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Karl Kraft


Premium (Pro), Mainz

Die letzt Wäschbrigg

Die Wäschbriggelcher waren fest verankerte Brückenschiffe, die schon seit Ende des 19. Jahrhunderts am Rhein lagen. In der Kiellinie hatten sie eine offene Wasserrinne. Über diesen Rinnen und an den Bordkanten der Längsseiten waren Waschbretter angebracht. Noch bis Ende 1963 wurden die Wäschbriggelcher von den Mainzerinnen benutzt, um ihre Wäsche zu waschen. Bei der Arbeit konnten die Hausfrauen so auch soziale Kontakte pflegen.
Aus: Mainz ….in den 50er Jahren

"Wäschbrigg" zieht jetzt um vom 07.04.2007
fube. Das Tauziehen um eines der letzten "Wäschbriggelche" ist beendet. An diesem Samstagvormittag wird der Niersteiner Karl-Heinz Artmann das arg ramponierte Relikt Mainzer Waschtradition mit einem Schubboot aus dem Winterhafen in den Nackenheimer Altrhein bringen, wo das "Wäschbriggelche" zwischen Sportbooten liegen wird. "Ich musste dem Vertreter der Stadt in die Hand versprechen, dass wir den Transport bis zum 10. April durchgeführt haben", erklärt Artmann die Aktion.
Noch vor wenigen Tagen hatte der Altstadt-Bürger-Verein (ABV) sich dafür eingesetzt, das aus dem späten 19. Jahrhundert stammende "Wäschbriggelche" zu restaurieren und am Rheinufer zu verankern - "als erlebbare Erinnerung an die soziale Not der kleinen Leute von Mainz". Im Februar 2006 war das "Wäschbriggelche" durch extremes Niedrigwasser gesunken, zum Jahresende 2006 hatte die Stadt dem Besitzer, Peter Großgarten, den Vertrag für den Liegeplatz gekündigt. Mehrfach hatte die Stadt die Frist zur Entfernung der "Waschbrücke" verlängert und damit gedroht, es notfalls verschrotten zu lassen. Die letzte Frist lief am 31. März ab.

Quelle: http://www.main-rheiner.de/region/objekt.php3?artikel_id=2779453

Fotos von der untergegangenen Wäschbrigg und deren Bergung sind zu sehen unter:
http://www.yachtclub-mainz.de/Bilder/Waeschbrigg/index.htm
http://www.dlrg-mainz.de/index.php?option=com_content&task=view&id=46&Itemid=3

Bilddaten: Minolta Dynax 5D, ISO 100, BW 18mm (KB 27mm), Blende 11, Zeit 1/160sek

Commentaire 7

  • AnnaRita 10/09/2007 20:15

    Schön, daß ab und zu die alten Zeiten ausgegraben werden. Es "Wäschebriggelsche" könnte sicherlich manche Geschichte erzählen....
    Gruß Rita
  • Annette Johnson 14/08/2007 19:25

    Das ist ja ein Ding! Von dem Unglueck habe ich gehoert, allerdings nicht darueber, dass es ums Waeschbriggelche ging. Tragisch!
  • Heidi Schade 14/08/2007 14:50

    Der Wäschbrigg ist gut aufgeräumt . . . Diese Handschuhe sind weg :o)
  • tulpenfee 10/08/2007 19:32

    ..eine interessante, aber auch sehr traurige Geschichte zu einem Stück Vergangenheit.
    Überall Sie man noch die Schlöser und Prunkbauten, aber nur sehr wenig vom Alltag der "kleinen Leute".
    Schön, das es Menschen gibt, die sich für so etwas engagieren....
    Liebe Grüße
    Dörthe
  • Karl Kraft 10/08/2007 15:19

    @Volkmar:
    Die restliche traurige Geschichte ist mir sehr wohl bekannt, ich wollte sie nur nicht dazu schreiben.
    Die Wäschbrigg war vor dem Termin der Umsetzung, im letzten Jahr, gesunken und sollte anschließend entfernt werden.
    Die Schwimmkörper seitlich an der Wäschbrigg sind nach der Bergung angebracht worden.
    Was den historischen Wert anbelangt, kann man sich streiten. Wenn man allerdings sieht, wie Mainz mit seinen historischen Bauten und Denkmälern umgeht, muss man fast dankbar sein um jedes Stück, das erhalten werden kann und noch aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammt.
    lg, Karl
  • Volkmar K. 10/08/2007 14:59

    Karl, ich weiß nicht, ob Du den Fortgang dieser Geschichte mitbekommen hattest:
    Als der besagte Niersteiner Schiffer die Wäschebrigg abholen wollte, sank sein Schiff auf dem Weg nach Mainz und ein weiterer Niersteiner, der dabei war, konnte nur noch tot geborgen werden. Artmann selbst war zunächst verschollen und wurde einige Zeit später (ich glaube in Mombach) tot am Ufer entdeckt. Tragischer Ausgang also...
    Dieses Wäschebriggelche hatte ich übrigens kurz vorher im Winterhafen gesehen und mich wirklich gefragt, warum ein solches Getöse um dieses alte Stück Schrott gemacht wurde und wie "begeistert" die Nackenheimer wohl sein würden, wenn es ihren Rheinarm "schmücken" würde :o((
    Von historischem Wert konnte da nach meinem Empfinden wirklich keine Rede mehr sein. Wenn ich jetzt Deine Erläuterungen richtig verstehe, ist das Teil offensichtlich auch noch gesunken(?)
    vg
    Volkmar