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Das Rätsel um Fabriknummer 10000

Das Rätsel um Fabriknummer 10000

24 071 19

makna


Premium (World), München

Das Rätsel um Fabriknummer 10000

Die stolze bayerische S 3/6 ist eine der schönsten Lokomotiven der Welt: Hier steht 18 451, ursprüngliche Lok
3634 der Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen (K.Bay.Sts.B.), angeliefert am 23.08.12 und gebaut
ebenso im Jahr 1912 von der Lokomotivfabrik J.A. Maffei in München unter der Fabriknummer 3315.

Das Bild entstand im Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München schon am 03.01.16 - so lange
war ich also schon nicht mehr dort - und ist mein zehntausendstes gepostetes fotocommunity-Motiv.
Eine Lokomotive der Baureihe 18.4 - bayerische S 3/6 - ist für so einen Anlaß gerade richtig ...

... aber was hat eine Lok mit der Fabriknummer 3315 mit dem Rätsel um Nummer 10000 zu tun?

Da muß ich weit ausholen (was ich ja gerne tue): Die Lokomotivfabrik von Joseph Anton Maffei
in München wurde durch die Wirtschaftskrise 1929 arg gebeutelt - es stand schlecht um sie.
Nach einem 1930 gescheiterten Fusions-Versuch mit der Lokomotiv- und Maschinenfabrik
Henschel & Sohn wurde Maffei zum 01.01.31 mit der Lokomotivfabrik Krauss & Comp.,
ebenfalls in München, vereinigt. Dabei übernahm Krauss die Namensrechte und
das Fabrikationsprogramm von Maffei - die Werksanlagen und Mitarbeiter aber
waren nicht Teil des Zusammenschlusses. Es entstand die Lokomotivfabrik
"Krauss&Comp. - J.A. Maffei AG", die Produktionsstätte wurde bei Krauss
in München-Allach integriert. Das neue Unternehmen firmierte erst
ab 1940 als Krauss-Maffei AG - die Fabrikschilder trugen
diese Bezeichnung aber bereits ab 1931-1933.

Nun kommts: Ein Schild mit der Fabriknummer 10000
von Krauss-Maffei hat es nie gegeben !!!

Die E 16 18 und 19 mit den Krauss-Fabriknummern 8507 und 8508 wurden erst 1932 gebaut. Die nächste
Lok dieser Reihe, E 16 20, wurde 1933 abgeliefert - sie trug das Fabrikschild Krauss-Maffei F.Nr. 15356.

Letzte Fabriknummer von Krauss war die 8512 - eine Meterspur-Lok für Pyrgos-Katákolon, gebaut
1931. In dem Nummernkreis 1-8512 sind 1170 in Linz gebaute Lokomotiven enthalten. Ab 1920
begann in Linz eine eigene Zählung mit den Nummern 1171-1368. Die letzten Linzer Loks
waren mit den Nrn. 1366-1368 B-Kuppler der 600 mm-Spur, gebaut 1927;
davon wurde F.Nr. 1368 auf Vorrat gebaut und erst 1938 ausgeliefert.

Die letzte vergebene Fabriknummer von Maffei fand ich (noch) nicht heraus - ich habe als höchste
mir bekannte Lok nur Maffei-F.Nr. 5747, und das war E 80 05, gebaut 1930, eruieren können.

Welche Lok wäre also die zurückgerechnete "Krauss-Maffei-Fabriknummer 10000" gewesen?
Die bayerische Pt 2/3 mit der späteren Reichsbahn-Nummer 70 076 wurde von Krauss
Anfang 1913 unter Fabriknummer 6690 abgeliefert - Maffei hatte Mitte 1912 mit
der Fabriknummer 3310 die bayerische S 3/6 der Nummer 3629, die
spätere 18 446, ausgeliefert. Gerechnet: 6690 + 3310 = 10000 !

