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Der gemeine Rollifahrer in seiner natürlichen Umgebung

Der gemeine Rollifahrer in seiner natürlichen Umgebung

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Anette Z.


Premium (Complete), Aachen

Der gemeine Rollifahrer in seiner natürlichen Umgebung

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Projekt Punktlandung
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Ziel des Projektes Punktlandung ist es eine intensive Bildbesprechung durchzuführen, ich freue mich aber über jede Anmerkungen.
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Ich habe noch eine ganze Reihe alte - veröffentlichte und unveröffentlichte - Fotos. An denen möchte ich mich (noch)mal versuchen. Schauen, was mit veränderter Erfahrung daraus wird.

Dieses stammt von einem Trip ins Braunkohledorf Borschemich mit Micha pirelli79 Beckers . Zum Glück wohnte da keiner mehr und wir hatten nicht das Problem, Anwohner ungewollt zu bedrängen.

Meine Fotos wurden Teil meiner Sichtweisen-Reihe. Dabei geht es darum, Menschen mit Behinderung darzustellen. Als Menschen, nicht als arme, bemitleidenswerte Kreaturen. In diesem Fall ... na, siehe Titel ;-)) Wir hatten einen Riesenspaß damit, Micha durchs Gelände zu wuchten. Da mir auch diese Serie am Herzen liegt, habe ich für ein Foto mal eine ganz andere Bearbeitung probiert, die das goldene Herbstwetter ausblendet und die Stimmung entsprechend anders transportiert.

Wer die Reihe noch nicht kennt: Die anderen Fotos der sind in meinem Ordner "Sichtweisen" zu finden.

Commentaire 16

  • Niedes 06/06/2016 11:09

    Moin Fotomama,
    ich habe dieses Mal "meine Schwierigkeiten" - Worte zu finden, die ich mit diesem Foto verbinden kann. Was ich sehe ist "Niedergang, Ödnis und Beklemmung". Obwohl Michael am Rand des Bildes "positioniert" ist, und er "nur einen kleinen Teil" des Bildes einnimmt - folgen meine Augen wie ein Magnet zu seinem Standpunkt. Die "Farbwahl" ist gut getroffen - hätte mir aber einen sehr "dezenten/kleinen Rahmen" vorstellen können, dadurch würde das Bild eine andere Wirkung bekommen und für mich vielleicht auch eine andere Sichtweise.
    Grüssle Frank
  • Maria Kaldewey 05/06/2016 18:45

    @ Fotomama: Das habe ich - wie ich ich ja auch geschrieben hab - schon so verstanden. Es war ja auch nur eine Idee, wie das Bild für mich persönlich stimmiger wäre und auch noch genug lost place übrig ließe. Selbstverständlich hat da jeder eine andere Auffassung. Was ja auch gut ist, sonst wäre es ja alles furchtbar einheitlich.
    Gruße, Maria.
  • Anette Z. 05/06/2016 17:42

    Genau das meine ich, Maria: Für mich hat es auch eine Aussage, dass Micha am Rand steht. Nur eben eine andere. Für mich muss ein Fotograf bei der Arbeit nicht im Mittelpunkt stehen. Der steht da, wo die Motive sind. Wenn das am Rand ist, dann steht er auch am Rand. Dann wäre es ein Verzerren der Wirklichkeit, ihn mit Gewalt in den Mittelpunkt zu rücken. In dem Fall wäre die Aussage "Schaut mal, ein Fotograf!" In diesem Fall ist die Aussage: "Schaut mal, ein lost place. Und da fotografiert einer. Der sitzt im Rollstuhl und ist durch das ganze Gewirr im Garten durch, um an sein Foto zu kommen. Das ist echte Hingabe an die Fotografie." Wenn ich vorne das Gewirr abschneide, ist ein Teil der Aussage weg. Wenn ich den Micha in den Mittelpunkt rücke, ist die Aussage weg, dass er sich seinen Platz ganz gezielt gesucht hat. Und wenn ich die Umgebung zu eng schneide, dann ist der große Zusammenhang weg. Das ist dann ein anderes Bild. Nicht mehr meins.

