Die Geduld Mexikos
D80; 17-55 DX, 17mm, F8, ISO 100, 1/160 Sek. (entzerrt)
Die Villa des Eroberers von Mexiko, einst stark geschmückt, der Natur überlassen wird von dieser erobert.
Hernan Cortez, der skrupelose, machiavellistische und brutale aber auch, wenn er wollte, geschickte und charmante Abenteurer lies sich in La Antigua nördlich von Vercruz an der Golfseite Mexikos einst diese Villa errichten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hern%C3%A1n_Cort%C3%A9s
Zuvor hatte Hernán (auch Hernando) Cortés das Reich der Azteken zerstört und geplündert und damit die Unterdrückung Mesoamerikas durch Spanien eingeleitet, der in den nächsten Jahrhunderten (1519-1821) durch Mord, Willkür, Unterdrückung und eingeschleppte Krankheiten Millionen von Menschen zum Opfer vielen.
"Man schätzt die Zahl der Indigenos, die in Neuspanien zwischen 1500 und 1600 direkt durch die Konquistadoren oder indirekt durch Hungersnöte oder aus Europa eingeschleppte Krankheiten wie die Pocken ihr Leben verloren, auf ca. 15 Millionen." Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Konquistador
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Als Herr Keuner, der Denkende, sich in einem Saale vor vielen gegen die Gewalt aussprach, merkte er, wie die Leute vor ihm zurückwichen und weggingen. Er blickte sich um und sah hinter sich stehen - die Gewalt. "Was sagtest du?" fragte ihn die Gewalt. "Ich sprach mich für die Gewalt aus",
antwortete Herr Keuner.
Als Herr Keuner weggegangen war, fragten ihn seine Schüler nach seinem Rückgrat. Herr Keuner antwortete: "Ich habe kein Rückgrat zum Zerschlagen. Gerade ich muss länger leben als die Gewalt." Und Herr Keuner erzählte folgende Geschichte:
In die Wohnung des Herrn Egge, der gelernt hatte, nein zu sagen, kam eines Tages in der Zeit der Illegalität ein Agent, der zeigte einen Schein vor, welcher ausgestellt war im Namen derer, die die Stadt beherrschten, und auf dem Stand, dass ihm gehören soll jede Wohnung, in die er seinen Fuß setzte, ebenso sollte ihm auch jedes Essen gehören, das er verlange; ebenso sollte ihm auch jeder Mann dienen, den er sähe.
Der Agent setzte sich in einen Stuhl, verlangte Essen, wusch sich, legte sich nieder und fragte mit dem Gesicht zur Wand vor dem Einschlafen:
"Wirst du mir dienen?"
Herr Egge deckte ihn mit einer Decke zu, vertrieb die Fliegen, bewachte seinen Schlaf, und wie an diesem Tage gehorchte er ihm sieben Jahre lang. Aber was immer er für ihn tat, eines zu tun hütete er sich wohl: das war, ein Wort zu sagen.
Als nun die sieben Jahre herum waren und der Agent dick geworden war vom vielen Essen, Schlafen und Befehlen, starb der Agent.
Da wickelte ihn Herr Egge in die verdorbene Decke, schleifte ihn aus dem Haus, wusch das Lager, tünchte die Wände ,atmete auf und antwortete: "Nein."
Quelle: http://www.netslova.ru/perevody/bertolt_brecht.html
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Nachtrag:
Hallo Diamonds and Rust!
Du kannst dich freuen: Dein Foto Die Geduld Mexikos wird am 19.09.2013 von 19:00 bis 20:00 Uhr auf unserer Startseite http://www.fotocommunity.de präsentiert.
Dein fotocommunity-Team
HeinerSef 19/09/2013 19:59
Eine klasse Aufnahme wie sich die Natur alles zurückholt, toll die Bäume und Wurzeln, einfach klasseLG Heiner
Diamonds and Rust 12/05/2011 4:29
@ Dorit: schön, wenn man sich einig ist@ Alfons: In dieser Geschichte dient m.E. die Erzählung des Herr Egge dem Herrn Keuner als Rechtfertigung für dessen eigenes Verhalten und damit auch für die pragmatische vorsichtige Haltung Brechts selber der um zu überleben zwischen Stalinismus, Nationalsozialismus und als Emigrant sehr geschickt lavieren musste. Das ist allgemein nicht dass, was wir einen Helden nennen und dennoch lieber ein Mensch wie Brecht mit seinen Gedichten als ein toter Brecht ohne diese. Herr Egge gibt äußerlich nach und bleibt unter Opfern innerlich frei. Das ist kein Mitläufertum - kann zugegebenermaßen natürlich schnell dazu werden.
Mir fällt dazu ein Gedicht von Brecht ein:
Eisen
Im Traum heute Nacht
Sah ich einen großen Sturm.
Ins Baugerüst griff er
Den Bauschragen riß er
Den Eisernen, abwärts.
