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Dieter Jüngling


Premium (World), Eisenhüttenstadt

Das offene Fenster...

...hat einen ganz besonderen Sinn.

Mir diente es als Ausblick von der Lok 20 der Mansfelder Bergwerkbahn.
Aber die nette Lokführerin, erklärte mir den wahren Sinn.
Die Dampfstrahlpumpe ist ein kleines "Sensibelchen". Sie möchte immer gut gekühlt werden, wenn sie richtig funktionieren soll.


Die Zwanziger...
Die Zwanziger...
Dieter Jüngling

Commentaire 14

  • BurkhardKo 26/04/2015 12:36

    Klasse Einblick und Aussicht.

    Gruß Burkhard
  • Thomas Jüngling 24/04/2015 20:27

    Ufffzzzz, die Anmerkungen zum Bild kosten erstmal Arbeit. Aber es ist eine der interessantesten Diskussionen seit langem. Danke für den technischen Einblick!

    Schön auch der Einblick in den Führerstand. Vielleicht hätt' ich doch mal hochklettern sollen...

    Lieben Gruß
    Thomas
  • summertime1 24/04/2015 17:18

    Eine längere Geschichte zum Ejektor:

    Eines der einfachsten und gleichzeitig kompliziertesten Bauteile einer Dampflok ist der Einspritzer, oder wie man als Mensch mit humanistischer Bildung sagt, der Injektor auch als Ejektor bezeichnet. Weshalb der Widerspruch: Einfach - kompliziert? Der Injektor ist leicht beschrieben und ebenso zu bedienen, wenn man den Lehrbüchern glaubt. Die Praxis beweist stets das Gegenteil.

    Der Injektor besteht im Grunde aus zwei Düsen. Die erste Düse wandelt Dampfdruck in Strömung und die zweite Düse Strömung in Druck um. Das erscheint noch verständlich. Unverständlich erscheint dagegen, dass durch das stärkere Strömen des Dampfes ein Unterdruck erzeugt werden kann. Ist aber so! Durch diesen Unterdruck wird aus dem Tender das Wasser angesaugt. Durch den Energiegewinn, der bei der Kondensation des Dampfes entsteht, kann letztlich das strömende Dampf-Wasser-Gemisch wieder in einen Druck höher als der Ausgangsdruck gewandelt werden. Soviel zur Theorie der Strahlpumpe - wie man den Injektor auch nennt.

    Halt, eines wollen wir noch betrachten: das Schlabberventil (Es heißt wirklich so!). Solange, wie es nicht zu einer Kondensation und danach zu ausreichender Strömung des Dampf-Wasser-Gemisches kommt, ist das Schlabberventil selbsttätig geöffnet. Alles strömt über das Schlabberrohr unter die Lok. Man sieht dann die Dampffahne bzw. den armdicken Wasserstrahl .

    Jedem Fachmann und auch Laien ist es klar, dass eine genaue Abstimmung von Druck, Düsendurchmesser und -abstand die richtige Funktion gewährleistet. Schon geringfügige Abweichungen (z.B. durch Kalkansatz) und schon sieht man den Heizer händeringend mit dem Schicksal hadern. Denn jetzt wird es kompliziert. So einfach wie die Bedienungsanleitung beschrieben ist, so kompliziert ist die Praxis. Ach, das hatten wir schon? Nun, ja. Manchmal wollen die Dinger einfach nicht so, wie sie sollen. Verzweifelt steht der Heizer vor dem Phänomen, dass die Pumpe ständig klackert. Das Schlabberventil macht sich lautstark bemerkbar. Es schließt, um sofort wieder zu öffnen. Und das rasend schnell hintereinander. Sozusagen ein Trommelwirbel von Rotguss auf Stahlguss. Schon nach drei Sekunden hat man die Nase - pardon - die Ohren voll. Also wieder Dampf absperren und erneut versuchen. Irgendwann wird es schon richtig funktionieren. Dumm ist nur, dass durch den Dampf die Strahlpumpe immer wärmer wird, weil ja kein Tenderwasser zum Abkühlen vorhanden ist. Mit der Kondensation ist es dann Essig. Jetzt hilft nur noch, einen Eimer kaltes Wasser über den Injektor zu gießen. Es ist schon ohnehin warm auf der Lok, aber der Eimer Wasser wirkt garantiert wie ein Aufguss in der Sauna. Es fehlt nur der Fichtennadelextrakt. Eine andere Methode besteht darin, das Schlabberventil zu schließen, und den Dampf in den Tender zu drücken. Das verdrängte Wasser strömt sofort wieder in die Saugleitung, wenn der Dampf abgestellt wird. Durch das Hochschwappen der Wassersäule kommt es manchmal zu einer Berührung von Dampf und Wasser und die Kondensation erfolgt. Häufig wird aber nur das Tenderwasser aufgewärmt und nichts geht mehr. Mit dieser Technik kann übrigens im Winter das Einfrieren von Tenderwasser vermieden werden.

