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Die erkälteten Schwäne

Die erkälteten Schwäne

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Oliver Schiebek


Premium (World), Düsseldorf

Die erkälteten Schwäne

„Sie waren doch erst gestern wegen ihrer Erkältung bei mir“, sagte ich verwundert zu Herrn Schwan. „Ist es schlimmer geworden?“
„Nein, das nicht, Doc. Aber jetzt ist meine Frau auch krank“, antwortete er.
„Oh ja, ich sehe es. Eine deutliche Schleimhautschwellung und eine triefende Nase. Sie haben sich wohl angesteckt!“
Frau Schwan schnäuzte in ihr Taschentuch, während Herr Schwan den Rotz hochzog.
„Haben sie sich denn an meine Verhaltensregel gehalten? Kein Körperkontakt während der Erkältung ihres Mannes?“
„Ja, wir waren voll auf Abstand“, behauptete Herr Schwan. „Ich will ja nicht, dass meine Frau krank wird.“
„Du Schatz, das ist ja nicht die ganze Wahrheit.“ Frau Schwan errötete verschämt. „Wissen sie, Herr Doktor, wir saßen gestern Abend mit großem Abstand voneinander vor dem Fernseher und schauten unsere Lieblings-Telenovela. Sie können sich nicht vorstellen, wie süß mein Mann dabei ist. Er weint bei traurigen Szenen und gibt lustige Kommentare ab, wenn die Serie eh schon schreiend komisch ist, so dass wir beide schallend lachen müssen. Und da ist es passiert.“
„Was ist passiert?“, wollte ich wissen.
„Ich bin zu ihm rübergerutscht und wir haben geschnäbelt.“
„Na, kein Wunder, dass sie jetzt auch erkältet sind“, sagte ich lapidar. „Ich verordne ihnen beiden Bettruhe für fünf Tage und schnäbeln dürfen sie in der Zeit so viel wie sie wollen. Jetzt kann es nicht mehr schlimmer werden. Und trinken sie viel heißen Tee mit Zitrone.“
Die Schwäne nickten und gingen froh nach Hause…


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