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Körnchen71


Premium (World), Frankfurt

Der nächste Fluss

aus weiter Ferne. Sieht nicht schlimm aus, aber was da als direkter Abfluss des Nihkesjavre und des Storsteingletschers den Berg hinunterkommt, ist beängstigend. Schon von Weitem habe ich ein ungutes Gefühl. Wir haben den Weg mal wieder verloren, die auf der Karte eingetragene Furtstelle ist definitiv nicht geeignet. Zu schnell, zu tief, zu viele Steine, das Übliche also. Dazu eine mannshohe Vegetation, wir sind fast unter der Baumgrenze und der dichte Bewuchs mit Fjällbirken verhindert den Blick auf den Fluss. Nach 2 gescheiterten Anläufen entschließen wir uns, den Fluss kurz vor seiner Mündung, wo er sich in viele kleine Adern auffächert, zu überqueren. Es wird ein grausames Gestolper durch Gebüsch und Bäche, am Ende kommt dann noch der Hauptarm und hier ist es nicht mehr zu verhindern. Das Wasser läuft in die Schuhe, aber wir kommen irgendwie durch. Zum Mäusemelken. Dazu noch unzählige Mücken, die unseren Angstschweiß sehr toll finden. Wir haben eigentlich keine Lust mehr. Zelten? Nein zu viele Mücken. Und wir wollen ja möglichst weit kommen. Vielleicht bis zum See vor dem Fjord, der auf 150 m liegt, da wird es nachts nicht so kalt. Da heißt aber: noch den Fluss queren, in den der andere gerade eingemündet ist... Seufz. Inzwischen sind die 8 Stunden fast um, wir haben noch mindestens 5 km vor uns und mal wieder den Weg verloren. Null Markierungen. Müde stolpern wir weiter am Fluss entlang durch den Sumpf und versuchen, die Furtstelle zu finden. Es ist der breiteste Fluss, den wir an diesem Tag queren müssen. Und er ist schnell. Und an einigen Stellen tief. Uns reicht es. Wir schreiten das Ufer ab, bis sich der Fluss direkt vor uns 200 m in die Tiefe stürzt. Beängstigend, hier geht es nicht, also wieder zurück. Nach einer halben Stunde finden wir die Stelle, die die Karte wohl als Furt vorsieht. Mag ja sein, dass das nach der Schneeschmelze ein Spaziergang ist, die ersten 10 Meter scheinen auch einfach, man sieht den Grund, aber dann sieht es aus, als werde der Fluss extrem tief und schnell. Jetzt reicht es. Entmutig sitzen wir herum und überlegen. Zelten und warten, ob am nächsten morgen das Wasser weniger ist? Hier? MItten im Sumpf? Die Bergwacht anrufen? Nein, zu peinlich. Und das Schlimme ist, auf der anderen Seite sieht man auch kein Zeichen. Was, wenn da gar kein Weg mehr ist? Ich erinnere mich an eine Info aus dem Outdoorforum: "Der Weg ist schlecht zu finden und sehr steil. Aber ich will dir keine Angst machen..." Nach ca 5 Mückenstichen fasst sich Anja ein Herz und stapft los. Sieht da, es ist gar nicht so tief , natürlich läuft uns wieder das Wasser in die Schuhe, aber wir sind durch. Und oben auf der Kuppe sehen wir auch eine Markierung. Ich hätte heulen können. Inzwischen ist es 7 Uhr, wir sind 10 Stunden unterwegs....

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Exif

APN E-M10
Objectif OLYMPUS M.14-42mm F3.5-5.6 EZ
Ouverture 8
Temps de pose 1/320
Focale 17.0 mm
ISO 200