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Reinhard Wagner


Free Account, Mülheim-Kärlich

Der Deichgraf

Die Sonne war gerade untergegangen. Mühsamen Schrittes ging ich an der Deichstrasse entlang. Bereits vor Stunden war ich aufgebrochen um noch einige Fotos entlang des Strandes zu schießen. Auf der Suche nach einem geeigneten Motiv bemerkte ich nicht, dass ich mich gnadenlos verlaufen hatte. Die Brandung des Meeres war schon lange durch die schier erdrückende Ruhe der Ebbe verdängt.
Mich fröstelte. War es der kalte Wind der meine zu dünne Kleidung durchflutete oder war es etwas was anderes? Ein ungutes Gefühl durchfuhr mich, irgendetwas stimmte nicht. Ich fühlte mich beobachtet. Ängstlich richtete ich den Blick in Richtung Deichkrone. Da stand er, wie aus dem nichts tauchte er auf. Aus dunkel, tiefliegenden Höhlen starrten mich zwei glühendrote Augen an. Düstere Gedanken von verschwunden Seelen schossen mir durch den Kopf. Er musste es sein, der sagenumwobene Deichgraf. Fast starr vor Angst hob ich langsam meine Kamera und richtet sie auf die Kreatur. Ein lautes „Klick“ erschüttete die grausame Ruhe als der Zeigefinger der Auslöser drückte. Im selben Augeblick erfasste ein heftiges Vibrieren meine ganzen Körper. Es war soweit, dass war das Ende…… erst jetzt merkte ich dass es mein Handy war, welches in meiner Brusttasche wild hüpfend auf sich aufmerksam machte. Während ich mit meiner linken Hand die fallende Kamera am Tragegurt fest hielt, griff ich mit der rechten in meine Brusttaschen. Für eine Sekunde wendete ich den Blick ab von dem mich noch immer anstarrenden Wesen. „Zu Hause“ zeigte das Display. Als ich meinen Blick wieder aufrichtete war es verschwunden. Ich drückte auf das Hörersymbol. „…Willst Du nicht langsam mal nach Hause kommen? Das essen ist fertigt….“ „jjjjaaa“ stammelte ich in das Mikrofon und legte auf. Ich schaute nochmals in Richtung Deichkrone. Nichts, an der Stelle an der eben noch das Grauen Stand, war es leer, nicht mehr zu sehen. Als ich mich umdrehte, erblickte ich auch schon unsere Ferienwohnung, die nur wenige hundert Meter von mir entfernt war. Ich hatte noch einmal Glück gehabt. Als ich mich mit weichen Knien auf den Weg machen wollte, durchbrach ein Markerschütternder Schrei die Ruhe der hereinbrechende Dunkelheit, einen Schrei den ich nie mehr vergessen werde……

„Määääääähhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh“

(Kamera: Panasonic DMC-FZ50, BW: 18mm, F: 5,6 Bel: 1/400 Sek, ISO 100 , nicht ganz Ernst nehmen und aus dramtaurgischen Gründen nachbearbeitet :-)

Commentaire 2

  • Myfly 16/04/2010 19:59

    Aussergewöhnliches Foto trifft es genau. Das Bild hat was. Gefällt mir sehr gut !
  • Helmut Gross 19/04/2009 22:35

    na, da hast du was Schönes erlebt. Das Foto ist außergewöhnlich, man könnte fast denken, die roten Augen wären montiert. Da ist dir ein tolles Werk gelungen, ein sehr reduziertes Bild mit einer packenden Story.

    LG, Helmut