Dann könnte man also etwas "austarieren", und dann käme raus:
Die hier gezeigte 18 451 wäre die "würdige" Nr. 10000 !!!

https://www.revisionsdaten.de/tfzdatenbank/tfz_detail.php?sa&id=75539&fahrzeugsuche=18+451&art=1&such_start=0

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Natürlich habe ich mich gefragt: Was für Lokomotiven waren die Fabrik-Nummern 10000
anderer Lokomotivfabriken? Dadurch bin ich ja erst auf die fehlende Krauss-Maffei-F.Nr. gekommen ... ;-)

... hier nun der Reihe, also dem Ursprungs- bzw. Baujahr, nach, meine Funde in den Archiven:

https://www.revisionsdaten.de/tfzdatenbank/tfz_detail.php?sa&id=60540&fahrzeugsuche=57+1002&art=1&such_start=0

Henschels F.Nr. 10000 war die 1910 gebaute preußische G 10, abgeliefert an die
Königlich Preußische Eisenbahn-Verwaltung (KPEV) als "Mainz 5401", die
spätere 57 1002, die nach 1945 in Österreich zur 657.1002 wurde.

57 1002
57 1002
makna


https://www.revisionsdaten.de/tfzdatenbank/tfz_detail.php?sa&id=64316&fahrzeugsuche=58+1099&art=1&such_start=0

Die Fabrik-Nummer 10000 der Firma Borsig aus Berlin-Tegel wurde 1918 an die preußische G 12
mit der ersten KPEV-Kennung "Münster 5566", der späteren 58 1099, vergeben.

1922 lieferte die Hanomag (Hannoversche Maschinenbau Actien-Gesellschaft) mit der F.Nr. 10000
eine schwere Naßdampf-Tenderlok der Achsfolge (und der Gattung) F an die Bulgarische Staatsbahn:

Hanomag F.Nr. 10.000
Hanomag F.Nr. 10.000
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https://nat.museum-digital.de/object/786792?navlang=de

http://www.hanomag-museum.de/html/hanomag-museum-frameset.html?http://www.hanomag-museum.de/html/dampfloks.html

https://www.revisionsdaten.de/tfzdatenbank/tfz_detail.php?sa&id=75687&fahrzeugsuche=03+004&art=1&such_start=0

Die Berliner Maschinenbau-Actien-Gesellschaft (vormals L. Schwartzkopff) hatte 1931 ihre
Nummer 10000 angeliefert: Es war 03 004 für die Reichsbahn, die nach 1945
in Polen verblieb und bei der PKP als Pm2-1 eingereiht wurde.

https://www.revisionsdaten.de/tfzdatenbank/tfz_detail.php?sa&id=44361&fahrzeugsuche=50+2363&art=1&such_start=0

Schließlich und endlich die letzte Lok mit der Fabriknummer 10000 einer deutschen Lokomotivfabrik,
die ich bei meinen Recherchen gefunden habe: 1942 lieferte die Arnold Jung Lokomotivfabrik aus
Jungenthal bei Kirchen an der Sieg 50 2363 ÜK an die Reichsbahn - diese Lok hat dann bei
der Bundesbahn gar noch die Computernummer 052 363-9 bekommen, wurde aber
schon im Umzeichnungsjahr 1968 z-gestellt und ausgemustert.

Andere deutsche Lokomotivfabriken kamen nicht bis zur Fabriknummer 10000, so z.B. Schichau
in Elbing, Union in Königsberg, Vulcan in Stettin, Hartmann in Chemnitz, Hagans in Erfurt,
Hohenzollern in Düsseldorf, Humboldt in Köln, die Maschinenbau-Gesellschaft
Karlsruhe oder eben auch die Maschinenfabrik Esslingen.
Bei Linke-Hofmann-Busch, zunächst Linke in Breslau,
dürfte es auch keine F.Nr. 10000 gegeben haben.

