ein fröhlicher schnorrer
Gerhard Körsgens Foto von dem Flaschensammler hat mich berührt und auch inspiriert,
Das hier hab ich schon vor monaten aufgenommen, war ne interessante situation, er sitzt gutgelaunt da am bahnhof Leipzig, mit seinem hund und schnorrt (erstaunlich erfolgreich übrigens- da flogen ständig münzen in seine Tasse) ich hab mich danebengesetzt und mit Ihm geplaudert, er war nur leicht angetrunken und auch alles andere als dumm- und- bevor wieder komische anfragen kommen- er hatte nix dagegen das ich ihn fotografiere und das veröffentliche,
"Sollen ruhig alle sehen das ich hier sitze, ist kein geheimnis das meine kohle kaum zum Leben reicht"
Und wenn jetzt wieder welche denken sollten : "das ist doch n junger Mann, der ist nur zu faul zum arbeiten"- nein, er ist EU Empfänger wegen seinem kaputten bein und hat nur ne winzige Rente,
soviel meinerseits zum Thema: Unsere reiche Gesellschaft und die Menschen die sich ohne sich schämen zu müssen selbst helfen !
ghostryder 12/01/2012 22:29
@andy- danke für den Artikel, hab Ihn aufmerksam gelesen, war berührend aber nicht wirklich überraschend,leider !
Steinreiche Leute haben kein "Erbarmen" für solche (wie der Typ auf dem Bild) die weit unterhalb der armutsgrenze leben. Und auch oftmals unverschuldet.
Sie spenden nur ganz offiziell, am besten mit viel Presserummel drumrum- das ist gut für PR und Prestige !
Und wenn es mal (bezogen auf den artikel) ne spende gab in diesem megareich-viertel- dann immernur von Angestellten und meist von Frauen die erwiesenermaßen eine stärkere soziale ader haben. Oder auch vom pfarrer, der geht nicht wirklich soweit, das er radikal sein Heiligtum- die Bibel- anzweifelt !
Die Millio/milliardäre selbst reden nie persönlich mit nem Penner, obwohl sie mit Sicherheit CDU wählen und sich als gute Christen betrachten.
Das mit dem "guten Christen" ist für sie nur gut fürs gewissen, mehr nicht.
Klar spenden Normalverdiener viel mehr, weil sie wissen das es mist ist wenn die kohle knapp wird und das bestimmt schon selbst manchmal erfahren haben. Die haben einfach den bezug zur realität nicht verloren.
Die da "ganz oben" wissen das nicht, sind oftmals schon mit dem goldenen Löffel im mund geboren und ziehen auch ihre kinder so auf,(selfmade millionäre gibt es heute kaum noch- diese vom Tellerwäscher zum millionär story ist längst geschichte und läuft heute nicht mehr)
Klar, insgeheim mögen sie unbewußt ein schlechtes gewissen haben- deshalb auch stets dieses "Angestellte vorschicken"- sie haben sehr selten Bezug zum wirklichen Leben, wollen es nicht sehen- wer will schon gern Elend sehen wenn er in einem Haus aus Gold wohnt, und für den schon dreistöckige Reihenhäuser sowas wie slums sind?
Es gibt trotz alledem auch Ausnahmen, Bill Gates zb. hat soweit ich informiert bin 95% !!! seines milliardenvermögens ohne viel PR-Rummel an die dritte welt zwecks bildung der kinder dort gespendet- man kann also nicht alle über einen kamm scheren.
Ich würd mir wünschen der kerle da auf dem bild könnte diese kommentare hier jetzt lesen (wird er höchstwahrscheinlich leider nicht)- aber fändes bestimmt gut !
think
PS.: der Hund sah nicht unterernährt aus, wenn der Typ etwas isst (und das tun wir ja alle jeden Tag), dann fällt immer auch was für Ihn ab, und er hat auch ne wichtige schutzfunktion, denn wenn jemand schlecht laufen kann in ner großstadt mit hoher kriminalität, dann isses bestimmt nicht verkehrt n großen hund zur seite zu haben, nachts allein in dunklen straßen..
Andy Volant 12/01/2012 20:11
Danke, EU Rente hatte ich igrendwie verdrängt. Privat heißt das ja BU.Das mit dem Hund...der kostet wahrscheinlich nicht wenig, mit Futter, Tierarzt, etc. Andererseits ist das auch so ein soziales Wesen und eben für Spenden gut.
