Ein Winter mit viel Dampf in Unterwellenborn
Gleich vornweg qualitativ ist das Foto in Anbetracht meiner Möglichkeiten gerade noch zu retten gewesen.
VEB „Maxhütte Unterwellenborn“ - ein Name der bei Eisenbahnfreunden aus aller Welt ein fester Begriff ist.
Sicher nicht wegen den Stahl der in den Werk mehr als mühevoll von einer Masse „Hütten Knechte“
produziert wurde wie wir liebevoll alle Arbeiter der Hütte nannten. Nie hintergründig abwertend gemeint.
Die Sprache derer die dort schuften mußten war hart wie auch die Arbeit selbst.
Wobei man keinesfalls vergessen sollte die ganz gefährliche Arbeit hoch oben auf der Gicht wurde von Strafgefangenen ausgeführt.
Wir sind in Folge meiner Erzählung noch beim eisigen Winter mit relativ wenig Schnee dessen weiß an diesen Ort schnell verblaßte.
Wertvoll vielleicht das Foto deshalb denn unzählige Aufnahmen der Eisenbahnfreunde zeugen von den schwer am Berg sich anstrengenden Maschinen bevor sie ihr Ziel Unterwellenborn erreichten.
Verführt wurden die Fotografen allein wegen einer Menge an herrlichen Strecken Motiven die sich alle paar Meter aneinanderreihten zwischen Saalfeld und Unterwellenborn.
Ehrlich gesagt sehen wir hier eine Zufallsprodukt dank dessen weil ich mitten im Geschehen herumgeisterte.
Volle Breitseite die eine Menge für uns festgehalten hat. In den verhältnismäßig kleinen Bahnhof treffen gleich drei Dampflokomotiven aufeinander.
Alles der Reihe nach, denn wie kamen wir an dem Tag überhaupt an diesen Ort und ich zu meinen Foto.
Rund um die Uhr aber ebenso Sonn- und Feiertags müssen Lokpersonale ihren Dienst verrichten. Selten das ein Dienstplan dir so gerecht wird mit der Familie durchgehend an solchen besonderen Tagen zusammen zu seien.
Über den 22.12.1981 berichtete ich das letzte mal. Die folgenden Tage besser Nächte verbrachten wir auch noch zusammen mit der vorgestellten 41 1150.
Heilig Abend früh war 7.00 Uhr Feierabend doch 18.25 Uhr erneuter Dienstbeginn ebenfalls bis 7.00 Uhr dauerte die Schicht. Also gingen wir am 1.Weihnachtsfeiertag früh nach Hause anschließend dann erfreuten uns an zwei Tage Ruhe.
Montag der 28. Dezember besagte das wir spätestens 6.00 Uhr in der Lokleitung ausgeschlafen und ausgeruht bereit stehen mußten. Zu so was wie Reserve doch mit vollen Programm plus Zugaben: - einen Lokwechsel und einen unschönen mißliebigen Abgang – erst noch die 44 0393 zum aufheizen vorzubereiten ehe der Hammer fiel.
In die Hände gedrückt wurde uns diesmal ein „Dreischläger Kraftpaket“ Öler in Form von 44 0601 mit der es sofort ab in den Bahnhof ging an den Gag 55 444 mit der Abfahrtzeit 7.46 Uhr nach Camburg. Angekommen wurde es Sau knapp da unsere Rückleistung der Gag 56 843 von Rostock Überseehafen schon Gewehr bei Fuß stand mit einer Höchstlast von 2000 t, bestimmt für die Maxhütte Unterwellenborn.