    Schon klar, dass manche das Bild anders interpretieren. Das ist so, wenn man Fotos macht. Die interpretiert jeder aus seinen Erfahrungen heraus.
    Gruß, Fotomama
  • Maria Kaldewey 05/06/2016 12:01

    @ Fotomama: Nein, ich denke, da sind wir einer Meinung. Das Bild von Micha ist bestimmt spannend. So an der Wand lang da rein. Ich finde mittig und frontal meist auch fad. Ich rede davon, wie es von der Komposition eines Bildes her wirkt, wenn eine Person extrem weit links am Rand positioniert wird. Das ist für mich immer auch mit einer Aussage verbunden.

    Wenn ich mir das Bild vorstellen würde, wenn es auf fast ein Viertel des Bildes zurückgeschnitten wäre (unten angemessen unterhalb des Rollstuhls und rechts nur mit einem Anschnitt des rechten Gebäudes drauf) dann wäre es für mich das Bild eines aktiven Fotografen in einer Lost-Place-Location. So aber liegt mein Fokus auf dem Durcheinander des Vordergrundes und der großen weißen Wand mit Tür. Der Fotograf selbst ist für mich weitab im Gesamtbild.
  • Anette Z. 05/06/2016 10:55

    @Maria: Dann fotografieren wir wohl auf total unterschiedliche Weise. Ich gehe oft an den Rand. Wenn da die guten Motive sind, wo soll ich sonst hin? Gerade wenn man auf Details aus ist, findet man die nicht mitten im Garten. Meine Erfahrung sagt: Je mehr der Fotograf im Mittelpunktsteht, umso mehr wird sein Foto das klassische, immer fotografierte Bild sein ;-)
  • Maria Kaldewey 05/06/2016 10:42

    @ Fotomama: Ich würde gerne was zu deiner im Kommentar gestellten Frage sagen: Was wäre, wenn du an genau der Stelle im Bild wärst? Dann würde ich das auch als abseits empfinden. An den Rand gedrängt. Das hat mit der Position im Bild zu tun. Und der Aussage, die sich dadurch für mich ergibt. Beim Rollstuhlfahrer kommt lediglich noch die praktische Überlegung des sich bewegens in diesem schwierigen Terrain hinzu.
    Liebe Grüße, Maria.
  • Anette Z. 05/06/2016 10:32

    @Karin: Ein bisschen beschreibst du, worum es mir bei der Sichtweisen-Reihe geht. An den Umgang mit Behinderungen muss man sich gewöhnen. Daran, auch die Menschen mit Behinderung so zu nehmen, wie sie sind. Mit jedem individuell umzugehen. "Den Behinderten" gibt es einfach nicht. Manche reagieren auf ironische Sprüche total empfindlich. Manche werfen die selbst welche an den Kopf und kucken, wie du reagierst. Wenn du dann rot wirst und nicht weißt, was du sagen sollst, bist du durchgefallen ;-)

    Mir ist schon aufgefallen, wie sich im Laufe der Reihe die Anmerkungen wandern. Am Anfang ging es um die Situation der Behinderten allgemein. Die Probleme, die Schwierigkeiten, die korrekte Verhaltensweise. Je länger die Reihe lief, umso mehr ging es um die Menschen dahinter. Ihren Ausdruck, ihre Körpersprache, ihre Persönlichkeit.

    Jetzt habe ich schon seit Monaten keine Bilder mehr aus der Reihe mehr on gestellt. Und prompt shiftet der Schwerpunkt wieder. In Richtung "Was sind eigentlich Behinderte" und "Was will mir dieses Bild über Behinderungen sagen"
    Von daher frage ich mich: Wie würde das Bild kommentiert, wenn ich drauf wäre. In derselben Ecke. Mit dem Titel "der gemeine Fotograf in seiner natürlichen Umgebung"? Und wer jetzt sagt "Das ist doch was ganz anderes" den frage ich erst mal: "Warum?"
  • KarinDat. 05/06/2016 9:45

