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Das Hotel der verlorenen Stunden - eine Noir-Fiction

Das Hotel der verlorenen Stunden - eine Noir-Fiction

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Horst Waschinski


Free Account, Inden

Das Hotel der verlorenen Stunden - eine Noir-Fiction

Düstere Stille umgibt das Zimmer, es wirkt wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit, in der es seinen Zweck erfüllte. Die Wände sind von Gebrauchsspuren gezeichnet, die Tapeten verblichen und fleckig, als hätte man sie längst vergessen. Das schwache Licht einer alten Deckenlampe legt sich wie eine zweite Haut über den Raum.

Im Vordergrund des Raumes steht eine Frau. Ihre Erscheinung ist lebendig und doch starr, ihre Haltung die einer Schaufensterpuppe. Sie ist nackt bis auf einen schwarzen, abgetragenen Slip. Ihre Haut wirkt glatt und unberührt, ihre Augen leer und ausdruckslos, als wäre ihre Seele schon lange nicht mehr hier. Regungslos steht sie da, die Arme locker an die Seite gelegt, als wäre sie ein Objekt, das darauf wartet, in einem Moment der Notwendigkeit bewegt zu werden. Ihre Anwesenheit ist surreal, fast unnatürlich.

Im Hintergrund steht der Mann. Er ist älter, weißhaarig und stämmig, trägt ein schlichtes Hemd und Stoffhosen. Mit den Händen tief in den Hosentaschen steht er da und beobachtet die Frau, ohne auch nur den Hauch von Interesse oder Mitleid zu zeigen. Sein Blick ist kühl und distanziert, fast wie der eines Mannes, der diesen Moment schon so oft erlebt hat, dass er keine Überraschungen mehr erwartet. Sein Gesichtsausdruck ist eine Mischung aus Gleichgültigkeit und unterschwelliger Verachtung, ein Schatten von Macht und Entfremdung.

Das Zimmer wirkt vernachlässigt, die Möbel alt und von der Zeit gezeichnet. Ein Röhrenfernseher und ein dunkler Holzschrank zeugen von vergangener Nutzung, durch ein Fenster auf der rechten Seite fällt schwaches Licht in den Raum. Darunter steht ein abgewetztes Ledersofa, und gegenüber ist die Tür zu einem weiteren Raum geöffnet, vermutlich einem Schlafzimmer.

Der Mann bewegt sich kaum. Sein Blick schweift durch den Raum, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Es ist nicht Neugier, die ihn antreibt, es ist Gewohnheit. Vielleicht ein Hauch von Langeweile, während er darauf wartet, was als nächstes kommt.

Die Frau bleibt gleichgültig, ihre Haltung wie eingefroren. Nach einer gefühlten Ewigkeit dreht sie sich leicht zur Seite, ohne dem Blick des Mannes zu entkommen. Es ist keine einladende Bewegung, sondern eine, die das Unvermeidliche beschleunigen will, als wolle sie das Unvermeidliche nur schneller hinter sich bringen.

Der Raum ist ein trauriges Monument der Hoffnungslosigkeit. Ein Ort, der nichts festhalten will, nur flüchtige Begegnungen und Momente der Leere. Hier ist nichts von Dauer. Die Dinge sind nur geliehene Schatten, die auf Nimmerwiedersehen in der Dunkelheit verschwinden. Ein Raum, der so wenig Bestand hat wie die beiden, die ihn kurzzeitig beleben.

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