Ein seltener Einblick...
...bot sich mir im Jahr 2007 in Doberlug-Kirchhain. Vor zwei Minuten stand ich noch mit einem Bekannten unten an der geschlossenen Schranke, direkt vor dem Stellwerk, und erzählte ihm, was denn alles am Bahnhof verändert worden sei – vor allem waren gerade die Formsignale an der Ausfahrt Richtung Falkenberg verschwunden. Da plötzlich hörten wir eine Stimme: "Wollter's euch mal angucken?" Wir blickten uns verdutzt um. Keiner neben uns, keiner hinter uns. Dann blickten wir nach oben, von wo aus der Fahrdienstleiter wohl zugehört hatte. Er lud uns ein, nach oben auf's Stellwerk zu kommen. Klar, das musste genutzt werden! Ein bisschen hatte es etwas, von einem Museum – ein wenig antiquiert wirkende Technik füllte den Raum. Lediglich ein paar graue Container auf der Rückseite des Gebäudes zeugen davon, dass das zweite Stellwerk weiter hinten durch Elektronik ersetzt wurde.
Schaut man aus dem Fenster, so sieht man die RB43 mit einer 143er davor, die gerade auf Gleis 3 in den Bahnhof einfährt. Sie kommt gerade aus Cottbus und fährt weiter bis Falkenberg, im stündlichen Wechsel mit dem RE10, Cottbus-Leipzig. Auf der Brücke im Hintergrund kreuzt die Eisenbahnstrecke Berlin-Dresden – ein Umstand, der Doberlug-Kirchhain zu einem in der Bauart recht einzigartigen Kreuzungsbahnhof macht. Vor dem Fenster steht übrigens jener Kurbelbock, der schon so manchen Doberluger bzw. Kirchhainer (die beiden Ortshälften bestehen darauf, dies zu unterscheiden, obwohl beide schon ewig zu einer Stadt vereint sind!) zur Weißglut brachte. Nicht selten gibt es Schimpftiraden vor dem Stellwerk wegen der lange geschlossenen Schranken. Der Übergang befindet sich in Blickrichtung zwischen Stellwerk und dem sichtbaren Bahnsteig.
Die Aufnahme stammt aus einer analogen Spiegelreflex, gescannt vom Negativ. Der harten Kontraste und der schwachen Ausleuchtung des Stellwerks wegen, musste ich hier stark an Farben und Kontrasten drehen, um es halbwegs brauchbar aufzuarbeiten und sowohl den Bereich vor dem Stellwerk, als auch das Innere dessen sichtbar zu machen. Es ist kein Top-Foto, aber wann hat man schon einmal eine solche Chance?
makna 14/03/2013 18:25
Da hätte ich auch gewollt !!!BG makna
motorhand 13/03/2013 9:19
Toller Einblick !Thomas Jüngling 08/03/2013 9:38
Hallo,ich danke Euch für die Anmkerungen! Leider habe ich von der Hebelbank nur dieses eine Foto. Die nächste Aufnahme war dann schon diese:
Wäre man damals schon digital unterwegs gewesen, wären sicher mehr Aufnahmen entstanden...
Gruß Thomas
Gerhard Kerschke - g.k. 07/03/2013 22:54
Hallo Thomas, gut das du es eingestellt hast, trotz Qualitätsmängel, denn diese Siemens-Technik wird man später nur noch im Museum betrachten können und du hattest ja großes Glück gehabt das du rauf durftest;Hast du auch eine Aufnahme vom Stuhl aus in die andere Richtung mit Hebelbank?
Von mir eine Aufnahme des Stellwerks B1 in Karow/Meckl. mit Block und Hebelbank;
Zu ddr-zeiten waren hier 28Weichen und 9Signale in Betrieb - wovon heut nur noch 14Weichen und 6Signale am Stellwerk angeschlossen sind;
Hier verkehrt nur die ODEG und Gelegenheitsverkehr;
L.G. v. Gerd
Dieter Jüngling 07/03/2013 21:10
Ja, nun besteht ja so ein Stellwerk nicht nur aus dem Bahnhofs- oder Streckenblock. Da fehlen noch der Verschlusskasten und die Hebelbank, je nach Stellwerksausführung.Oft wurden auch noch elektronische Überwachungsbausteine nachgerüstet.
Aber eines hatten wohl alle Stellwerke gemeinsam.
Der Dienst war sehr verantwortungsvoll und interessant.
Ich denke gerne an meine Zeiten auf den Stellwerken in Georgenthal und Oberhof zurück.
Gruß Vati
Fdl Niederwiesa 07/03/2013 16:57
Zweifellos ein nicht alltäglicher Einblick. Nicht nur, weil solche Aufnahmen eher in geringer Menge existieren, sondern auch weil ja die Anzahl mechanischer Stellwerke immer weniger wird. Danke für's Zeigen.VG Holger