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Das Meer und die Hügel

Das Meer und die Hügel

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Das Meer und die Hügel

Wer sehnte sich je nach dem Meer? Salzwasser in endloser Weite,
Das Heulen, das Schweigen, das Wirbeln, der Krach, der Wogen hungrige Meute.
Glatt wie ein Teich vor dem Sturm, grau, schaumlos - unbändiges Schwellen
Kristallene Stille, das Plätschern am Strand und des Sturmwirbels zorniges Bellen
nie ist es gleich und doch gleich, - und verschieden wie all seine Wellen
Sein Meer, ob es singt oder dröhnt?
So und nicht anders - und nicht anders als so - braucht Berge, wer sich danach sehnt.

Wer sehnte sich so nach der See? Der Brandung verächtliches Beben,
Wo zitternde, wankende Stöße aus Wind den Bugspriet zur Sternenjagd heben?
Oben die Flotten des Handels, der schartige Saphir darunter
Versteckt unter Wasser der Fels, tief donnerts vom Segel herunter
Sein Meer, das nie gleich ist und doch - sein Meer gleich in jeglichem Wunder
Sein Meer, ob es rast oder wiegt?
So und nicht anders - und nicht anders als so - braucht Hügel, wer Hügel liebt.

Sag, wer ersehnte das Meer? Im Fluchen so rasch wie im Lieben,
Des Nebels drohende, rollende Wand, von Schwingen aus Silber vertrieben?
Wo südwärts der Eisberg wankt, wo er kalbt unter Stöhnen und Klagen
Halb nur erahnt in der weißen Flut, bis der Mond kommt, ihn anzusagen
Sein Meer, wo's die Väter gewagt, wo seine Kinder ihr Leben einst wagen
Sein Meer, das ihn küßt und verhöhnt?
So und nicht anders - und nicht anders als so - braucht sein Bergland, wer sich danach sehnt.

Wer sehnt sich so nach dem Meer? Seine einsame Herrlichkeit lieber
Als des Königs Hof, und sein äußerstes Tief als der Straßen wimmelndes Fieber?
Inland - zwischen Bäumen und Staub - in Angst und wie angekettet
Inland - unerreichbar dem schützenden Arm, und dem Schoß, worin er sich bettet
Sein Meer, das ihn oft schon betrog, und ihn jetzt vor Betrügern errettet,
Sein Meer, das sein Leben ihm gibt?
So und nicht anders - und nicht anders als so - braucht sein Bergland, wer Berge liebt.

nach Rudyard Kipling, The Sea and the Hills (1902) Nachdichtung 2007

Foto: Eiserfeld im Spätsommer 2006, Canon EOS 350D, Tamron 50/200 bei 180, Programm Landschaft

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