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"Du willst es gemütlich? Dann nimm Dir doch Deine Decke mit wenn wir Dich zwangsräumen!"

"Du willst es gemütlich? Dann nimm Dir doch Deine Decke mit wenn wir Dich zwangsräumen!"

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"Du willst es gemütlich? Dann nimm Dir doch Deine Decke mit wenn wir Dich zwangsräumen!"

Blogger gesucht! Bitte schreibt über den Gnadenacker! Mehr Infos und Bilder lass ich euch gern zukommen!

Vorstellung der Bewohner des Gnadenackers, den die Stadt München räumen lassen will, weil er die schöne Bundesgartenschau stört. Die Obdachlosen dürfen sich dann ihre Bauwagen für 500E/Stück aus der KFZ-Verwahrstelle abholen.
Dabei ist der Acker Privatgelände und ordnungsgemäß gepachtet! Aber die Nutzung widerspricht dem Baurecht, also sollen die Leute (die hier seit 1996 sehr gut organisiert unter einem gemeinnützigen Verein in Selbstverwaltung leben) weg.
Mehr Infos unter diesem Bild:



Als ich mich mit Rudi unterhalte, höre ich neben einen Aufschrei und sehe Dieter, der sich lachend seinen Fuß reibt, auf den Blacky den Stein, mit dem er die ganze Zeit spielte, fallen gelassen hat.
Ein, zwei Wohnwagentüren gehen auf und Dieter darf sich schadenfrohe Kommentare anhören.
Ich laufe mit ihm ein paar Meter zu seinem Wagen und er zeigt mir seine Hündin die zusammen mit seiner Katze im Wagen sitzt, weil sie beim Spaziergang neben dem Buga-Gelände in eine Glasscherbe getreten ist und ihre verbundene Pfote jetzt erst einmal schonen soll.
Er setzt sich auf die Treppe und ich mache zwei Bilder.

S: Dieter, magst Du Dich kurz vorstellen?
"Ja, also ich bin der Dieter und ich bin seit 2000 hier. 1999 hatte ich eine Zwangsräumung und dann hab ich bei der Paul-Heyse-Unterführung im Biwak gepennt und dann bei ner alten Tankstelle. Naja und dann kam ich durch meinen Kumpel Helmut auf den Gnadenacker. Zuerst war ich im großen Zirkuswagen und dann später hab ich einen eigenen Bauwagen bekommen und da wohn ich jetzt mit meiner Hündin und meiner Katze."

S: Und vertragen die sich denn gut?
"Da gibt's eigentlich nie Probleme, hier verträgt sich jeder mit jedem. Die Tiere und die Menschen."

S: Beschreib doch mal bitte wie das so ist auf dem Acker zu leben, damit sich die Leute das vorstellen können.
"Das ist einfach meine Heimat hier. Ich kann kommen und gehen wann ich will. Ich hab ein Dach überm Kopf für mich und meine beiden Viecherl. Und meine Freunde sind hier.
So einfach ist das eigentlich."

S: Wie soll es denn jetzt weitergehen?
"Der Acker soll bleiben! Der Acker ist Freiheit. Ich mag die Gemütlichkeit hier, das Grillen im Sommer. Mein Lebensgefühl wäre weg ohne den Acker..."

Ich stutze beim Wort "Lebensgefühl" und begreife, dass ich das seit langer Zeit mal wieder aus vollem Herzen gehört habe und nicht als Teil eines platten Werbeslogans.
Wir verabschieden uns und ich laufe zurück zum Auto - die Abzüge sollen so schnell wie möglich fertig werden.
Später an diesem Abend bringt mich Dieter dann doch noch mal zum Lachen: Auf einem (eigentlich sehr schönen) Bild streichelt er Quanda, die Hündin von Jesus, und schaut dabei äusserst angestrengt. :)


Sorry wegen den drastischen Titeln, aber es ist keine Zeit für Zärtlichkeiten.

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