Matthias von Schramm


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Die Lahme und der Blinde

iPhone Februar 2010 Gängeviertel Hamburg

Die Lahme und der Blinde

Als sie heirateten, waren sie beide schön wie ein Königspark im Winter, oder auch wie Königswinter im Park. Sie galoppierten durchs Leben. Er wurde sogar Galopper des Jahres. Dann kauften sie sich einen Anhänger und einen Lieferwagen. Auf den Märkten des Landes verkauften sie Suppen und die Gastarbeiter liebten sie. Ihre Suppen waren in alle Farben der Länder getaucht. Sie leuchteten schon Kilometer weit und erzeugten Nordlicht-Fata-Morganas auf den Autobahnen. Die Behörden verbaten diese Suppen aus Sicherheitsgründen. Sie wurde festgenommen und in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert, da man sie als Suppenhexe einstufte und härtere Strafen für Hexen grade so aus der Mode gekommen waren.

Er schwieg für seine Frau, was zur Folge hatte, dass die Polizei ihm solange auf die Augen schlug, bis er erblindete. In Folge ihrer entbehrungsreichen und suppenlosen Gefangenschaft erlahmte ihr rechtes Bein. Erst nach vielen Jahren staatlicher Fürsorge humpelte sie wieder zu ihrem Mann zurück, der zwar sein Augenlicht, aber nicht seinen Humor verloren hatte. Die Energie reichte aber nur noch für einen profanen Würstchenstand. Nebenbei verdingte er sich manchmal noch als Fotograf.



19. Februar 2010

Klirrfaktor
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Matthias von Schramm

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