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Dom St. Stephanus und St. Sixtus (Halberstadt) " Blick zum Triumphkreuz, aus meiner Sicht..."

Dom St. Stephanus und St. Sixtus (Halberstadt) " Blick zum Triumphkreuz, aus meiner Sicht..."

KHMFotografie


Premium (World), Kaiserstadt / GosLar in NDS

Dom St. Stephanus und St. Sixtus (Halberstadt) " Blick zum Triumphkreuz, aus meiner Sicht..."

Nikon D 300s / Sigma 10-20@10mm / F 4,0 / ISO 800 / Aufnahmemodus M / 1/40 Sek. +1/3 EV / Freihand / Aufnahme 2012

Der Halberstädter Dom besitzt eine ganze Reihe bedeutender Kunstwerke. Der Innenraum ist sehr in die Höhe gestreckt, und diese Höhentendenz des Raumes wird in dem riesigen spätgotischen Lettner aufgegriffen, der ungefähr in der Mitte des Langhauses steht.

Der Lettner selbst wurde 1505 hergestellt. Den oberen Teil der ganzen Konstruktion bildet aber eine Triumphkreuzgruppe, die älter ist als die ganze Kirche. Sie stammt aus dem ottonischen Vorgängerbau aus der Zeit um 1210/20. Sie wurde aus Eichen-, Linden- und Fichtenholz hergestellt und hat eine Höhe von 5,15 m bei einer Breite von 3,50 m. Die Einzelfiguren haben eine Höhe von ca. 2,40 m. Die ganze Gruppe war ursprünglich - wie meistens im Mittelalter - farbig gefasst. Sie gehört zu den wichtigsten plastischen Kunstwerken auf deutschem Boden aus dieser Zeit. Die Gruppe der fünf Figuren steht auf dem sogenannten Apostelbalken, der die zwölf Apostel als Träger des christlichen Glaubens zeigt und mit seinen 8,50 m Länge das ganze Mittelschiff überspannt. Der gekreuzigte Christus steht außerdem noch symbolisch auf dem Grab Adams. Christus ist hier im Typus des leidenden Erlösers dargestellt, neben der trauernden Maria und Johannes, und außen flankiert von zwei Cherubim auf Feuerrädern.

Die Darstellung des gekreuzigten Christus hat in der mittelalterlichen Kunst einige entscheidende Wendungen durchgemacht, die typisch sind für die jeweilige Auffassung, in welcher Funktion man den Gottessohn sehen wollte. Hier haben wir einen Übergangsstil vor uns. Christus ist nicht mehr nur „stehend“ abgebildet wie in der Plastik der Zeit davor, sondern schon leicht s-förmig, „hängend“. Die ältere, stehende Haltung entsprach dem Bild vom Herrscher, daher auch der Name Triumphkreuz. Hier um 1210/20 ändert sich die Sichtweise allmählich vom Herrscher zum gekreuzigten Menschen, zum Leidenden. Gleichzeitig verweist die Kombination der Apostel auf dem tragenden Balken zusammen mit den seitlichen Cherubim der Apokalypse auf das Einssein von Kreuzigung und Jüngstem Gericht.

Die Kreuzigung ist das wichtigste Thema des christlichen Bildkreises. Richtiger wäre die Bezeichnung „Christus am Kreuz“, da ja nicht der Akt der Kreuzigung, sondern sein Ergebnis dargestellt wird. Die Entstehungsgeschichte der Kreuzigungsdarstellung in der Kunst ist in manchen Punkten noch strittig. Christus wird zu Anfang des frühen Christentums noch in der Stellung des Oranten, also des Anbetenden zwischen den beiden Schächern gezeigt, also eigentlich nicht als Gekreuzigter. Das Kreuz ist in diesen alten Darstellungen nur angedeutet, als Symbol oder als Zeichen dazugegeben.

Erst im 6. Jahrhundert entstehen die ersten historischen Kreuzigungsbilder, auf denen Christus deutlich erkennbar an das Kreuz genagelt ist. Später wird es immer üblicher, Maria zur Rechten Christi und Johannes zu seiner Linken unter dem Kreuz aufzustellen. Christus wird anfangs als Lebendiger am Kreuz dargestellt mit langem Haar und einem engen, ärmellosem Gewand. In karolingischer und ottonischer Zeit hat Christus oft einen Lendenschurz. Er wird zunehmend von symbolischen Nebenfiguren begleitet, hier in Halberstadt von den Cherubim.

In romanischer Zeit, aus der diese Plastik stammt, entstehen zuerst in Italien die Triumphkreuze, die diesseits der Alpen nur als plastische Gruppen erscheinen. Die Halberstädter Gruppe gehört neben Wechselburg und Freiberg zu den drei bedeutendsten Beispielen in Deutschland. Zum Namen Triumphkreuz passt auch, dass es stets sehr hoch im Raum angebracht ist.

In der Gotik änderte sich das Schema der Kreuzigungsdarstellung, und diese Veränderung sieht man hier schon wirksam werden. Aus dem Christus als göttlichem Sieger wird der neue Typus: Christus als leidender Mensch. Und damit hängt zusammen, dass sich die einstmals stehende Haltung zu einer hängenden verändert. Man muss hier auch auf die Fußstellung achten: Christus steht mit beiden Füßen auf einer Schlange, die Füße sind nicht angenagelt. Das wird sich später ändern.

Nach 1220 entwickelte sich der Typus des „hängenden Christus“. Ein erster Schritt dazu war, dass die Füße übereinander gelegt und mit einem Nagel an das Kreuz geschlagen sind (Entwicklung vom „Zwei-Nagel-Typus“ zum „Ein-Nagel-Typus“), was einen Verlust an Symmetrie bedeutet und damit an Strenge und auch an Repräsentation. Aber damit sind auch sehr viel größere Bewegungsmöglichkeiten in der Gestaltung des Körpers gegeben, der jetzt als Leidender und nicht mehr als Herrschender dargestellt wird.

Eine Ausnahme von dieser Regel stellt das berühmte hölzerne Gero-Kreuz aus der Zeit um 970 im Kölner Dom dar, es ist das einzige erhaltene monumentale Christusbild am Kreuz aus dem 10. Jahrhundert. Hier ist Christus im „Zwei-Nagel-Typus“ dargestellt.

Textquelle : http://de.wikipedia.org/wiki/Dom_zu_Halberstadt#Der_Lettner_mit_der_Triumphkreuzgruppe

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