Retour à la liste
Die Sonne unter den Rosen

Die Sonne unter den Rosen

3 033 12

Diamonds and Rust


Premium (Pro), Braunschweig

Die Sonne unter den Rosen

D80, 790-300 VR; 170mm, F6.3, ISO 100

~~~

Die Sonne unter den Rosen

Lange Zeit davon nur geträumt, öffneten die Knospen der Rose ihre Blüten und steckten sie der aufgehenden Sonne entgegen. Warmes Licht umflutete jede einzelne Blüte jeden Tag einen ganzen Sommer lang. Weil jede der Schönen im Wettstreit mit den anderen um einen möglichst freien Blick auf die Sonne bemüht war und seine Kopf, seine Blätter und vor allem seine Zweige danach ausrichtete um für sich den besten Platz zu erhalten wuchs im Laufe der Jahre der ganze Rosenstock zu einer herrlichen und ausgedehnten Pflanze heran. Und immer wiederkehrend wiegten sich die Knospen im Wind und badeten in Licht und Wärme. Als Dank für jeden strahlenden Tag verschenkte der ganze Rosenbusch seinen wunderbaren Duft der jeden einhüllte, der seine Nähe aufsuchte.
Wenn aber der Sommer zuende ging und die Sonne immer kürzer nur am Himmel zu sehen war und selbst, wenn keine Wolke die Sicht behinderte, die Sonne niemals mehr ihren höchsten Punkt am Himmel erreichte dann verloren die Blüten ihre Farbe. Sie ließen die Köpfe hängen und eine nach der anderen begann ganz leise die einst wunderschönen Blütenblätter fallen zu lassen.
Als auch die letzte Blüte gestorben war und der Gärtner den Rosenbusch zurückgeschnitten hatte, kam hart und scharf mit seiner Kälte der Winter und nur eine Schneedecke milderte zeitweise sein frostig grimmiges Gesicht. Während der ganzen Zeit der Herrschaft des Winters aber schlummerte der Rosenstock und träumte. Er träumte vorsichtig und leise und zart ganz eben wie es Art der Rosen ist. Und dieser Traum von Licht und Wärme geträumt unter einer Schneedecke ließ bei denn ersten Frühlingssonnenstrahlen die Rosen erwachen.
Um von neuem begann der Zyklus der so alt war, dass niemand keine Rose und kein Rosenbusch hätte sagen können wie er seinen Anfang genommen hatte. Die Rosen öffneten ihre Knospen streckten ihre Blätter, richteten ihre Dornen und strebten wiederum der geliebten Sonne entgegen. Untereinander aber trotz der Wärme und des Lichts sprachen sie: „Wieso hat all diese Herrlichkeit gewoben aus Leben, Licht und Wärme gefüllt von unserem Duft ein Ende. Wieso geht die Sonne in der Nacht, wo wir sie am nötigsten hätten? Nennt man uns nicht die Königin der Blumen. Waren wir nicht einst wegen unserer Schönheit der Aphrodite und unseres Duftes wegen dem Rausch geweiht? Wieso verlässt uns die Königen des Himmels immerwährend des Nachts und über eine so furchtbar lange Zeit des Jahres, dass wir sterben müssen?“ So klagten die unverständigen Rosen des Tags und in der Nacht nichts wissend von den Gesetzten denen Alles auch Sonne und Sterne, Sommer wie Winter unterworfen ist.
Die Sonne aber hörte über lange Zeit das Jammern und Trauern der Rosen. In ihrem brennenden Herzen hatte sie die Worte der Rosen Jahr für Jahr vernommen und war doch ungerührt den ewigen Gesetzen gehorchend zu der ihr bestimmten Zeit über den Himmel gewandert und war des Nachts dem Tage und den Rosen fern geblieben.

Eines Tages aber sprach die Sonne zu sich: „Bin ich auch die Königin des Himmels und weit mehr als die Königin der Blumen so will ich doch gehen und sie besuchen.“ Und sie beschloss ihren Gedanken Tat werden zu lassen. Um aber die Rosen und den Rosenbusch nicht zu verbrennen wählte sie ihr schwächstes und unscheinbarstes Gewand, so dass der Mond ihr Bruder, der doch sein Licht nur von ihr hat, heller erschienen wäre und sie wählte um ihre Pflichten tagsüber nicht zu vernachlässigen für ihren Besuch die Nacht. Sich selber aber gestand sie ein, dass sie dieser nie direkt ausgesprochenen Einladung der Rossen nicht nur um derentwillen folgte sondern auch, weil sie, die alles sah neugierig auf den vielfach besungenen, betörend und berauschenden Duft der Königin der Blumen war.
Und so stieg die herrliche, herrschaftsvolle Sonne des Abends vom Himmel herab und begab sich unter die Rosen.

Die Rosenblüten aber, die Sonne unter sich - schwiegen. Sie schwiegen eine ganze Nacht lang. Zum ersten mal war unter ihnen kein Laut zu vernehmen. Sie neigten Ihre Köpfe der Sonne entgegen, genossen den Frieden, die Ruhe, das Licht und die Wärme und Ihr Duft erfüllte den Garten wie es in noch keiner Sommernacht gewesen war.

~~~

Und die Moral von der Geschichte? Keine Ahnung - aber erst war das Bild und dann kam das Wort.

Ich hoffe meine kleine Geschichte zu Wochenende gefällt Euch

Carlos

Commentaire 12