz der leckeren Kuchen bin ich eigentlich nicht so gerne dort gewesen. Die DDR-Atmosphäre mit ständig beobachtet sein, nicht sagen dürfen, was man denkt usw. war auch für uns Kinder unangenehm zu spüren.
Annelie S. 09/03/2019 12:39
Ach ist das herrlich. Eine Geschichte aus dem wahren Kinderleben, gleichzeitig mit Schaudern und Humor gespickt und dazu die echten Dokumente. So lebendig, dass man sich direkt in die vergangenen Zeiten mit versetzt fühlt.Unersetzlich, unbezahlbar.
LG Annelie
Benita Sittner 08/03/2019 13:58
….eine schöne Zeichnung und eine nette Geschichte....ich muss schmunzeln....so etwas gab es wohl in vielen Familien....Geschichten die das Leben schrieb...irgendwie hatten die früher mehr Witz....egal...für meinen Vater machte ich zu seinem 70.sten eine kleine Fibel mit seinen Lausbubengeschichten aus dem Sudetenland....es war eine gelungene Überraschung....VLG Benita
CODY EIGEN 07/03/2019 10:02
Jetzt ist mir alles klar...!!!DagmarAusKöln 07/03/2019 8:53
Meine Urgroßeltern hatten einen Bauernhof in Bayern, auf den ich als kleines Kind gelegentlich verfrachtet wurde. Auf dem Nachbarsgrundstück lebte ein böser Hahn, der mir mal, während ich mit den anderen Kindern spielte, auf den Kopf sprang und mir ein Loch rein hackte. Die Besitzer des Hahns rächten sich und schlugen dem Tier auf einem Holzklotz den Kopf ab, in meinem Beisein, damit ich Satisfaction erfuhr. Ganz stolz trug ich den Hahnenkopf zu meinen Leuten rüber, die pucklige Verwandtschaft saß gerade in der Küche beim Essen. Anscheinend kam meine Präsentation nicht so gut und ich erhielt Prügel. Das habe ich bis heute nicht verstanden.Aber: Ich habe sie alle überlebt – Karma ?)))))
Astrid Wiezorek 06/03/2019 20:32
Du schreibst das so ergriffen dass ich dich "echt" dort auf diesem Hof sehe. Mit kurzen Hosen aufgeschundenen Knien, Rotznase, schmutzige Hände..... aber glücklich. Solche Erinnerungen sind nicht mit Geld zu bezahlen. Jetzt verstehe ich auch wenn du immer was von "Schlach weg bekommen" schreibst. Ich hätte da wahrscheinlich auch einen Schlach fürs Leben wegbekommen wenn ich den Hingelhinrichtungsplatz gesehen hätte und was für Dramen sich da abspielten.(...manchmal rannte ein Hingel noch ein bißchen rum, während der Kopf schon auf den Hackklotz lag, sachte aber nix mehr. Das war lustig.)
Das wäre für mich der Horror gewesen und nicht lustig. Von der Sache mit den Klo, das eigentlich nur aus einem gaaanz langen Holzkasten an der Wand links und rechts und mehreren Löchern für die Hintern bestand, kann ich auch noch was dazu steuern. Als ich 1973 zu den X. Weltfestspielen nach Berlin fahren durfte, standen auch nur Bretterbuden mit solchen Toiletten auf jedem Bahnhof. Wir fuhren ja in Viehwagen und da waren keine Toiletten drin. Aber das ist eine andere Geschichte. Du kannst jedenfalls wunderbar schreiben und solltest mal ein Buch daraus machen, ich würde sofort eins kaufen.
LG Astrid
wosai 06/03/2019 19:16
Was bitte ist ein "Hingel"? Beim Guhgeln erhalte ich z.B. sowas: "Hingel – Sivas Kültürü"Wo war denn dieser Hof?
ilsabeth 06/03/2019 15:36
So unterhaltsam, Klacky, da können Fernsehen und Radio einpacken.Die Zeichnungen sind ganz wunderschön!
LG ilsabeth
Mira Culix 06/03/2019 9:32
Ich kann es bezeugen, genau so sieht es da aus. Nur den Opa hab ich leider nicht mehr erlebt. Und Tante Madda auch nicht.Heiko Schulz ² 05/03/2019 23:52
Erinnerungen ... da ist die Zeit von Einst plötzlich wieder so nah. Und man läuft wieder dort herum, erinnert Gerüche und Geräusche. Man ist wieder der kleine Bengel ... . Wie schön.Grüße, Heiko.
i.67 05/03/2019 20:32
Wow. Man hat das Gefühl, live dabei gewesen zu sein!!Und dein Ahn hatte zeichnerisches Talent.
Marina Luise 05/03/2019 19:52
Ich finde es toll, wie dein Vorfahr seine/eure Geschichte so detailliert festhielt, dass man sich den Hof und die Umgebung richtig gut vorstellen kann - und dank deiner Schilderung auch das Leben damals!Ein wertvolles Familiendokument - aus einer Zeit, in der man noch zum Fotografen ging und kaum jemand selbst einen Apparat hatte und Fotos machte!
Ruth U. 05/03/2019 19:34
Das war ja ne spannende, gefährliche und unterhaltsame Kindheit, die Du hattest, wer kann das schon von sich behaupten, aber Du hast es überlebt und hast diese Lebensphase gestärkt verlassen.Grüße von Sista
nenirak 05/03/2019 17:46
da wurde dir ja ganz schön mitgespielt. Warum haste dich bloß nicht gewehrt.