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Der letzte Arbeitstag – Rückblick mit meinem Freund Zander Donnerschlag!

Der letzte Arbeitstag – Rückblick mit meinem Freund Zander Donnerschlag!

Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

Der letzte Arbeitstag – Rückblick mit meinem Freund Zander Donnerschlag!

Kalt ist es am Abend vor der letzten Nachtschicht. Vorbei am Wasser, Gewerbehöfen, Edeka, Busverkehr für Kinder. Die italienischen Freunde, die einst in den 1960er Jahren kamen und den deutschen Rauch in den Winternächten für bedrohlich hielten - aus gutem Grund. Er kommt mir wieder in den Sinn, wenn ich atme – dieser Dampf vor meinem Mund. Noch einmal durch das Gelände. Noch einmal den elektronischen Türöffner mit dem Schlüssel öffnen. Ich bin der Einzige mit diesem Schlüssel. Ein Privileg, welches nur mir und freilich noch Zander Donnerschlag obliegt.

Noch einmal dienstlich ins Nachtkino. Auswahl zwischen sprechenden und tanzenden arroganten Katzenviechern und „Last Christmas!“. Ein Engel grinst und weint über die Leinwand. Nach dem Kino genieße ich jeden Schritt in meinen Schuhen aus Wertemilch. Dann die Nachtwache schieben sozusagen. Diesmal mit Abgabe des Schlüssels für immer. Erst schwerlich vom Bund abziehen und dann auf den Tisch legen und dann ans Nagelbrett der Geschichte. Noch einmal in der Nacht nicht schlafen dürfen. Stattdessen im Internet surfen. Rechtskonservative fordern den Kopf eines Rundfunkchorleiters, weil er die Kinder angestiftet hat, den Omabegriff säulich zu relativieren. Gleichzeitig machen diese aufrechten Deutschen nicht Deutschversteher ihre Kinder für Kirchgang und SUV-Ausfahrt durch die Heide zur Oma fein. Einmal noch Oma besuchen, bevor sie von Böllern verschreckt, endlich ihr Erbe mit Chemie und Motorradaktien frei gibt. Die rechtskonservative Ausflugfamilie drückt die Daumen. Die schwarze Krawatte des kleinen Benjamin sitzt schief. Daran sind bestimmt auch nur „die Grünen“ schuld.

Gewitter liegt in der Luft. Thunder Strike. Am Morgen kurze Verabschiedung: „Ich melde mich!“ Die Tür fällt ins Schloss. Der letzte Dienst an diesem Ort ist vorbei. Noch einmal durch das Gelände. Mich grüßt einer dieser neumodischen „Adult Windeldienste“. Gab es den schon vor einem Jahr? Vorbei am Busverkehr für Kinder (so früh warten die schon!?), Edeka, Gewerbehöfen und am Wasser. Zuhause eine Reiskugel Kartoffelschlaf. Abends, noch bettwarm vom Tag, machen wir uns Fisch fertig. Es gibt Zander.



Auf ein Neues 2020!

30. Dezember 2019


Als Fahrräder noch keine Gangschaltung hatten
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Matthias von Schramm

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