Die Ehernen - Kolkraben-Paar, El Hierro
Auch wenn Vögel nicht meine fotografischen Favoriten und meine ornithologischen Kenntnisse eher dünn sind – manchmal stehen oder fliegen sie einfach in den Bereich der Optik hinein, und es wäre schade, solche Gelegenheiten ungenutzt zu lassen. So ging es mir mit dem Kolkraben-Paar im Westen El Hierros, das dort in der Einsamkeit und Ungestörtheit von El Sabinar seine Kreise zog. Die fotografische Situation war zudem fast perfekt: der strukturlose Atlantik im Hintergrund, ein verhangener Himmel, der ein sehr weiches Licht warf, ein idealer Ansitz für die Raben und für mich.
Skulpturengleich, wie in Anthrazit gegossen, stehen die beiden majestätischen Vögel auf ihrem Fels aus porösem, vulkanischem Gestein, nichts kann sie scheinbar aus der Ruhe bringen, sie sind die Herrscher der Lüfte hier – so scheint es. Nachts werden sie abgelöst von den Gelbschnabel-Sturmtauchern, die dann entlang der Westküste eine Klangorgie zelebrieren, die einem die Haare aufrichtet. Mit der aufgehenden Sonne jedoch kehrt Ruhe ein, die Sturmtaucher kehren auf das Meer zurück und die Kolkraben übernehmen wieder die Lufthoheit; selbst einen gelegentlich vorbeiziehenden Seeadler beobachten sie mit stoischer Gelassenheit.
El Hierro bildet den südwestlichen Außenposten des Areals in der Alten Welt, der Kolkrabe ist ansonsten in der gesamten Holarktis verbreitet. Seine innere Systematik wirft immer noch etliche Fragen auf. Nach dem derzeitigen Wissensstand stellen die nordafrikanischen und kanarischen Populationen die Unterart Corvus corax tingitanus; sie ist die kleinste der acht Unterarten.
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