Lz - Eilzugfahrt zur Drehscheibe drehen, Wasser genommen währenddessen die großen Lager nachgeölt, rucki zucki an den schweren Zug. Papiere, Bremsprobe fertig, Ausfahrt Frei schon waren wir wieder in Aktion. Langsam schwerfällig ohne zu schleudern setzten wir uns in Bewegung immer in der Hoffnung der Zugharken hat noch keine Materialermüdung erlitten. Er hielt durch, die Anfahrt ausgeführt mit allem was uns an Kräften zur Verfügung stand. So pendelte sich jetzt langsam aber sicher alles erfreulich gut ein. Die 44er lief rund und der Zug begann uns sogar ein wenig in den Hintern zu treten als wir in Würchhausen durch waren. Nun lief es zügig dahin bis zum planmäßigen Halt von 17 Min in Porstendorf. Die Standzeit wurde bewußt im Fahrplan eingelegt damit wir dann ohne ein störendes Hindernis von Halt zeigenden Signalen durch die kritischen Stellen donnern konnten. Eine von denen z. B. war Jena Saalbahnhof mit seinen sich anschließenden Eisenbahndamm Richtung Göschwitz. Diesmal fuhren wir wie die Götter gutgelaunt getrieben von einer ständigen grünen Welle Saalfeld entgegen.
Dort angekommen wurde die Steuerung auf Rückwärts gelegt, die Lok mit einer Schlußscheibe verziert denn wir durften gleich als Schiebelok an Zug bleiben. Das Rotkäppchen von Güterbahnhof kam schnellen Schrittes daher an unsere Lok geeilt um uns zu unterrichten das der Lokleiter sich in den Kopf gesetzt hatte die Loks in
Unterwellenborn zu tauschen. Aber das wußten wir ohnehin schon.
Vorn setzte sich die 44 0305 an den Zug den wir dann gemeinsam lautstark nach Unterwellenborn brachten. Abhängen um nach Gleis 4 zu fahren dort den Lokwechsel zu vollziehen. Unser Artistengepäck geschnappt zum umsteigen auf die 44 0305 die für mich günstig in Gleis 1 dastand. Ein paar Schritte nur über die Gleise da war nun mein Motiv wie ich es so festhalten konnte an diesen kalten Wintertag.
Ein sagenhafter Gesamtanblick genau nach meinen Vorstellung. Richtig zum wandern im Foto heute spricht man oft vom „Kopfkino“ in so eine Fall.
Der Höhepunkt, modern das Highlight bei dem Foto ist unbestritten der Abstellzug Lrv D 501 nach Könitz welcher nicht mit der 41 1150 sondern 41 1125 die in zügiger Fahrt daher gedonnert kommt. Deren Hauptsignal Hf 1 „Fahrt mit Höchstgeschwindigkeit“ anzeigt die sind hier mit 90 Km/h im Buchfahrplan angegeben.
Den Hintergrund füllt die Maxhütte sich etwas versteckend im nebligen grau über das ganze Bild aus. Vorn links sehen wir ein paar Häuser von Unterwellenborn die an der alten 281 liegen. Sich etwas versteckend hinter der 44er das Bahnhofsgebäude in dem auch eine Kneipe unter gebracht war um den unsäglichen Durst der Jungs von der Hütte zu stillen.
Nur zwei Gleise ein Bahnsteig sind in der Bildmitte klar und übersichtlich zu erkennen mit einer kurzen Überdachung versehen. Der Bahnsteig war durch eine Unterführung von beiden Seiten zu erreichen waren. Dort spielte sich zum Schichtwechsel ein Personenverkehr unglaublicher Art ab. Meist kamen aus beiden Richtungen die Züge gleichzeitig an was ein unvorstellbares Gedränge auf den Bahnsteig verursachte. Menschen Massen soweit man sehen konnte die sich wie durch ein Wunder vergleichbar mit frischen weißen Dampf in der Luft doch auflösten. Letztendlich dann lag der Bahnsteig wieder verweist da den Eindruck erzeugend als handle es sich nur einen kleinen Haltepunkt.
Da fällt mir doch noch etwas lustiges ein das wir einordnen können unter Eisenbahnerschalk der tief drinnen bei fast jeden DR Beschäftigten steckte. Natürlich den Schwarzen auch beigegeben ist wie der Senf zur obligatorischen Bockwurst. Schadenfreude ist bekanntlich die größte Freude.
Folgendes lief am überfüllten Bahnsteig wenn die unzähligen Kumpels nach Hause strömten in Unterwellenborn ab. Gruppenweise mit den Skatkarten in der Hand spielend standen sie an ihren genauen Stellplatz um sofort ihren Stammplatz im Zuge zu erkämpfen. Mitbekommen hatten die schon, sie waren ja nicht dumm, daß die Lok vor der H- Tafel in der Regel zum stehen kommt.
