Nord


Premium (Pro), Gütersloh

Drakestraße / Drakepassage

... so nennt sich die Meeresfläche zwischen dem südlichen Punkt des amerikanischen Kontinents und der nach Norden reichenden Antarktische Halbinsel.
Diese Gewässer verbinden den Atlantik mit dem Pazifik. Der Name kommt von Sir Francis Drake, der bei seiner Weltumseglung - die zweite nach Magellan - in einem Sturm weit nach Süden getrieben wurde. Somit wurde erstmals dieses Gewässer befahren.
Die Drakepassage gehört zu den stürmischten Gebieten der Erde, da hier die kreisenden Winde und Wellen durch dieses recht schmale ca. 800km breite Nadelöhr hindurch müssen. Es entsteht somit das größte Strömungssystem der Erde und zugleich auch einer der größten Schiffsfriedhöfe.
Ca. vom 56. bis 58. Breitengrad wird mitten in der Straße die Grenze zur Antarktis überschritten, die antarktische Konvergenz, in der das kalte antarktische Wasser unter das etwas wärmere subantarktische Oberflächenwasser absinkt.
( Infos aus dem Reise-, Lese und Informationsbuch Antarktis)

Mit dem Verlassen des Garibaldi Fjordes und dem ersten Landgang auf den Südshetlandinseln vergehen 2 Tage / 3 Nächte mit Seefahrt.
Wie schon erwähnt ist ein Orkan abgezogen und der nächste soll bereits im Anmarsch sein. Man berichtet von Windstärke 10-12, wie die See aussieht, davon können wir uns selbst ein Bild machen. Auf der Rückreise ist das Szenario identisch, vielleicht nicht ganz so windig, die Wellenhöhe wird aufgrund der noch aufgewühlten See mit max. 10m angegeben.

Viele Mitreisende hat's erwischt und wir sehen sie erst nach 2 Tagen wieder. Gottlob bleiben wir putzmunter, warum auch immer, auf anderen Seereisen lagen wir aber auch schon flach. Immerhin rollt das Schiff nicht!
Während dieser reinen Seetage wird es auch nicht langweilig, was von einigen Bekannten oft nicht so richtig verstanden wird.
In der Panoramalounge auf Deck 8/9 kann man sich wunderbar niederlassen und ein Buch aus der recht interessant bestückten Bibliothek zur Hand nehmen.
Man kann dort auch einfach zusehen wie die Gischt und spritzenden Wassermengen des stampfenden Schiffes bis hier oben vor die Scheiben klatschen.
Zwischendurch gibt's natürlich was zu essen. Für diejenigen die noch Appetit haben und bei denen es drinnen bleibt auch ein guter Zeitvertreib.
Vorträge des Expeditionsteams stehen ebenso auf dem Programm. Die finden in der abgedunkelten Lectur Hall im vorderen Bereich auf Deck 5 statt. Und Achtung,... wer sich hier dann bei den beschriebenen Verhältnissen mit schon etwas flauem Gefühl niederlässt, um sich einen der fachlich wirklich interessanten Vorträge anzuhören, ist in nullkommanix wieder draußen, mit dem Ziel, möglichst schnell die nächste Toilette zu erreichen. Na ja, am Eingang zum Saal werden auch entsprechende Tüten gereicht. Einmal wurde ein Vortrag auch abgesagt, weil es aufgrund des Gescheppers im Raum einfach nicht möglich war, der Lektor war aber wohl auch nicht mehr ganz fit.

Ein guter Zeitvertreib ist an die frische Luft zu gehen, was ich ausgiebig wahrgenommen habe. Ich gebe aber zu, dass wir uns teilweise auch gewundert haben, dass die Aussendecks immer freigegeben waren, dies war bei anderen Seereisen nicht immer so.
Da man im Heck des Aussenbereiches auf Deck 6 durch den Aufbau des nächsten Decks von oben geschützt ist, kann man sich dort wunderbar aufhalten, die Aussicht genießen und Seevögel beobachten. Auch bekommt man keine Wasserladung ab, wie im Bug des Schiffes, bei 2°C bis 4°C Wassertemperatur auch nicht so erquickend.

Da hinten steh ich nun, auch mal 2-3 Std. am Stück, u.a. mit dem Ziel die Vogelwelt des Südpolarmeeres zu Gesicht zu bekommen.
Seevögel zu beobachten die das Schiff begleiten und ihm folgen, die es in unseren Breiten nicht zu sehen gibt, war ein ganz großer Wunsch schon weit vor Beginn der Reise.
Den Gedanken haben auch andere Passagiere, bei dem Wind und Wetter kommt aber kein Gedränge auf.
Ein chinesischer Mitreisender, "besohlt" mit Badeschlappen, versucht es mit seiner 600mm/4er Festbrennweite und entsprechend stabilem Stativ. Bei dem Auf und Ab merkt er aber ganz schnell, dass das Vorhaben nicht zu kontrollieren ist. Bevor er mit dem Equipment zu Boden geht oder das ganze Geraffel über Bord fliegt, packt er lieber wieder zusammen. Kurze Zeit später kommt er zurück, mit handlicherem Gerät und festem Schuhwerk an den Füßen. Vielleicht hat er ja auch den auf dem Bild daher sausenden Kapsturmvogel erwischt,... es wird halt nicht langweilig!

Drakestraße - chilensiches Patagonien u. Antarktis Nov./Dez. 2017

Commentaire 12