    Eine von solch’ verflixten Pumpen war auf der BLE 146 eingebaut. Ganze Heerscharen von Heizerausbildlingen sind an dieser Pumpe verzweifelt. Was immer funktionierte war das beständige klack-klack-klack-klack. Der Trommelwirbel vor dem großen Auftritt, bevor dann irgendwann die Pumpe lief. In der Anfangszeit haben immer wieder Ausbilder und Lokführer für den Aspiranten das Ding in Gang gebracht. Wenn es aber ein Ausbildling endlich geschafft hatte, gab es für die Pumpe keine Gnade. Er beherrschte sie geradezu. Mehr noch, von nun an gab es keine Pumpe, die ihm nicht untertan war. Darum galt der Spruch: Wer die kann, kann alle.

    Dennoch, eines Tages schien das Ende der Lärmbelästigung gekommen. Anlässlich einer Hauptuntersuchung in Meiningen, sollten die Injektoren der BLE 146 gegen neue getauscht und die alten zur Reserve aufgearbeitet werden. Alles freute sich, als die Maschine wieder in Dahlhausen stand. Abgesehen von Kleinigkeiten war man mit der HU zufrieden. Die Injektoren waren jedoch nicht getauscht sondern aufgearbeitet worden und glänzten frisch lackiert an alter Stelle. Spätestens beim dritten Betätigen des Injektors auf der Heizerseite stellte sich heraus: Der Trommelwirbel ist wieder da. Zwar etwas verhaltener aber doch vernehmbar. Nun denn, so werden noch Generationen von Heizern mit dieser Pumpe leben müssen. Und für die Ausbildlinge gilt: Wer die kann, kann alle.
  • Haidhauser 24/04/2015 15:03

    Alles sehr aufschlussreich!
    Jedenfalls ein interessanter Blick aus dem Führerstand durchs offene Fenster!!!
    VG Bernhard
  • makna 24/04/2015 13:21

    Die kritische Anmerkung von Heinz ist einleuchtend ...
    ... was kann ein kleiner Luftzug schon bewirken ?
    Also sollten die Mansfelder mal wirklich nach
    den Kalkablagerungen sehen ... ;-)
    BG Manfred
  • summertime1 24/04/2015 10:51

    Räusper, räusper.

    Bei dieser geringen Saughöhe spielt die Temperatur kaum eine Rolle. Daß Ejektoren Problemkinder sind bleibt unbestritten. Wenn aber bei 500 mm bis 1000 mm Saughöhe (=Distanz zwischen Wasserstand im Tender und Düsenstock) eine Pumpe nicht arbeitet sind eher Kalkablagerung im Düsenstock oder dessen Justage die Ursache.

    Übrigens, was glaubt ihr, welcher Kühleffekt vorhanden ist? Zum Kühlen muß man Verdunstungskälte nutzen. Was soll hier bei dieser Pumpe verdunsten? Ein nasser Lappen sollte um die Pumpe gewickelt werden, dann macht das ganze schon Sinn. Aber so?
  • Hartmut Sabathy 24/04/2015 10:33

    super Erklärung für das offene Fenster Grüße und dir ein angenehmes Wochenende! Hartmut
  • Heinz Hülsmann 24/04/2015 9:56

    Interessantes Motiv, gut erklärt!

    VG Heinz
  • Trübe-Linse 24/04/2015 9:34

    Feines Detail, ansprechend gezeigt. Mir fällt hier Lokführerin auf, ist glaube eher selten anzutreffen. Gute Erklärung. Gruß Mirko
  • Keims-Ukas 24/04/2015 7:32

    Schönes und zugleich interessantes Detail, gut erklärt, so macht FC Spaß :-)
    LG, Uwe!
  • BR 45 24/04/2015 0:04

    Ja, manche Pumpe auf der Dampflok möchte in einigen Fällen mit "Sie" angesprochen werden und braucht ihre "Streicheleinheiten", da könnt ich auch ein Liedchen singen ;-))
    Feiner Blick vom Heizerplatz
    Grüsse Andy
  • Rm Fotografie 23/04/2015 23:09

    danke dir fürs zeigen...sehr interessant für mich so als laien

    liebe grüße
    ruthmarie
  • Detlevi 23/04/2015 23:06

    Sieht nach einem zügigen Arbeitsplatz aus, interessantes Motiv.
    VG
    Detlev

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