Don Quijote - Bad Hersfelder Festspiele 2014
Am Samstag, den 14. Juni 2014, hatte DON QUIJOTE, das Schauspiel für die ganze Familie, Premiere bei den 64. Bad Hersfelder Festspielen. Die Uraufführung des Bühnenstücks, welches von Tobias Bungter nach dem Erfolgsroman von Miguel de Cervantes aus dem Jahr 1605 bearbeitet wurde, konzentriert er sich in seiner Fassung auf die Aspekte, die in Cervantes Roman eine Schlüsselfunktion haben: die Freiheit des Willens und die Macht der Fantasie sowie die Kraft der Freundschaft und die Notwendigkeit an das Unmögliche zu glauben.
Anlass für den Roman war für Cervantes die Tatsache, dass im späten Mittelalter Ritterromane zu den beliebtesten Lektüren zählten. Mit seinem Roman wollte er nicht nur die Ritterromane parodieren, sondern auch zeigen, dass die übermäßige Lektüre dieser Gattung den Lesern den Verstand raubt und die Sinne vernebelt. Die wohl bekannteste Szene ist Don Quijotes aussichtloser Krampf gegen Windmühlen. Dort setzt auch die Bühnenfassung der Regisseure Tobias Bungter und Laura Quarg ein, wenn Alonso Quijano, ein kleiner Landadeliger der „irgendwo“ in der Mancha in Spanien lebt und fast alle Ritterromane gelesen hat, selbst ein „fahrender Ritter“ werden möchte. Er ändert seinen Namen in Don Quijote, um sich nun todesmutig in Gefahren und Abenteuer zu stürzen und ewigen Ruhm zu erlangen. Mit seiner rostzerfressenen Rüstung, die er geerbt hat und einem selbst gebauten Helm aus Pappe und Metall schwingt er sich auf seinen alten dürren Gaul, den er Rosinante nennt und reitet los. Eine Jungendliebe, die er seither nicht mehr gesehen hat, erwählt er zu seiner Herzensdame und nennt sie nun Dulcinea von Toboso. Auch während des Stücks taucht sie zwar mehrfach als Traumgestalt auf der Bühne auf, aber real wird er sie nie zu Gesicht bekommen. Unterwegs nimmt er einen Bauern als seinen Knappen an, der ihn fortan begleitet. Er heißt Sancho Pansa und ist nicht nur optisch das Gegenstück zu dem langen, hageren Don Quijote. Er ist klein, dick und mit einem gesunden Menschenverstand und einer gewissen Bauernschläue ausgestattet. Obwohl er erkennt, wie verrückt sein Herr ist, hält er ihm die Treue, da dieser ihm nach den ruhmreich bestandenen Abenteuern eine Insel versprochen hat.
Bei solch einer Romanvorlage aus 1605 stellt sich natürlich die Frage, wie man sie in eine moderne Bühnenfassung umsetzten kann, die auch noch für die gesamte Familie geeignet ist. Dazu hat sich das gesamte Team eine Menge faszinierende Dinge einfallen lassen. Angefangen vom neonfarbenen Bühnenbild und den schrill, bunten Kostümen von José Luna und dem plakativ bemalten Wohnwagen sowie den exzellenten Lichtsetzungen von Ted Meier, bis zu dem ausgezeichneten 12-köpfigen Ensemble. Besonders die Kostüme der Fabelwesen in der Eingangsszene bei Kampf mit der Windmühle, sind absolut faszinierend und ein optischer Leckerbissen für die Sinne. Bei den Schauspielern ist besonders die Leistung von Viola von der Burg, in der Rolle des Don Quijote, hervorzuheben. Sie spielt absolut überzeugend den hageren, verschrobenen, aber liebenswürdigen Don Quijote. Überraschend ist für viele vielleicht die Besetzung der Rolle mit einer Frau, aber im Verlauf des Stücks wird sehr schnell deutlich, dass sie die Idealbesetzung für diese Rolle ist. Auch Thomas Gimbel als Sancho Pansa an seiner Seite füllt die Rolle des realistisch denkenden und ständig sprichwörterklopfenden Knappen mit einer starken Bühnenpräsens aus. Er verkörpert das perfekte Gegenstück zu seinem Herrn. Viele Lacher vom Publikum bekamen auch die Gefährte von Don Quijote und Sancho Pansa. Aus einem modernen Motorrad wird mit Drähten, Metall und Stoff das klapprige Pferd Rosinante und ein kleines Moped wird zum Maultier für Sancho Pansa. Damit brettern sie von Abenteuer zu Abenteuer. Der von Maximilian Pekrul gespielte Bösewicht und Gegenspieler von ihnen, der Kommissarius der Heiligen Brüderschaft, trägt (natürlich) schwarze Kleidung und kommt mit einem Segway auf die Bühne. Witzig ist auch die Rolle von Laura Quarg (auch Regie) die Sanchos Tochter spielt und auf einem Dreirad über die Bühne kurvt.
Insgesamt ist es eine großartige, fantasievolle und wunderbar überdrehte Inszenierung, die das Publikum am Samstagabend absolut begeisterte. Der langanhaltende Schlussapplaus und die stehenden Ovationen des Publikum und eine Tanz- und Gesangseinlage des Ensembles belegten dies eindrucksvoll. Es ist ein echtes Familienstück bei dem es nie langweilig wird und immer wieder die Fantasie der Zuschauer angeregt wird. (Text: Elke Baron / Fotos: Fred Rehberg)
Info und Tickets:
http://www.bad-hersfelder-festspiele.de/spielplan/don-quijote.html
Mehr Bilder im Ordner:
http://www.fotocommunity.de/meine-community/fotos/don-quijote-2014/812418
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