Doch was da aus Holz war
Bog sich und blieb.
Wie nah an der Arbeitswelt und wie unheldenhaft das Bild - Bert Brecht eben!
Carlos
Alfons Gellweiler 11/05/2011 17:36
Das allzu bequeme Verhalten des Herrn Egge ist mit dem
vorbildlichen Handeln von Herrn Keuner nicht zu vergleichen. Brecht möchte m.E. den Leser mit dieser Parabel aufs Glatteis bzw. zum eigenständigen Denken führen. Egge sagt nichts und handelt »ja«. Ein Mitläufer, der nichts riskiert. Etwas anderes kann ich in ihm nicht sehen, auch nicht nachdem ich die kleine Geschichte bestimmt hundertmal gelesen und Wort für Wort seziert habe.
Ein bisschen steckt in der Figur natürlich auch Brecht, der sich ja großartig anzupassen verstand. ;-)
Grüße
Alfons
DxFx 11/05/2011 14:07
:-) so ähnlich seh ich das auch.Diamonds and Rust 11/05/2011 14:04
Ach Dorit, dann müsste ich extra deswegen 300km fahren und ein WE opfern - so wichtig ist die Galerie nun auch nicht. Vielleicht komme ich ja so nochmal vorbei.lg carlos
DxFx 11/05/2011 7:08
wenn du gern in die Galerie möchtest, dann tu´s!LG
Diamonds and Rust 11/05/2011 3:07
@ DxFx: Ich müsste die Aufnahme im Morgennebel machen - das käme bestimmt in die Galerie.@ Holger: Fahr ganz weit weg, lauf dann quer-feld-ein, steig dort auf einen Berg schau hinter einen Stein und Du findest eine alte Cola-Dose.
@ Alfons: Oh nein, Herr Egge macht es sich gar nicht einfach! Aber die Anstrengung lohnt - er bleibt Sieger.
lg carlos
Alfons Gellweiler 10/05/2011 7:53
märchenhaft, verwunschen, romantisch, ...
Die Wirkung, die das Bild auf mich ausübt.
Aber auch in der Zeit des Barock waren
solche Sujets, die die Vergänglichkeit
thematisieren, sehr beliebt.
Herr Egge macht´s sich einfach. ;-)
Grüße
Alfons
Holger Born 09/05/2011 7:46
Eine ganz tolle Aufnahme der "natürlichen Rückeroberung", auch wenn (wie am abgeschnittenen Baumstamm) der Mensch wohl immer noch Hand anlegt.DxFx 07/05/2011 19:12
Carlos, wofür auch immer. es sieht irgendwie märchenhaft aus. wenn´s dort auch sicher nicht märchenhaft ist.LG
Diamonds and Rust 07/05/2011 15:55
@ Walter: Ich hoffe doch, ich habe eines gezeigt. :-)@ mira: Ist die Natur nicht auch ein Despot?
@ Manfred: danke
@ Klacky: Nach dem Despoten ist vor dem Despoten ... oft.
@ Barbara: Also ich für meinen Teil wäre gern langlebiger und hätte gerne mehr Einfluss. ;-)
@ mira: oft - ist nicht immer. Aber man/frau sollten aufpassen.
@ Dorit: Kulisse für was?
@ Ragnar: Manche Mauer ist ganz eingedrückt.
@ Farnsworth: Dafür gibt es http://de.wikipedia.org/wiki/UnkrautEx
@ Lollimaus: Wer stabilisiert hier wen? S/W ist eine Idee.
@ Tussa: passt zum Ende der Geschichte, nur sind es 500 Jahre.
@ p4y: Hat schon was ...
@ all: Für mich ein Bild des heutigen Mexikos. Die spanischen Wurzeln (in Bild die Mauern) werden nicht geliebt sind aber überall vorhanden. Ohne diese würde das lebendige Mexiko (im Bild die Wurzeln) nicht sein. Ohne die Mauern halten die Bäume sich nicht; ohne die Wurzeln wären die Mauern längst eingestürzt. Und dennoch ein schmerzlicher Prozess von damals bis heute.
carlos
Lollimaus 06/05/2011 21:07
Das ist ja Wahnsinn, dass diese Mauern das tragen!Das könnte ich mir auch toll in s/w vorstellen - mit schöööön Kontrast ;o)
LG Lollimaus
F A R N S W O R T H 06/05/2011 17:36
über geschichte wächst immer wieder die natur hinweg.DxFx 06/05/2011 12:59
wobei die Verbindung von Natur und von Menschenhand geschaffener Bauwerke eine interessante Kulisse ergibt.LG Dorit
Mira Culix 06/05/2011 12:09
Klacky, ich meinte nicht, dass alle Despoten in absehbarer Zeit verschwinden. Die einen treten ab, dafür kommen an anderer Stelle plötzlich wieder welche hoch. Und ich fürchte, das wird sich nicht so leicht ändern.