Norbert REN


Premium (World), an der Weinstraße

Das pure Entsetzen

dOCUMENTA 13
Man möchte nicht wahrhaben, was man sieht:
Man betritt einen abgedunkelten Raum und sieht rechts eine kurze Filmsequenz in Form einer Endlosschleife. Ein Mann steht mit leicht ausgestrecktem Arm, in der Hand ein Handy. Plötzlich sackt er in sich zusammen, Mann und Hany stützen zu Boden. Kurze rückwärts laufende Sequenz, und alles beginnt von vorn.
Die gegenüberliegende Wand ist im Foto zu sehen. Schnell merkt man, was hier gezeigt wird.
In der Tat handelt es sich um Bilder, die Opfer der syrischen Revolution, von ihrer eigenen Hinrichtung im Angesicht des Todes mit dem Mobiltelefon aufgenommen haben. Die Bilder sind authentisch, und stammen aus dem Netz.
Wer hierzu nichts schreiben möchte............ ich kann es verstehen.

(Rabih Mroue` ,geb 1967 in Beirut, zu seinem Beitrag gehört auch eine Vortragsperformence im Staatstheater Kassel))

Commentaire 49

  • Felicitas W. 21/07/2012 13:30

    ... bewegend!
    VG Fee
  • Hans-Dieter Illing 19/07/2012 18:31

    In einer Tageszeitung würden diese Fotos nicht landen, weil sie konkret kaum etwas zeigen. So unscharf und ungenau wie sie sind lassen sie Raum für die eigene Phantasie, Raum für etwas Neues. Sie stellen damit auch gleichzeitig den Wahrheitsgehalt von Bildern und dem Internet in Frage, weil man ja nicht viel erkennt. Man muss glauben, was man sieht, bzw. was im Internet dazu stand. So gesehen ist es für mich eindeutig Kunst, weil es über das reine zeigen und dokumentieren hinausweist.

    Für mich gibt es aber noch einen weiteren, wichtigen Unterschied. Wären die Fotos schärfer, exakter, hätten sie vielleicht Eingang in eine Tageszeitung gefunden, und wären dann nach ein paar Tagen in Vergessenheit geraten. Als ungenaues Kunstwerk bleiben sie dagegen viel länger im Gedächtnis. Sie werden quasi zeitlos, und bekommen etwas Ewiges.

    Zu den Becher-Bildern möchte ich noch sagen, dass nicht allein die Abbildungen zur (zeitlosen) Kunst wurden, sondern auch ihre Präsentation. Also die Anordnung verschiedener Hochöfen, Wassertürme und Zweckbauten nebeneinander, das so erst Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Objekte aufzeigte. Das gab es bis dato nicht. In einem Fernsehbericht hörte ich mal, dass die Kunstwelt ganz versessen in die Art der Präsentation ist, während die Fotografen die einzelnen, exakten Fotografien mögen.
  • WendenBlende 19/07/2012 11:30

    @Norbert: guck mal auf das Fragezeichen...
  • Norbert REN 19/07/2012 9:17

    @ WendenBlende und Ivonne Harenburg
    die Frage, ob Kunst oder nicht, ist hier eindeutig zu bejahen.
    Auf meinem Bild ist ja nur die linke Wand der Rauminstallation zu sehen, und bei dieser zugehörigen Performance im Staatstheater war ich auch nicht.
    Sicherlich wird diese Kunst im Kunsthandel keine Rolle spielen.
    Der Autor ist auch mehr Filmemacher, und Theatermensch.
    Auch nur reiner Dokumentation wird schon lange der Kunststatus nicht abgesprochen.
    Spätestens seit der documenta 6 als die Bechers ihre SW Fotos von Wassertürmen ausstellten, zweifelt keiner mehr ernsthaft daran.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Bernd_und_Hilla_Becher

    Wir tun gut daran, unseren individuellen Kunstbegriff auszuweiten.

    LG. Norbert
  • WendenBlende 18/07/2012 23:14

    Jeder Getötete ist ein Opfer - ein Opfer in einem Stellvertreterkrieg der Großmächte um Einfluß, Rohstoffe und Macht.
    Und daher ohne Weiteres vergleichbar mit Opfern früherer Kriege und Auseinandersetzungen um Macht.
    Kunst? Zumindest Dokumentation, die unter dem Schild "Kunst" mehr Beachtung findet als in unserer Tageszeitung. Und deshalb auch legitim ist.
  • jule43 16/07/2012 18:45

    Ich kann es einfach nicht fassen....

    LG JUle
  • EL-SA 16/07/2012 18:25

    @jule43: Tatsache ist dass die Hingerichteten ihre eigene Hinrichtung filmen! Vermutlich weil sie 'uns da draußen' damit etwas mitteilen, aber sicher nicht ärgern wollen, wie Du schreibst.
  • Ivonne Harenburg 15/07/2012 20:36

    Das Bild ist sehr gut und ich wäre auch entsetzt über die Authentizität.

    Wenn man die Documenta als "Dokumentation" versteht ... Kunst ist das m.E. nicht

    LG Ivy
  • Ruth U. 15/07/2012 17:41

    Da fehlen mir die Worte, Norbert .... aber Dein Bild finde ich sehr gelungen, es gibt die Stimmung klasse wieder.
    LG Ruth
  • K.-H.Schulz 15/07/2012 9:17

    Nicht so genau hingucken und schnell vorbeigehen ,ganz wichtig. Und aber sehr komitent wirken
    LG:karl-Heinz
  • regina brühl 14/07/2012 18:20

    mit solchen handy-videos sollte man vorsichtig sein.sie sind nicht immer was sie vorgeben zu sein
    so mancher fake wurde schon als echt gepostet und dann als falsch entlarvt
  • LindeA. 14/07/2012 17:30

    Erschreckend!

    LG
    Linde
  • Erhard Nielk 13/07/2012 20:23

    ........seit menschen gedenken gibt es mord
    und totschlag, aus den unterschiedlichsten
    gründen, die für nachfolgende generationen
    fast nie zu verstehen sind und .....die frage
    nach dem warum? wehm hat es genützt?
    .............und seit jahrtausenden berichten
    menschen in bildern darüber.
    auch die grossen alten meister in ihren
    gemälden.
    heute ist die welt jeden tag im wohnzimmer
    und die medien überschütten uns mit infos.

    ................ich war wie viele hier geschockt,
    als ich den text las.......ich überlegte lange,
    ob das in eine ausstellung gehört, deshalb
    schreibe ich erst heute.

    Ich bin zu dem ergebnis gekommen. JAAA !

    das muss gezeigt werden auf der documenta.
    das ist sogar sehr gut, weil der besucher nicht
    von vielen nachrichten berieselt wird,
    sondern allein mit der furchtbaren tatsache
    fertig werden muss, die er bestimmt nicht
    so schnell vergisst.

    ich verneige mich vor den toten,
    auch vor ihrem mut.

    erhard