Die Schweinekotelettbeichte 1
Habe grade wieder Strohwitwerabend. Da hab ich dann wieder mal ein Strohwitweressen gemacht samt Geschichte und Film. Eine Literaturverfilmung wird grade verarbeitet und folgt - sie ist nur teilappetitlich wie folgende Geschichte.
Die Schweinekotelettbeichte
Früher lagen sie am kalten Büfett meines Onkels, welcher Chirurg war. Paniert glatt auf einem sehr eierbetonten Kartoffelsalat. In der Nähe Kinderkresse. Die blasse rosa Farbe des Originalproduktes war in den Zuckergusshimmel abgeflogen. Vor der Tür standen ein paar Patienten mit Gipsbeinen und Feierhaken in der Faust. Sie verlangten nach sofortiger Misshandlung. Früher fand man immer richtige Knochen im Abfall. Drumherum ein grünes Fell aus verendetem Gemüse. Später nur noch Knorpel. Das war die Zeit, als ich das Schweinekotelett in den Karbonadengraben verbannt hatte. Der geschlossene Knochen, mit dem man Nägel in die Wand einschlagen konnte, war mir wichtig. Er war das Symbol des Werftarbeiters, des Schweinebauern und des westdeutschen Kommunisten in Jacken aus Lederimtiat, in einem Opel Kadett sitzend und an einer Kadettin lutschend.
Als die Jugend begann Lammkoteletts am Elbstrand zu grillen und dazu Lambrusco zu schlürfen, war es mit dem Schweinekotelett für die Klasse des einfachen Mannes vorbei. Es waren keine guten Koteletts mehr zu bekommen. Nicht einmal Bio. In Kneipen übergoss man sie zur Ehrenmalrettung mit Altbier, welches sehr gut den Nikotinqualm ergänzte. Früher gab es jede Menge Schweine auf Beerdigungen. Heute gibt es nicht einmal Schweinekotelett auf Geburtstagen. Selbst Veganer essen Putenbrüste, weil die weg müssen und sie wissen, dass es sich hierbei um kein Fleisch handelt, sondern um Putenbrüste. Ob man nun Putenbrust isst, oder ein Sack Onkel Mercedes Benz kauft eine Baumwollplantage samt Sklaven, ist eben Peng.
Heute kann ich endlich wieder zu meinem Schweinekotelett stehen, weil es politisch so nichts sagend ist. Es gibt es in allen Varianten. In Bioqualität bei REWE und in Aldiqualtät bei Lidl. Manchmal ist es noch so frisch, dass man sich mit dem Fettrand unterhalten kann. Da hängt man dann noch gemeinsam an frischer Luft ab, bevor man kopuliert. Ich beobachte manchmal heimlich kleine Jungs, wie sie sich Schweinefleisch in die vollen Lippen schieben, getarnt als Fischstäbchen, damit es ihnen auch schmeckt.
15. Juni 2013
Frau Ke 15/06/2013 23:41
"so frisch, dass man sich mit dem Fettrand unterhalten kann" ... ich liebe deine Bilder, vor allem die sprachlichen, wenngleich das da oben eigentlich sehr gut zu dem anderen passt. Und es wäre auch ohne Text ein gutes Bild. Aber mit fällt das erst richtig auf.Frechdax . 15/06/2013 23:36
Die Geschichte...neee, sowas kannst nur du, du! ,-)Das Bild allerfeinst.
Redpicture 15/06/2013 21:38
sauber gefaltet.Bernd Kaschner 15/06/2013 21:33
...schreib nicht so viel,sonst wrd das Kotelett kalt.
Haben heut das ERSTE Mal in diesem Jahr
gegrillt, war ein Schmauß.
Gefällt, viele Grüße, Bernd