Der Platzwart








* neugierig *


Passend zur aktuellen Fußballsaison ,

habe ich im Archiv gestöbert und ein Foto zu einer ganz besonderen und emotionalen Zeit rausgesucht .





-------- 21.6.22 , vor Sonnenaufgang, 4:22 -------


Durch dicke Gitterstäbe, von der Straße aus, ins abgesperrte Gelände fotografiert.


Und das kam so:

Mehr als zwei Jahre lang , bin ich ausnahmslos jeden Morgen, um 3:15 aufgestanden und mit der ersten U Bahn raus gefahren, um zwischen 4:20 und 6:00 eine bestimmte Strecke ab zu laufen/ - suchen .

Am anstrengendsten war es für mich im Winter bei um die Minus 10 Grad und Glätte.
Einmal hatten wir sogar Minus 16 Grad,
das werde ich so schnell auch nicht vergessen .


Durch die Borreliose und den chronischen Schlafmangel, war ich ziemlich fertig und in diesen zwei Jahren auch nicht in der Lage , großartig fotografieren zu gehen.

Dafür hatte ich aber auch etwas viel Wichtigeres zu tun .




Diese Zeit habe ich einem Fuchs spendiert, der mir besonders viel bedeutet hat .

Der Fuchs war eine " sie " , eine sehr scheue Füchsin .

Ihr fehlten alle vier Eckzähne und alle unteren Schneidezähne und sie hatte einen verletzten Hinterlauf, den sie nicht mehr benutzen konnte , kam aber mit drei Beinen ganz gut zurecht .

Nun hilf mal einem scheuen Fuchs , der Angst vor allem und jedem hat .

Das war nicht ganz so einfach aber nachts , wenn alles ruhig war, war es möglich.






Was ich dabei alles erlebt habe,
darüber könnte ich ein Buch schreiben .



Mehrmals musste ich vor beängstigenden Männern weg laufen , mich hinter parkenden LKWs und Reisebussen verstecken und des Öfteren sogar die Polizei rufen und das,
obwohl ich zu dem Zeitpunkt knapp vor der 60 stand und das Gegenteil von aufreizend gekleidet war
( was allerdings auch keine Berechtigung für Übergriffe sein sollte) .

Nachts sind viele seltsame Leute unterwegs,
besonders auf abgelegenen, einsamen Straßen - das hätte ich so nicht vermutet.

Für kein Geld der Welt , wäre ich einfach so,
da rum gelaufen und über einen so langen Zeitraum so früh aufgestanden ,

für diesen Fuchs ja, es ging ja nicht anders .



Eine Krankenschwester, die immer mit dem Rad zur Arbeit fuhr ,
brachte mir sogar zweimal selbstgebackenen Kuchen mit ,
als sie erfuhr, was ich da mache.
Bevor sie mich ansprach, war ich ihr unheimlich , jeden Morgen so allein im Dunkeln.






An diesem Morgen jedenfalls ,
hatte ich mit dieser Begegnung , auf meiner Geh - Strecke ,
Foto - Glück,
als es schon etwas heller wurde .

Es war allerdings nicht die Füchsin - es war ein Rüde,
vermutlich ihr Partner , weil ich sie von ganz weit weg , auch zusammen gesehen habe .

Ach, was habe ich mich gefreut, dass sie jemanden hat und nicht alleine ist !


Im Winter war es um diese Zeit noch mitten in der Nacht und stockdunkel,
da waren Aufnahmen nicht möglich .

Nur mit einer Stirnlampe, konnte ich überhaupt etwas erkennen und mit dem Handy
habe ich ein paar Begegnungen festhalten können - für mich zur Dokumentation und Erinnerung.


Auf sich allein gestellt, wäre die kleine Füchsin kein Jahr geworden, sie hatte nämlich recht früh , das erste Mal Räude .

In Absprache mit bestimmten Institutionen , habe ich mich entschlossen, ihr zu helfen und


so habe ich sie erst mit 3 Jahren und 7 Monaten verloren .

Noch heute denke ich jeden Tag an sie und manchmal glaube ich ,
sie schickt mir die Füchse, besonders die kranken, die mir begegnen , damit ich ihnen helfen kann und nicht so traurig bin.



Ich habe keine Ahnung, ob sowas möglich ist
aber ich vermute, es gibt Dinge ,
die wir Menschen nicht erfassen können - es wäre zumindest ein tröstlicher Gedanke.


Vielen Dank Katja Dreißig für deinen Vorschlag .
Darüber freue ich mich und bin gespannt .

Commentaire 41