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Der Straßenkünstler

Der Straßenkünstler
Ich stand auf der Straße, an einem Tor,
als ich den Künstler in mir beschwor.
Ein Gruß noch, galant, meinen Hut in der Hand,
führte ihn schwungvoll zum Wegesrand.

Wie ich dann die Arme zum Himmel reckte,
meinen Körper zu voller Größe streckte,
vollbrachte ich, durchdrungen von Glück,
ein wahrhaft großes Meisterstück.

Passanten eilten an mir vorbei,
manche sahen mich ungläubig an
- fragende Blicke -
"Was tut dieser Mann?"

Keiner verweilte, keiner wollte verstehen,
den eigenen Standpunkt auch mal verdrehen.
So ging ich, ohne Münzen und ohne Applaus,
am späten Abend entmutigt nach Haus'.

Kunstbanausen allesamt!
Blinde Logik, verhüllter Verstand
Warum ...
Warum sonst hatte ihn niemand erkannt,
meinen Handstand im Kopfstand.

Ein großes Genie, zu Unrecht verkannt.

Janine Woidschützke


P.S.: Er machte zwar keinen Kopf-oder Handstand, harrte aber dort den ganzen Tag aus....

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