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Daniel Magalski


Free Account, Lünen

Der Letzte

Der Regen hatte die Kreidezeichnungen der Kinder schon lange weg gespült. Die Gosse hinunter. Für immer verschwunden. "Wie das Leben in dieser Stadt", dachte er bitter. Die Stille umhüllte ihn wie ein eisiger Mantel. Wie gern hatte er damals hier gespielt. Die Hauptstraße war ihr Stadion gewesen. Sie, die Kinder, waren die großen Fußballstars. Da, im Haus an der Ecke. Am Fenster im ersten Stock. Dort hatte Oma immer gestanden. Mit ihrer Schürze und dem strahlenden Lachen. Die leeren Fenster glotzen ihn an. Oma war längst fort. Wie alle anderen. Gegangen. Nein. Er überdachte seine Worte. Vetrieben. Er war der Letzte. Bald würden die Bagger rollen. Für sein Dorf gab es kein Morgen mehr. Asche zu Asche, Staub zu Staub. Er dankte dem Regen. Die Tropfen bargen seine Tränen. Er zog die Kapuze enger, drehte sich um.

Und ging.

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