Eine Bereifte Schwielenflechte (Physconia distorta)
...und darunter eine Lindenflechte (Parmelina tiliacea).
Ganz besonders habe ich mich darüber gewundert,
diese Flechten bei Beatrice J. wiederzufinden,
die diese im März 2011 bereits fotografiert hatte
... und sogar in fast demselben Ausschnitt ...;-)
Es ist tatsächlich reiner Zufall!!
Erstaunlich finde ich, wie wenig sich hier in diesen 2 Jahren verändert hat!
Maria J. 05/02/2013 18:09
@ Ulrich,vielen Dank für die ausführliche Beantwortung
meiner Fragen!
Eigentlich ist es doch auch gut,
dass die Natur nicht allzu berechenbar ist ... ,-)
Wer weiß, was die Menschen sonst noch alles mit ihr anstellen würden ..!
Dass Flechte möglicherweise 1000e von Jahren alt werden können, finde ich faszinierend!
Vielleicht hat Methusalem sie noch täglich auf dem Mittagstisch gehabt ...und somit für sein eigenes langes Leben gesorgt ... ;-)
(Die Frage nach Tschernobyl hast du mir schon mal beantwortet - ich hatte es leider völlig vergessen ... ;-(( )
Das alles ist jedenfalls wieder sehr spannend ...!!
Um deine 15-jährige Flechte tut es mir natürlich leid - schon, weil es so schwierig ist,
einfach mal schnell einen neue anzupflanzen ..;-)
Viele Grüße,
Maria
Ulrich Kirschbaum 04/02/2013 2:34
@Maria: Deine Frage nach der Auswirkung übriger Umweltbedingungen trifft die Achillesferse jeglicher biologischer Diagnostik: Will man eine Ursache-Wirkungsbeziehung herstellen, müsste man eigentlich alle übrigen Faktoren - mit Ausnahme des abgefragten - konstant halten; sonst kann die Ursache einer Veränderung ganz oder teilweise auf den/die nicht interessierenden "übrigen" Faktor/en zurückgehen. Die o.g. Forderung ist aber in der Praxis nicht einzuhalten - daher sind alle biologischen "Messungen" mit einem gewissen Fehler behaftet. Sie deshalb abzulehnen wäre allerdings töricht: Wer heftige Kopfschmerzen hat, wird deshalb zum Arzt gehen, obwohl dessen Ursache-Wirkungsanalyse natürlich auch von diesem Dilemma betroffen sein wird (besser: sein muss). Wenn er ein guter Azt ist, wird es z.B. sagen: Die Ursache könnte eine erblich bedingte Migräne sein, die aber durch andere Faktoren (z.B. Stress, Alkohol, Witterungsbedingungen und vieles mehr) abgeschwächt oder verstärkt werden kann). So ist es auch mit der Flechten-Altersbestimmung: Je konstanter die übrigen Umweltbedingungen, umso sicherer wird das Flechtenwachstum gleichmäßig verlaufen.Tschernobyl: Weil Flechten Wasser und Nährstoffionen nur aus der Luft beziehen, sind sie extrem gute Anreicherer. Das hatte zur Folge, dass die Samen ihr Rentiefleisch nach Tschernobyl nicht verzehren/verkaufen durften, weil sie Flechten gefressen hatten, die die radioaktiven Isotope in ihrem Körper stark akkumuliert hatten. Ich habe allerdings nicht verfolgt, ob und ggfls. wann dieses Verbot wieder aufgehoben worden ist.
Älteste Flechte: Schwer zu sagen, weil sie keine Jahresringe ausbilden -:(
Aus den gemessenen (sehr geringen) Zuwachsraten schließt man, dass manche rosettigen Lager mehrere Tausend Jahre alt sein dürften. Die von mir beobachtete (und ausgemessene) Caperatflechte in meinem Garten hat in diesem Jahr nach ca. 15 Jahren das Zeitliche gesegnet; dies dürfte für viele andere Blattflechten in ähnlicher Weise gelten.
mfg Ulrich
Maria J. 03/02/2013 23:13
@ Ulrich,du hast recht.
Auf Beatrices Foto sehen die Blätter noch völlig intakt aus - auf meinem scheinen sie sich aufzulösen!
Das war mir noch nicht aufgefallen!
Allelopathie ... da fällt mir die Mimose ein,
die ihre Blätter bei Berührung klugerweise zurückzieht,
während diese Flechte die ihren verkümmern lassen muss ... ;-)
Aber dennoch ist es interessant, wie klug die Biochemie hier für ihre Flechten sorgt ...!
Dass man sie zur Altersbestimmung von Steinen benutzt, habe ich auch noch nicht gewusst.
Da müsste doch eine gleichbleibende Luft-Zusammensetzung Bedingung sein ...
oder wachsen sie immer ... egal unter welchen Bedingungen, im selben Tempo??
Auf den Osterinseln könnte ich mir das ja noch vorstellen
... aber bei uns eher nicht ... ;-)
(Haben Flechten eigentlich auf Tschernobyl reagiert?)
Und wie alt war eigentlich die älteste Flechte,
die man jemals gefunden hat?
Hmm, viele Fragen.
Die Dinger werden aber auch immer spannender ... ;-))
LG Maria
Ulrich Kirschbaum 03/02/2013 18:27
Wenn man genau hinschaut, sieht man schon die Veränderung: Das klitzekleine Apothecium, unten links beim Bild von Beatrice ist bei Deinem zu einem ansehnlichen Fortpflanzungsorgan herangewachsen (und schon fast von der Lindenflechte überwachsen). Bei der linken Hauptgruppe ist das untere Apothecium bereits verdeckt und bei der rechten Formation sind sogar mehrere unter Parmelina verschwunden. Sicher wäre das Lappenwachstum der Lindenflechte noch stärker vorangeschritten, wenn es nicht an den Grenzlappen merkwürdige Auflösungserscheinungen gäbe. Könnte es nicht sein, dass sich die Schwielenflechte durch chemische Abwehrstoffe gegen das Überwachsen wehrt?Es ist schon auffällig, dass die Randlappen an anderen Stellen der Lindenflechte deutlich schärfer und exakter zu sehen sind - nur an der Grenze sehe ich solche Auflösungserscheinungen.
Im Pflanzenreich fasst man solche interspezifischen Abwehrmaßnahmen gegen Konkurrenz unter dem Begriff "Allelopathie" zusammen.
mfg Ulrich
P.S. Die Zuwachsrate bestimmter Flechtenarten (meist im mm-Bereich/Jahr) ist bekannt. Man benutzt daher die Wachstumsrate von Flechten zur Alterbestimmung von Steinen --> Lichenometrie). Z.B. hat man auf diese Weise das Alter der Kolossalstatuen auf der Osterinsel - wenn ich mich recht erinnere - auf ca. 400 Jahre bestimmt (was später durch technische Mesungen bestätigt worden ist).
Joachim A. J. 03/02/2013 14:36
Ein sehr ästhetisches Kunstwerk!Herzliche Grüße
Joachim
Werner Zidek 03/02/2013 13:25
Flechten mit sichtbaren schönen Apothecien sind immer wieder ein echter Hingucker... Du hast die Schwielenflechte auch wirklich gut scharf aufgenommen... gefällt mir.Gruß Werner
Sibille L. 03/02/2013 12:06
Wieder eine gute Nahaufnahme.Klasse gemacht.
LG Sibille
Philomena Hammer 03/02/2013 11:40
deine Flechten-Aufnahmen sind schon große Klasse.LG
Klaus Kieslich 03/02/2013 11:00
Eine gute NahaufnahmeGruß Klaus