Da war letztens ein interessanter Artikel in der ZEIT, zu der Frage, ob reiche Menschen eher bereit sind zu helfen als weniger bemittelte. Sehr interessant, daß zumindest oft mit Lebensmitteln geholfen wurde.
http://www.zeit.de/2011/52/DOS-Maria-und-Josef
ghostryder 12/01/2012 18:52
ich hab mit Ihm ne kippe geraucht, ne weile geplaudert, und ihm dann noch 2 kippen gegeben, bevor ich weiter mußte- wollte ja mein zug nicht verpassen ;)think
kimski 12/01/2012 5:47
Hast du ihm was in sein Töpfchen gegeben? Oder hast du gemeint, wenn du mit ihm redest wärst du befreit von der Abgabe?ghostryder 11/01/2012 22:11
@andy & seven- nein, das es ihm direkt schlecht geht hat er ja auch nicht gesagt, ich auch nicht, und mit ner EU (Erwerbsunfähigkeitsrente) bekommt er in ner stadt mit hoher Arbeitslosigkeit eben höchstwahrscheinlich keinen job- deswegen heißt es ja auch "Rente"- er ist nicht mehr vermittelbar von Amt,ja Rauchen kostet eben viel geld, aber millionen menschen in Deutschland müssen für Ihre Nikotinsucht eben teuer zahlen. Das schmälert in seinem Fall die magere rente natürlich ganz schön.
Klar- mit allerhand Glück könnte er in irgendein Behinderten-Arbeitsprogramm reinkommen. So könnte er vielleicht auch paar Eus dazuverdienen- aber scheinbar kommt er so effektiver über die Runden, das muß jeder selbst wissen- und überhaupt, es zwingt Ihn ja niemand ihm geld in die Tasse zu werfen.
Der mp3 player kostet n appel undn ei, der Hund eigentlich nix, denn schon allein wegen dem hund sind die Leute die vorbeigehen nicht geizig- der löst doch eigentlich ehrlich gesagt mehr mitleid aus als der Typ !
Und das Bier? Die meisten deutschen Männer trinken abends (mehr oder weniger) Bier- er tuts halt abends auf der straße weil das die beste zeit zum schnorren ist, tagsüber sind die Leute zu sehr in Hektik.
Insofern denkt er halt egoistisch aber effizient, jeder ist sich selbst der nächste.
Ich für meinen Teil toleriere solche Menschen jedenfalls ohne Vorbehalte.
Und ja- er kann froh sein das er in einer reichen gesellschaft lebt und es daher nicht schwer ist, sich auf diese weise selbst zu helfen- ne EU Rente ist schließlich in der regel grade mal 500 € soweit ich weiß.
Klar ist das das wahre Leben, er lebt praktisch von der Hand in den Mund und schnorrt deshalb. Das er das zwingend muß hat niemand behauptet !
think
Andy Volant 11/01/2012 21:40
Gute Komposition, interessante Geschichte.Ich verstehe nur nicht, was das mit "unserer reichen Gesellschaft" zu tun hat. Soll das heißen, die Gesellschaft ist zum Glück reich genug, um diesem Schnorrer ein Zubrot geben zu können?
Und so schlecht geht es ihm zum Glück doch gar nicht. Dank der reichen Gesellschaft hat er eine ordentliche Orthese. Die kostet nämlich auch gerne so um die 600-700 Euro netto, von der Krankenkasse bezahlt (was nicht heißen soll, daß er nicht auch Beiträge gezahlt haben kann). Er hat einen Mp3-Player, eine Kippe, ein Bier und einen Hund. Das ist mehr, als viele andere Menschen haben.
Was ist eigentlich ein EU Empfänger?
schtonk 11/01/2012 21:37
Ein sympathischer Typ, den Blick liebevollauf das Hundchen gerichtet.
Die Schattengestalten treppabwärts symbolisieren
das Vorbeigehen.
Anregendes Doku ohne erhobenen Zeigefinger.
Viele Grüße
vom schtonk
Hans Peter von Wyl 11/01/2012 19:56
Das glaube ich dir aufs Wort. Aber wie das so ist, wenn man weiss, dass man fotografiert wird, nimmt man halt eine Pose ein. Der süsse Blick zum Hund, die neu angefangene Zigarette sind Zeichen dafür. Bei einem street wünschte ich mir einfach etwas mehr Spontaneität.Nichtsdestotrotz ein schönes Doku.
Gruss hp
ghostryder 11/01/2012 16:36
@alle- danke für Euer Interesse !Hans Peter- nix gestellt, der saß wirklich so relax da rum und fands lustig das ich Ihn fotografieren wollte,
ich hab auch keine anweisungen gegeben wie er sitzen oder kucken soll, hab nur gesagt: "bleib ganz normal sitzen als wär ich gar nicht da !"
think
Ingrid H. 11/01/2012 14:55
mutige auseinandersetzung und starke aufnahme unserer gegenwart! lg, ingridHans Peter von Wyl 11/01/2012 13:40
Wirkt für mich etwas gestellt.Gruss hp
MoJo Rising 11/01/2012 9:10
Immer gut mit der entsprechenden Geschichte dazu.LiGrü MO
Gerhard Körsgen 11/01/2012 5:53
Gut !Je besser Bild und Anliegen, desto kürzer der Kommentar ;-)