Das Böhmertor von Freistadt (Oberösterreich)
Das Böhmertor, ein ganz gewaltiger Torturm, steht an der Nordseite der Stadt in Richtung Böhmen und hieß früher das Spitalstor, weil bis ins 15. Jahrhundert das Spital der Stadt vor dem Tor neben der Liebfrauenkirche stand. Die weitere Bezeichnung “Frauentor” ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass sich unmittelbar vor dem Tor die Liebfrauenkirche befindet. Die Straße, die vom Böhmertor nach Norden führt, heißt Schmiedgasse, weil dort bis 1974 zwei Schmieden standen, die wegen Baufälligkeit abgetragen wurden. Das Böhmertor unterscheidet sich ganz wesentlich vom Linzertor. Es klingt geradezu unglaublich, wenn man hört, dass beide Tore der gleiche Baumeister, nämlich Mathes Klayndl, um 1485 umgebaut hat. Das Böhmertor ist so alt wie die Stadt, und seine Grundmauern stammen – wie die Buckelquader beweisen – noch aus der Zeit der Staufer (um 1250). Dann wurden drei mächtige Mauern aus Steinquadern aufgetürmt in eine Höhe von 12 m, Quader auf Quader. Bei jedem kann man noch eine lochförmige Einkerbung sehen, die zum Einsetzen der Steinzange diente, mit der man die Steine bewegte. In diese drei Außenmauern wurde dann mit dicken Trambalken die Holzkonstruktion für drei Stockwerke eingefügt und ganz oben auf der Schauseite in der Barockzeit ein Dachreiter aufgesetzt. Der große Brand von 1880, der in der Schlosskaserne ausbrach und den nördlichen Teil der Stadt arg beschädigte, vernichtete am Böhmertor die drei aus Holz bestehenden Stockwerke, das niedrige Keildach sowie den barocken Dachreiter, und deshalb stehen eben nur noch drei Außenmauern, die freilich mit ihren Maßen (10,8 x 11,9 m) weit und breit ihresgleichen suchen. Sie stehen aber sehr eindrucksvoll und erinnern geradezu an römische Ruinen. Wenn man dort steht, hat man durch die Böhmergasse hinauf und über den Hauptplatz hinweg einen herrlichen Blick auf den Kirchturm – eine Perspektive aus dem 13. Jahrhundert! Und ein nachhaltiger Beweis, wie planmäßig die Stadt schon damals angelegt worden ist. Der Torturm hat ein gotisches Spitzbogentor, über dem sich außen ein doppelköpfiger Adler mit dem Wappen der Babenberger, das gleichzeitig das Wappen von Freistadt ist, befindet. Eingefasst ist das Spitzbogentor vom Rahmen für die Zugbrücke. Oberhalb des Tors sind die zwei langen Mauerschlitze für die Schwungbalken der Zugbrücke zu sehen. Der Turm verläuft nicht in gleicher Linie mit der äußeren Stadtmauer, sondern ist etwas vorgerückt und ragt in den Stadtgraben hinein. Auf der Innenseite des Turms befinden sich ungewöhnlich große Schießscharten, die sich auf drei Stockwerke erstrecken und schon zu Schießkammern erweitert sind. Auch die Sitznischen für die Torwächter sind noch vorhanden.
Quelle: Cityguide Freistadt
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