Ehe im Schatten
[Südwestkirchhof der Berliner Stadtsynode, Stahnsdorf bei Potsdam • 9. September 2023]
Dieser evangelisch-überkonfessionelle Waldfriedhof vor den Toren Berlins ist der zehntgrößte Friedhof der Welt.
Mit 206 Hektar ist er außerdem nach dem Hauptfriedhof Hamburg-Ohlsdorf der zweitgrößte Deutschlands.
Schauspielerfamilie Gottschalk – Ehrengrab der Stadt Berlin im Block Charlottenburg
Joachim Gottschalk, seine jüdische Frau Meta Wolff und ihr Sohn Michael beendeten am 6.11.1941 ihr Leben.
Joachim war zunächst Bühnenschauspieler in Stuttgart, Meta erhielt schon 1933 Auftrittsverbot.
Ab 1938 war er bei der Ufa verpflichtet uns spielte u.a. in "Du und ich" an der Seite von Brigitte Horney.
Goebbels stellte Joachim 1941 vor die "Wahl", sich scheiden zu lassen und so dem Fronteinsatz zu entgehen.
Für Meta hätte eine Scheidung die Deportation in ein Arbeits- oder Vernichtungslager bedeutet.
Der achtjährige Michael wäre wahrscheinlich sofort in die Gaskammer geschickt worden.
Joachim traf die Entscheidung, sich und seinen Liebsten dieses Schicksal zu ersparen.
Sie nahmen Schlaftabletten ein und ließen das Gas aus dem Herd in die Wohnung strömen.
Die befreundete Inge Meysel verlor über die unerwartete Todesnachricht ihr Baby und blieb danach kinderlos.
Die Beisetzung der Gottschalks geriet zu einer Demonstration der Ufa-Künstler gegen Goebbels.
Obwohl die Teilnehmer von der Gestapo fotografiert wurden, ließen sie sich nicht einschüchtern:
Brigitte Horney, René Deltgen, Gustav Knuth, Hans Brausewetter, Werner Hinz, Wolfgang Liebeneiner, Ruth Hellberg.
Das Schicksal der Gottschalks wurde literarisch mehrfach adaptiert:
• Novelle "Es wird schon nicht so schlimm" 1946 von Hans Schweikart
• DEFA-Film "Ehe im Schatten" 1947 von Kurt Maetzig (nach Schweikarts Novelle) https://youtu.be/ikCktCXrmwk
• Theaterstück "Times Like These" 2002 von John O’Keefe
In meiner Sammlung habe ich die Autogramme der beiden Filmhauptdarsteller, Paul Klinger und Ilse Steppat.
anne47 22/09/2023 22:55
Eine traurige Geschichte, ich habe früher mal davon gelesen,aber das Schicksal dieser Familie ist bedrückend. Was für ein Wahnsinn, man kann nur hoffen, dass solche Zeiten nie wieder kommen.
LG Anne
ralf mann 13/09/2023 8:29
Ich kenne leider nur den Thomas Gottschalk.Aber ich lese von einer der vielen schicksalhaften Ereignisse der NS-Zeit, welche auch vor jüdisch stämmigen bekannten und beliebten Künstlerpersönlichkeiten und deren Familien nicht Halt machten. Gruß Ralf
Zwecke 11/09/2023 12:45
So ein Besuch auf einem Friedhof kann sehr interessant sein, wir haben bisher nur den in Wien besucht, dort liegen viele Prominente, Künstler, Musiker und Schauspieler.LG Horst
Fotobock 11/09/2023 0:53
Die Schicksale der damaligen Zeit berühren. Lg Barbarasabiri 10/09/2023 19:59
Diese Geschichten muss man immer wieder hören als Warnung für uns alle.LG Gerhard