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Die Riesin aus (Süd)Tirol

Die Riesin aus (Süd)Tirol

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Günther cody


Free Account, Schlanders Südtirol

Die Riesin aus (Süd)Tirol

"Mariedl", die Riesin von Ridnaun(1879-1917). Auf dem Bild aus dem Jahr 1901ist sie mit ihrer Schwester(neben der Riesin in Tracht) abgebildet.

Maria Faßnauer, Tochter einer Bauernfamilie, war ein Kind wie alle anderen. Aber im Alter von drei Jahren begann sie enorm zu wachsen und hatte mit 15 Jahren eine Körpergröße von 2,27 Metern erreicht. Bald wurde sie von der Öffentlichkeit entdeckt; die Tiroler Medien berichteten immer wieder über die »größte Frauenperson Tirols«. Nach Abschluss der Schule arbeitete Maria in der Landwirtschaft, bis Schaubudenbetreiber auf sie aufmerksam wurden. Ständig bedrängten sie die Eltern und boten der Familie viel Geld an für die Erlaubnis, das junge Mädchen als Attraktion auf Jahrmärkten und Festen vorzuführen. Doch die Eltern lehnten strikt ab, obwohl sie das Geld dringend gebraucht hätten.
1906 gab Maria Faßnauer den ständigen Angeboten und Überredungsversuchen nach und begann eine siebenjährige Reisetätigkeit durch ganz Europa. Begleitet wurde sie von ihrer Schwester. Wien, Berlin, Hamburg, London, Manchester – Maria wurde zur Attraktion auf Jahrmärkten und Festen, ob auf dem Kohlmarkt in Wien, dem Oktoberfest in München oder der Weltausstellung in Brüssel. Zeitungsanzeigen sollten neugierig machen auf das »größte Weib, das je gelebt hat«. Das verdiente Geld sparte sie, um es ihren Eltern zu geben. In Kleidung investierte sie wenig; bei all ihren Auftritten trug sie eine Tracht samt Tirolerhut, was sie noch größer und grotesker erscheinen lassen sollte. Obwohl sie im Rampenlicht stand, lebte sie sehr isoliert. Die Schaubudenbetreiber ließen es nicht zu, dass sie sich außerhalb ihrer Auftritte in der Öffentlichkeit zeigte – das hätte die Einnahmen vermindert. Als tief religiöse Frau, die in den Briefen an ihre Eltern über Einsamkeit und Heimweh klagt, begab sich Maria Faßnauer lediglich in Gotteshäuser, um zu beten.

Ein Kapitel in Inga Hosps Buch »Die Riesin von Tirol« ist überschrieben »Monster für Millionen«. Maria Faßnauer musste durchhalten, wenn es hieß: »Kommen Sie meine Herrschaften, treten Sie heran, hier sehen sie Mariedl, die Riesin von Tirol.« Das lange Stehen fiel ihr schwer, sie litt an Beingeschwüren, aber: »Eine sitzende Riesin will kein Unternehmer ausstellen. Ausstellen heißt es, nicht aussetzen (…), obwohl sie immer ausgestellt und zugleich den Schaulustigen ausgesetzt ist. Schaulustig. Lustig ist das Schlimmste daran.

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