    Der Titel des Bildes ist genial...aber nur, weil Micha - wie du schreibst - zu den Menschen gehört, die damit umgehen können.
    Da ich bereits andere Bilder aus der Serie kenne, war mir sofort klar, dass Micha nicht abgestellt ist und auch, was du aussagen wolltest. Deshalb betrachte ich das Foto vielleicht anders als Maria, für die hier zu viel Information enthalten ist...vielleicht sehe und empfinde ich aber einfach nur anders.
    Die Platzierung von Micha verdeutlic hier für mich, dass er nicht im Mittelpunkt steht sondern die Umgebung.
    Die Anordnung der Türen finde ich sehr gut, noch besser den Kontrast hell-dunkel der Fenster direkt über dunkel-hell der mittleren Tür.
    Der "unruhige" breite Vordergrund verdeutlicht für mich die "Umgebungsaussage" des Fotos und ist daher wichtig für mich...aber unter Vorbehalt, d ich das Foto auf dem Laptop sehe.
    ;-)
    Die monochrome Darstellung finde ich passend, aber die Ausrichtung des Fotos macht mir etwas Probleme...entweder ist es leicht schief oder es wirkt auf Grund der aufsteigenden Linien so. Das hätte ich versucht etwas auszugleichen.
    Rundum aber ein tolles Bild!
  • LIBOMEDIA 04/06/2016 10:23

    Mein erster Gedanke war, er hat so viel Energie sich auf dieses Gelände zu begeben. Und wählt dazu den einzig richtigen Weg, am Rand lang. Dass jeder Fotograf für "ultimative" Bilder auch schon mal Risiken eingeht, ist normal. Die offene Tür ist ja auch verlockend, was verbirgt sich wohl dahinter.
    Wer häufiger Lost Places fotografiert, kennt die Hürden. Zäune, Verbotsschilder, Treppen ohne Geländer. Da würde ich mich mit einem Rollstuhl nicht mehr bewegen wollen. Er agiert nach dem Motto "Niemals aufgeben" und das ist gut so. Das normale Alltagsleben bringt genügend Hürden mit sich.
    Die Bildeinteilung und die Perspektive finde ich gut gewählt. Der ganze Schrott im Vordergrund ist wichtig, weil er die Unwegsamkeit verdeutlicht. Das Gebäude wirkt sehr verschlossen, Rolläden, die beiden Metalltüren lassen keinen Zugang zu. Lediglich die einzig offene Tür bietet die Möglichkeit, einen Blick in das Innere zu werfen. Dort wird es dunkel sein. Trotzdem siegt die Neugierde.
    Trotz aller dieser Rahmenbedingungen geht der Fotograf gelassen und konzentriert seiner Arbeit nach. Ein besonderes Bild.
    lg*Rainer
  • ErichS. 04/06/2016 1:24

    Abgesehen vom unruhigen Vordergrund ist die Schärfe überall und für mein Empfinden richtig platziert. Liest man deinen Titel so geht man davon aus, dass der behinderte Mensch in solcher Umgebung sein Leben fristen muss. Er steht auch in deinem Bild nicht unbedingt im Mittelpunkt. Ich betrachte die rechte Tür als den Hingucker dort zieht es meine Augen auch immer hin, sobald ich den unruhigen Vordergrund, der einen Großteil des Bildes einnimmt überwunden habe. ich denke, dass ist auch durch den Kontrast Türe zu weißer Wand bedingt. So gerät natürlich der Rollifahrer ein wenig in das Hintertreffen, da er eingekeilt zwischen Türe Strauch und Vordergrund ist. Abhilfe dabei wäre eventuell in einem Bildschnitt mit höherer Konzentration zu finden. Die Wahl der Tönung finde ich gut!
  • Maria Kaldewey 04/06/2016 0:24

    Ich muss mich da Seanchie anschließen, dass ich die Positionierung von Micha im Bild auf den ersten Blick aus Aussage "abgestellt", "am Rand" interpretiert habe. Zumal ich durch den Titel auch gedanklich auf der Schiene war, wie er sich in dem ganzen Gerümpel mit dem Rollstuhl durchwurschteln soll.