Genau die H- Tafel meine ich die im Bild vor der 41er noch gut auszumachen ist. Um ihr System so richtig durcheinander zu bringen, gleichzeitig die Wartenden in Wallung zu stürzen genügte nur eine knappe Wagenlänge. Ein bösartiges Geschrei erfüllte urplötzlich die Luft, „Anfänger“, oder „Fahrschule“ sind da bald noch eine Liebkosung gewesen unter den zahlreichen Ausrufen. Ein hämisches Lächeln als Lokführer auf der rechten Bahnsteig abgewandten Seite konnte sich der Meister kaum verkneifen. Dich sah ja keiner wenn du weit zum Fenster hinaus nach dem Ausfahrsignal geschaut hast. Mehr anhören aber nie lächeln durfte der arme Heizer den die Kumpels durch die hohe Bahnsteigerhöhung recht nahe gegenüberstanden.
Zu oft sollten solche Gemeinheiten nicht wiederholt werden die Hüttenknechte könnten ihre Gutmütigkeit vergessen sich dein Gesicht merken.
Dafür gab es an Bösartigkeit ein breites unerschöpfliches Spektrum mit vielen Möglichkeiten der Schadenfreude.
Saalfeld erreichten wir mit einer angehängte Übergabe. Sofort ging es rann an den letzten unbequemen Auftrag vor dem Feierabend die 44 0393 vorbereiten zur Wiederbelebung. Jede verfügbare Lok wurde gebraucht weil die inzwischen zahlreichen U– Boote zu der Zeit mehr abgtauchten als standhaft auf den Gleisen ihr zu Dasein fristeten.
Ralf
Jörg-M. Seifert 06/04/2010 20:25
W O WHartmut Wohlfarth 28/02/2010 20:59
Deine Zeilen ach wie viel Wahrheit hier geschrieben ist einfach Traumhaft schön. Deine Aufnahme 5 Minuten von meiner Haustür entfernt ...!!VG Hartmut
Ralf Göhl 09/02/2010 16:46
@ Frank P. du schreibst !>Du solltest ein Buch schreiben!
Angedacht ist habe ich das bereits.
>Eine (meine) Bestellung hast Du schon...
Außer deiner Bestellung sind ein noch paar
vorgemerkt nur ob das reicht um selbstdeckend
ein kleines Buch heraus zu bringen ??
Aber es wird bald wieder Freitag.
Dazu kann ich dir erfreuliches mitteilen, eben bin ich mit der neuen Geschichte zum Bild fertig geworden.
Bis Freitag in der Hoffnung das Bild und Text dir/euch gefallen werden ?
VG Ralf
F. Paul 07/02/2010 20:27
Wunderbar! Das Bild, aber besonders die Geschichte! Du solltest ein Buch schreiben! Eine (meine) Bestellung hast Du schon...Gruß Frank
Michael PK 06/02/2010 18:12
Hammer stark,da verblast doch jeder Plandampf..Steffen°Conrad 06/02/2010 15:57
Die schöne Überraschung zum We !!Ein tolles Winterbild und Story dazu..
Jaja- proppevolle Berufsverkehrszüge kennt man auch noch aus jungen Fahrerjahren- nebst Kommentaren der Insassen ;-))
vgconni
Klaus Kieslich 05/02/2010 18:46
Eine sehr gute PräsentationGruß Klaus
Thomas Pf. 05/02/2010 14:03
Das Bild alleine ist so mittelmäßig, aber mit der Geschichte dazu, kann man es sich lange anschauen...Echt schön erzählt!
Gruß
Thomas
Vir Tuell 05/02/2010 13:57
Ach ja, es ist wieder Freutag.Ich habe mich nicht verschrieben!
rail66 05/02/2010 12:10
Das Retten hat sich gelohnt, sehr schöne Aufnahme und eine wirklich lesenswerte Geschichte.bemi 05/02/2010 11:51
tolles Foto, tolle Story - so wie ich sie auch als Junge an der Modellbahn gespielt habe :)