https://de.wikipedia.org/wiki/Orenstein_%26_Koppel#/media/Datei:Lok_5000_O+K.jpg

Bei Orenstein&Koppel hat es die Fabriknummer 10000 zwar gegeben - die damit gelieferte Lok habe ich
aber leider nicht herausgefunden. 1920 lieferte O&K mit F.Nr. 9418 die 99 4301, 1923 mit F.Nr. 10501
die 99 4644, 1924 mit F.Nr. 10844 die 99 4532, 1932 mit F.Nr. 12400 die "Molli"-Lok 99 321,
und bei den erhaltenen 86ern hatte O&K F.Nr. 12941 für 86 283 und 13795 für 86 744.
LKM Babelsberg war Nachfolger des dortigen früheren O&K-Werks, hatte aber
ganz anders abgeleitete Fabriknummern (in die Hunderttausende).

https://de.wikipedia.org/wiki/Orenstein_%26_Koppel

https://de.wikipedia.org/wiki/Lokomotivbau_Karl_Marx_Babelsberg

Anders beim Kombinat VEB Lokomotivbau Elektrotechnische Werke "Hans Beimler" (LEW)
in Hennigsdorf bei Berlin: Um auch größere Dampf- und E-Lokomotiven bauen zu können,
errichtete die AEG 1914 ein neues Werk in Hennigsdorf. Nach der Übernahme
von Borsigs Lokomotivbau wurde auch dieser in das Werk Hennigsdorf
verlagert. 1944 kam die Lokproduktion nach Bombenschäden
zum Erliegen; 1949 begann sie wieder beim dann
volkseigenen Betrieb LEW.

Nahtlos an die letzte 1944 vergebene Borsig-Fabriknummer 16312 belegte LEW bei der
Wiederaufnahme des Dampflokbaus die Fabriknummer 16313 bis 16352.
Der nur mit 39 Maschinen erfolgte Dampflokbau endete 1954 - die
beiden letzten Fabriknummern der Borsig-Nummernfolge
wurden an 65 1001 und 65 1002 vergeben.

Die letzte gelieferte AEG-Lok 1945 war E 94 159, Fabriknummer 5866. LEW schloß
ab 1949 an diese Nummernreihe an und baute vor allem elektrische Industrie-
und Werk-Lokomotiven der Typen EL 1 bis EL 21; mit hohen Stückzahlen
die Normalspur-Type EL 2 und die schmalspurigen EL 5 und EL 9.

https://www.rangierdiesel.de/index.php?nav=1414430&lang=1

Die Fabriknummer 10000 der LEW muß eine dieser Industrie-Lokomotiven gewesen sein -
mehr konnte ich noch nicht herausfinden. Die der 10000 nächsten bekannten Nr'n
waren E 11 037 (211 037) von 1963 mit der Fabriknummer 9948, die sogar
1991 mit Änderung der Übersetzung zur 242 337 (142 337) wurde,
und die Type EL 4 mit der Fabriknummer 10047 aus dem
Jahr 1964, die an das Bahnpostamt Berlin Ostbahnhof
geliefert wurde und nun Denkmallok der
BEHALA im Berliner Westhafen ist.

https://www.revisionsdaten.de/tfzdatenbank/tfz_detail.php?sa&id=2587&fahrzeugsuche=E+11+037&art=1&such_start=0

Von den noch erhaltenen LEW-Lokomotiven des fraglichen Baujahrs 1963 ist E 11 030,
spätere 211 030 und dann 109 030, die am nächsten an die 10000 heran
kommende LEW-Lok der Deutschen Reichsbahn (F.Nr. 9941):

E-Lok 109 030-7 (Ex DDR-BR E211) Holzroller
E-Lok 109 030-7 (Ex DDR-BR E211) Holzroller
Carsten D


http://www.werkbahn.de/eisenbahn/lokbau/museum/pres_lew.htm

Krauss No. 1
Krauss No. 1
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Maffei-Fabrikschild
Maffei-Fabrikschild
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Krauss&Comp. 1921
Krauss&Comp. 1921
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J.A. Maffei München
J.A. Maffei München
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KM 1939 F.Nr. 15832
KM 1939 F.Nr. 15832
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Deutungs-Hoheit
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Patrick Rehn

Ein Rätsel zum blauen Montag
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Thomas Reitzel

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