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Das kommt davon ...

Liebe Leute,
das hättet Ihr erleben sollen.
Am letzten Wochenende auf der Leopold beim Corso Leopold.

Schönes Wetter und ausgelassene Stimmung.
Jede Menge Flanierer und -rinnen, Alt und Jung, lahm und schnell,
krank und gesund.
Viele Attraktionen gab es, viele Futterstände und viel gute Musik.
All dies steigerte die gute Laune.

Oben an der Münchner Freiheit spielte die Band Soul Unit, da fetzte, rockte und soulte es, was das Zeugs hielt.
Dann bei den langsamen Stücken gab es rührende Szenen.
Bis dato völlig fremde Leute grüßten sich, plauderten angeregt miteinander, fielen sich in die Arme und
- jetzt haltet Euch fest -
herzten und liebkosten sich.

Da es warm war, fiel das eine oder andere Kleidungstück achtlos zu Boden, es entstanden riesige Klamottenhaufen und paradiesische Szenen.
Anfangs noch hinter Gebüschen, Verkaufsständen und Stellwänden.
Die Polizei wollte einschreiten und forderte die Band auf, doch flottere Sachen zu spielen, Samba, Quickstep oder Foxtrott oder so, halt was weniger Sittengefährdendes. Doch solches war wohl nicht in deren Repertoire.

Daher wurde weiter gebluest und gesoult.
Und da gab es kein Halten mehr in der Menge.
Völlig ungeniert fiel man übereinander her, Männlein und Weiblein, Katz und Hund, Mensch und Tier.

Das war Erregung öffentlichen Ärgernisses pur.
Mit zehn Hundertschaften wurde der Corso Leopold aufgelöst, was die Abgeführten nicht daran hinderte, auf den Polizeirevieren und in den überfüllten Zellen fortzufahren mit der allumfassenden Völkerfreundschaft,
denn die Musik klang noch allen in den Ohren.
Auch soll es zu Verbrüderungsszenen zwischen Ordnungshütern und -hüterinnen und dem gemeinen Volk gekommen sein ...

Die Mitglieder der Band wurden verhaftet.
Aber sie nahmen ihre Instrumente mit und übten und soulten weiter.
Hier seht Ihr den Bandleader in seiner Zelle in St. Adelheim, er spielt gerade die Basslinie von "Love Me Tender".

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