Sabine Kuhn


Premium (Pro), Herne

. . . die seele . . .

DIE SEELE

Wenn Nacht begräbt des Staubes Schmerzen,
Wohin wird, ach die Seele fliehn?
Sie stirbt nicht – aus erloschnem Herzen
Muss sie zu anderen Reichen ziehn.
Wird sie entkörpert dann auf Sternen
Und Schritt um Schritt zum Himmel gehn?
Wird sie sogleich des Weltalls Fernen,
Ein lebend Aug’, entschleiert sehn?

Unendlich, ewig, nie verwesend,
Allsehend, aber unsichtbar,
Das Buch der Erd’ und Himmel lesend,
Schaut sie im Geist, was ist und war:
Die schwächste Spur aus grauen Jahren;
Die im Gedächtnis dämmern mag,
Das Bild der Dinge, welche waren,
Steht wieder da wie heller Tag.

Zurück ins gärende Gewimmel
Des Chaos taucht sie, und hinauf
Bis zur Geburt der letzten Himmel
Sucht sie der Dinge großen Lauf.
Durch künft’ges Werden und Verderben
Umspannt ihr Blick den Flug der Zeit,
Ob Sonn’ erlischt und Welten sterben
Reglos in seiner Ewigkeit.

Hoch über Lieb’ und Hass und Trauer
Lebt sie in reiner, tiefer Ruh’;
Äonen fliehn wie Jahresdauer,
Und Erdenjahre wie ein Nu.
Weit, weiter schwebt sie ohne Schwinge,
Ein ew’ger namenloser Geist,
Durchs All und übers All der Dinge,
Und weiß nicht mehr, was Sterben heißt.

[LORD GEORGE GORDON NOEL BYRON von ROCHDALE]
* 22. Jan. 1788 in London/England – † 19. April 1824 in Messolongi/Griechenland
Lord Byron war ein britischer Dichter der sog. „Schwarzen Romantik“.


Dieses Composing entstand in Cooperation mit meiner lieben Freundin Gaby ,
die die beiden Vögel hierfür zur Verfügung stellte. Merci, Du Liebe!





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