    Dann habe ich gesehen, dass er da mit dem Stativ hantiert. Also geht es um etwas anderes. Darum, dass er trotz seiner Behinderung da im schwierigen Gelände unterwegs ist? Darum, dass das hier ein Lost Place ist? Darum, dass rechts aus der leicht angelehnten Tür gleich jemand kommt und Furchtbares geschieht? Für mich persönlich ist also - trotz deiner Beschreibung - deine Motivation für das Bild im Bild nicht eindeutig erkennbar. Und es wirkt schon so, als ob es eine Message rüberbringen will. Für mich persönlich sind da aber einfach zu viele Themen im Bild.

    Liebe Grüße, Maria.
  • Franz Fenner 03/06/2016 22:46

    diese kulisse bietet nicht mal morbiden charme. hier ist nur kaputt nund müll. selbst die überreste von natur - könnte mal ein garten gewesen sein - scheinen sterbend.
    kontrastierend dazu der mann im rollstuhl. er ist aktiv damit beschäftigt diese szenerie im bild festzuhalten, mitzunehmen, sich anzueignen.
    für mich ein bild mit starkem ausdruck. interessante tonung. gefällt mir.
    gruß franz
  • Anette Z. 03/06/2016 20:10

    @senanchie: Micha hier nicht zentral ins Bild zu rücken war tatsächlich Absicht. Es geht ja nicht nur und vielleicht nicht mal (direkt) in erster Linie um ihn. Es geht auch um die Umgebung, in der wir beide fotografieren.

    Der Titel ist ganz klar ironisch. Aber zynisch? Nicht bei dem Spaß, den wir im Gelände hatten. Der Titel spiegelt unser beider Naturell wieder. Blöde Sprüche über Behinderung sind an der Tagesordnung. Wenn ich unseren Umgangston aus unseren Arbeiten raus lassen soll, weil er politisch nicht korrekt ist, dann läuft da was schief.

    Ich weiß aber, dass manche Menschen damit ein Problem haben. Ein anderes Bild habe ich mal als Postkarte drucken lassen. Da hätte sich eine Frau am liebsten eine Erklärung von Micha zeigen lassen, dass er mit dem Untertext "manche Leute sind einfach nicht zum Treppensteigen geeignet" einverstanden ist :-)
    Wege finden
    Wege finden
    Anette Z.

    Gruß, Fotomama
  • Frederick Mann 03/06/2016 18:33

    er hat kein Zoom
  • seanachie 03/06/2016 18:21

    Dann will ich mal einen Anfang wagen...

    Zentraler Inhalt deines Bildes scheint ja Micha zu sein, der ganz gut ins Auge sticht, obwohl er arg am Rande platziert ist. Allein die Tatsache, der er grade mit Kamera und Stativ herumwerkelt gibt mir bei diesem Bild die Sicherheit, dass er dort nicht einfach abgestellt und geparkt wurde. Den Eindruck hatte ich zuerst, da er ja auch mit dem Rücken zum Betrachter steht und er obendrein ganz an den Bildrand gerückt ist. Die Umgebung wirkt alles andere als einladend. Ein verfallener Garten mit eine Bruchbude, ein lose hingestelltes Fenster und alles in SW - das muss ja trist wirken. Ein Lost Place mit einem Lost Bürger? Mit nichten! Micha agiert, ist mitten im Leben und frönt dem Hobby, das uns alle verbindet. Damit ist er ein Teil von uns und eben nicht geparkt und in die Ecke gestellt - am Rande der Gesellschaft.

    Die leichten Unschärfen im Vordergrund stören mich etwas, weil es nicht halb und nicht ganz wirkt. Viellciht hätte ich da den Weitwinkel des Objektivs genutzt und wäre einfach näher dran gegangen, um den gleichen Ausschnitt zu bekommen, dafür aber mehr schärfe im Vordergrund. Oder aber die Blende richtig öffnen, um mehr Unschärfe zu bekommen.

    Nun, mehr fällt mir erstmal nicht ein.
    LG, seanachie

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