Die Sonnenorgel in der St.Peter-und Paulkirche in Görlitz s.u.
"Bei einem Brand wurde die Kirche 1691 sehr schwer beschädigt und nach ihrer Wiederherstellung mit neuem Inventar ausgestattet. Krönender Abschluss dieser Arbeiten war die Aufstellung einer neuen Orgel, die Eugenio Casparini zusammen mit seinem Sohn nach sechsjähriger Bauzeit 1703 vollendete. Die am 5. Juli 1703 von Orgelbauer Johann Rätzel sowie dem Zittauer Organisten und Musikdirektor Johann Krieger abgenommene Casparini-Orgel wurde am 19. August 1703 festlich geweiht. Sie verfügte über 57 Register auf drei Manualen und Pedal und war damit die damals größte Orgel Schlesiens. Bemerkenswert ist, dass sie kein Rückpositiv mehr hatte, das in der Region Ende des 17. Jahrhunderts aus aufführungspraktischen Gründen immer seltener wurde.
Das sehr beeindruckende (14,40 m hohe und 10,30 m breite) Orgelgehäuse, das Werk des einheimischen Künstlers Johann Conrad Büchau, wurde wegen seiner außergewöhnlichen architektonischen Gestalt international bekannt. Büchau verteilte über den gesamten Prospekt siebzehn sog. Sonnen, die er um goldene Sonnengesichter strahlenförmig mit gleich langen, an der Rückseite jedoch verschieden tief ausgeschnittenen Pfeifen einer zwölffachen Pedalmixtur versah und damit dem Instrument den Namen Sonnenorgel gab. Jede Sonne erzeugte jeweils einen Ton der Pedalmixtur und war außerdem mit einem 8’-Trompetenregister kombiniert, dessen einzelne Pfeifen auf die siebzehn am Orgelgehäuse befindlichen Engelsfiguren verteilt wurden (die restlichen neun Töne der Mixtur und Trompete kamen auf einer eigenen Windlade im Inneren der Orgel zu stehen). Dieses einzigartige Register verfügte über eine eigene Traktur, die am Spieltisch als Sperrventil funktionierte. Im Gegensatz zu den beschriebenen Sonnen wurde die unter dem bekrönenden Giebel des Orgelprospekts befindliche sog. Schnecke als rein dekorativer, fantasievoll aus Zungenpfeifen gebildeter Zierrat gestaltet. "
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