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Das Gschlerf im Schloß

Das Gschlerf im Schloß

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Monika Die


Free Account, südlich des Weißwurstäquators

Das Gschlerf im Schloß

Rechter Hand nahe der Landstraße von Gmund nach Tölz liegt das uralte Schloß Reichersbeuern. Es wird schon 915 erwähnt und war immer Tegernsee'isches Lehen. Die Grafen von Reichersbeuern kamen aus dem Geschlecht der Andechser. 1358 übergab der letzte Edle von Reichersbeuern das Lehen an die Herren von Pinzenau, 1514 erhalten es die Tänzel von Tratzberg bei Schwaz, 1627 kommen die Freiherrn von Preysing, 1828 erwirbt es die Familie des jetzigen Besitzers, des Herrn Vinzenz von Sigriz. Schloß Reichersbeuern hatte die niedrige Gerichtsbarkeit, schwere Fälle wurden zur Aburteilung dem Landgericht Wolfratshausen zugewiesen. Die Burg Reichersbeuern war eine echte Wasserburg, umgeben von Wasserflächen und Mösern.

Die Sage erzählt, daß in den Kellergewölben auch ein geheimes Gericht abgehalten wurde. Ob dabei die angeklagten leibeigenen Bauern, Wilderer und die kleinen Diebe bei dem gestrengen Herrn Patrimonialrichter, der ja ein Angestellter der Burgherrn war, immer zu ihrem Recht gekommen sind, und mit welchen Mitteln Aussagen erpreßt wurden, weiß niemand mehr.

Im Schloß von Reichersbeuern hat es früher immer gegeistert. Da gab es einmal eine Schloß Verwalterin, die hat ihrer Tochter Margarete auf dem Sterbebett 100 Gulden übergeben, mit denen diese eine Jahresmesse für die Seele der abgestorbenen Mutter stiften sollte. Die junge Margarete aber war hoffärtig und eitel und verwendete das Geld für kostbare Kleider und teuren Schmuck. Sie mußte nach ihrem Tode zur Strafe als Klopfgeist im Schloß umgehen, bis ein späterer Besitzer den Jahrtag für ihre Mutter stiftete, um Ruhe zu bekommen. Seither ist sie erlöst.

Aber es ist auch sonst nicht recht geheuer im Reichersbeurer Schloß. In recht finsteren Nächten hört man auf den Gängen und Stiegen, besonders auf der alten Wendeltreppe, ein unerklärbares Geschlerf, wie wenn ein ruheloser Mensch sich mühsam in Pantoffeln mit einer schweren Last dahinschleppen würde. Vielleicht ist es der Geist der Sophie von Pinzenau, die zu den Dienstboten recht hartherzig und geizig gewesen sein soll. Macht man aber ein Licht, ist der Spuk vorbei. Ein alter Schloßdiener ist einmal um 12 Uhr nachts über die Wendeltreppe hinaufgegangen, da stand droben ein schwarzer, struppiger Hund und schaute ihn mit großen, glühenden Augen an. Auf einmal lief er ihm heulend von oben herab entgegen und ist ihm zwischen seinen Füßen hindurchgerumpelt, daß er beinahe über die steinerne Stiege hinunter gekugelt wäre.


Canon G2 ~ Heliopan RG780

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